Luftschlösser
letzte Besuch dort war ja schon sehr angenehm gewesen, aber sicher noch steigerungsfähig.
***
„Ach, Boss, da hat jemand von einer Spedition angerufen und sich etliche Male entschuldigt, weil sich die Lieferung ein paar Tage verspätet hat. Übermorgen wäre dann alles zu Anlieferung bereit. Du sollst nur dort anrufen, um einen Zeitpunkt mit denen zu vereinbaren.”
„Eine Spedition? Verspätung?” Einen Moment lang verstand Persephone nur Bahnhof. Welche Lieferung konnte denn jetzt schon verspätet ankommen? „Hat der gute Mensch am anderen Ende gesagt, worum es sich bei der Lieferung handelt? Ich glaube, ich habe den Überblick verloren.”
Trish konsultierte ihren Notizzettel. „Da war von Order and Store die Rede. Keine Ahnung, was der damit gemeint hat.”
Order and Store... Oh, natürlich, die ungeliebten Büromöbel für das Arbeitszimmer! „Das sind wohl Schreibtisch, Stuhl und Regale für Mr Mannings Arbeitszimmer. Kein Wunder, dass ich diesen Mist vergessen habe - es hat ewig gedauert, bis ich was halbwegs Ansehnliches gefunden hatte. Hab’ gar nicht gemerkt, dass das Zeug schon hätte geliefert sein müssen. Machst du mir bitte eine Verbindung zu dieser Spedition? Wenn das so weiter geht, kann ich bald in diesem Apartment übernachten. Morgen kommen die Jungs von Movers and Shakers, direkt nachdem Kühlschrank und Herd geliefert worden sind.” Persephone machte sich nicht die Mühe, ihr eigenes Büro zu verlassen. Sie rief einfach hinüber zu ihrer Sekretärin, die ebenso laut antwortete. Diese unzeremonielle Art der Kommunikation hatte sich bei den beiden eingebürgert und funktionierte wunderbar.
„Das ist großartig! Soll das heißen, dass Charles bald einziehen kann?” Trishs Stimme war vor Freude einen Ton höher gerutscht. Sie hätte auf keinen Fall etwas dagegen, in Charles Mannings Wohnung zu übernachten.
„Nein”, gab ihre Chefin knapp zurück.
„Schade.”
Persephone hatte keine Zeit, sich über diesen Anflug von Mitgefühl zu wundern, weil die Verbindung zur Spedition endlich stand. Nach ein paar weiteren Entschuldigungen und leichten Zeitproblemen einigte sich der Fahrer mit der strengen Dame am anderen Ende auf einen Termin am frühen Nachmittag. Anlieferung und Aufbau, wie vereinbart.
Jetzt ging dieser Stress wieder los! Die Möbellieferungen waren der Teil der Arbeit, den Persephone am wenigsten schätzte. Im Sekundentakt wieselte irgendwer mit undefinierbaren Einzelteilen auf dem Arm durch die Gegend und ließ sich hundertmal sagen, wo welches Möbelstück aufgestellt werden sollte. Dieser Kraftakt an Koordination und Geduld laugte sie jedes Mal wieder vollkommen aus und brachte sie an den Rand ihres Fassungsvermögens. Das Klingeln ihres privaten Mobiltelefons riss sie aus ihren Gedanken.
„Hallo, ich bin’s. Wollte nur mal fragen, ob du Lust hast, irgendwas zu unternehmen? Kino, Theater, Oper... Ich bin für alle Abenteuer bereit.”
Sie sollte ausgehen ? Mit Charles ? Persephone zog die Stirn in Falten. „Ist dir nicht gut, Charles? Brauchst du ärztliche Hilfe?”
Diese Fragen, in völligem Ernst und mit einer Spur Besorgnis gestellt, brachten ihn total aus dem Konzept.
„Nein, weshalb fragst du? Ich wollte dich einfach mal einladen, nur so. Immerhin hast du mit meiner Wohnung alle Hände voll zu tun. Da kann ein wenig Vergnügen zum Ausgleich nicht schaden.”
Vergnügen ?! Er musste sich einen Virus eingefangen haben. „Ähm, danke für das Angebot, aber ich habe im Augenblick für gar nichts Zeit, das nichts mit deinem Apartment zu tun hat. Du findest sicher jemand anderen für dein, ähm, Vergnügen.”
Charles stammelte einen Abschiedsgruß und legte eilig auf.
„Ich hoffe, wir bekommen unser Geld von Mr Manning. Sein Geisteszustand macht mir Sorgen. Hast du am Telefon etwas von beginnender Umnachtung bemerkt?”
„Nein, wie kommst du darauf?”, fragte Trish entgeistert, trippelte um ihren Schreibtisch herum und blieb im Türrahmen stehen. Wie konnte Perry ausgerechnet an Charles’ geistiger Unversehrtheit zweifeln?
„Er ruft plötzlich aus heiterem Himmel hier an und fragt mich, ob ich mit ihm ausgehen möchte. Hinter dieser Frage kann nur beginnender Schwachsinn stecken”, entgegnete Persephone mit einem Seufzen. Wenn man ihn für unmündig erklärte, würde sie auf den Kosten für seine Bude sitzen bleiben. Keine schöne Vorstellung.
„Boss, ist es dir jemals in den Sinn gekommen, dass Charles Manning dich einfach auf ein
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