Luftschlösser
grillen. Dass er ihr erlaubte, überhaupt in die Reichweite seines Grills zu kommen, grenzte schon an ein Wunder.
„Essen fassen!”, forderte Sebastian seine Familie fröhlich auf, während er einen Teller voll Grillfleisch auf den Tisch stellte.
harles stellte fest, wie sehr er seine Eltern vermisst hatte und dass er sie schon früher hätte besuchen sollen. Es war warm genug, um auf der Terrasse zu essen, Vögel zwitscherten, ansonsten herrschte himmlische Ruhe. So konnte man sich das Leben abseits der Stadt gefallen lassen.
„Ich hatte schon fast vergessen, wie schön es hier ist. Vermisst ihr New York manchmal?” Charles schaute hinaus auf die Rasenfläche des Gartens - militärisch kurz gehalten, saftig grün, der Stolz seiner Mutter.
„Kann ich nicht behaupten. Von dem Lärm und Dreck hatte ich genug. Du, Patsy?”
Patricia schüttelte ihren graugelockten Kopf. „Ich auch nicht. Hier bekommt man auch alles, nur mit mehr Ruhe. Für die ausgefallenen Sachen gibt’s das Internet.”
Charles nickte bedächtig. „Für Ed gilt das offensichtlich nicht. Den bekommt man wohl nie aus der Stadt raus. Ich habe ihn in der letzten Zeit häufiger getroffen. Seine Tochter gestaltet mein Apartment.” Er versuchte, dabei locker und lässig zu klingen. Wenn er schon mit diesem Thema anfing, konnte seine Mom genauso gut dabei sein. Kamingespräche unter Männern hatten ihm sowieso noch nie gelegen.
Patsys Augen weiteten sich. „Die kleine Sephi, wirklich? Ich habe gehört, dass sie und Ed gut im Geschäft sind. Gesehen haben wir sie aber seit Jahren nicht. Vielleicht sollte ich mal anrufen. Wie geht’s den beiden?”
„Sehr gut, denke ich. Edward ist so witzig und gut gelaunt wie immer. Persephone... Nun ja, sie ist mittlerweile der Boss.”
„Wie sieht sie aus?”, wollte Sebastian wissen.
Charles antwortete prompt. „Genau wie Inger. Sie sieht ihr zum Verwechseln ähnlich, geradezu verboten schön.”
„Ist sie auch wie Inger?”
„Nein, Mom, sie ist sehr kühl, ablehnend und beherrscht, ganz anders als früher. Ich frage euch: Wie kommt man an jemanden heran, der so abweisend ist?”
„Höflichkeit, Freundlichkeit, Geduld”, schlug Sebastian vor.
Charles seufzte resigniert. „Versuche ich. Andauernd. Sie behandelt mich trotzdem fast immer wie einen Fremden.”
Patsy richtete sich in ihrem Stuhl auf. „Spielt das denn eine so große Rolle für dich? Du hast sie seit fünfzehn Jahren nicht gesehen. Offenbar hast du sie bis jetzt nicht gerade vermisst.”
„Vielleicht habe ich es nur nicht gemerkt. Ich hatte nicht erwartet, dass es sich so vertraut anfühlt, in ihrer Nähe zu sein.” Er hielt kurz inne. „Und ich war nicht darauf gefasst, dass sie so aussieht.”
„Bringt die kleine Sephi dein Herz zum Klopfen?”, fragte Sebastian mit einem Lachen. „Das ist die pure Ironie. Damals hast du es gehasst, wenn man dir prophezeit hat, dass du zu ihr gehörst.”
„Ich weiß. Eine sehr gehässige Ironie ist das. Denkt bloß nicht, ich hätte vergessen, wie ihr mich damit immer aufgezogen habt. Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte auf euch gehört. Ich wünschte nur, sie wäre noch ein bisschen so wir früher. Wenn man ihre Schönheit außer acht lässt, bleibt auf den ersten Blick nicht viel Liebenswertes übrig. Nur ganz selten, wenn sie einen schwachen Moment hat, kann man erkennen, dass sie ganz tief im Inneren eine wunderbare Person ist. Diese Widersprüche reizen mich. Also, wie bringe ich Persephones Herz auch zum Klopfen? Irgendwelche Vorschläge?” Charles lächelte matt.
„Mein lieber Charly, lass’ ihr Zeit. Je öfter sie dich sieht, desto mehr wird sie sich an dich gewöhnen. Vielleicht kommt dann auch die Vertrautheit zurück”, riet seine Mutter.
„Danke, Mom. Das ist zwar nicht der zündende Gedanke, den ich mir erhofft hatte, aber vielleicht hast du Recht. Darf ich heute bei euch übernachten? Ich bin irgendwie total groggy”, murmelte er gähnend.
Natürlich durfte er. Patricia freute sich, ihr Baby endlich wieder einmal umsorgen zu können, während Sebastian auf etwas männliche Unterstützung im Haus baute.
„Bist du dir sicher, dass du dich nicht in eine fixe Idee verrennst?” Sebastian betrachtete seinen Sohn aufmerksam. „Du hattest eine ganze Zeit lang kein Mädel, bist allein in deinem Hotelzimmer. Da kann man auf die verrücktesten Gedanken kommen, wenn man es mit einer hübschen jungen Frau zu tun bekommt.”
Charles wollte diese Frage sofort als
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