Lukes Verwandlung (German Edition)
ganz offensichtlich verschwendete der junge Cowboy keinen Gedanken mehr an seinen letzten Job. Sein Abschied war weniger spektakulär als all die Dinge, die er sich in der Zeit hier geleistet hatte.
Bevor der Cowboy, der aufgepasst hatte, sich einer anderen Arbeit zuwenden konnte, kam Luke auf ihn zu.
„Hank“, sprach Luke ihn an, und kam so nahe an die Koppel, dass er für seine Unterhaltung nicht schreien musste. Da er nicht wusste, ob das Johnny in seinem seligen Schlummer störte.
„Steht Ihnen gut, Boss“, schmunzelte der Cowboy, und warf einen neugierigen Blick auf das kleine Bündel in Lukes Armen. „Wünschte, ich hätte auch ne Frau und so einen kleinen Racker.“
Luke verzichtete auf eine Erwiderung. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das wirklich Hanks Wunsch sein könnte. Dazu war der viel zu sehr Sonnyboy und hinter den Frauen her. Dass sich dieser Schürzenjäger ernsthaft für nur eine Frau begeistern könnte, konnte Luke nicht einmal in Erwägung ziehen.
„Kann man das mal anfassen?“, deutete Hank auf das Baby, dessen kahles Köpfchen noch nicht einmal wirklich hübsch zu nennen war. Klein und niedlich, aber nicht wirklich hübsch so ohne Haare. Was Hank sich darum mit dieser Frage dachte, konnte Luke nicht nachvollziehen. Babys waren nur für ihre Eltern interessant, zumindest vermutete das Luke.
Er lehnte das Ansinnen seines Cowboys mit einem einzigen Wort ab. „Nein.“ Er würde dieses keine Bündel gewiss nicht in die Arme eines einer Jungs legen. Jedenfalls nicht, solange er sich selbst noch nicht an dieses neue Gefühl gewöhnt hatte, für ein Baby verantwortlich zu sein. Keiner seiner grobschlächtigen Cowboys würde den Kleinen in die Finger bekommen, bis er sich selbst seiner Haut erwehren konnte. Aber er war nicht gekommen, um sich jetzt darüber Gedanken zu machen.
„Schick einen der Jungs in die Stadt oder reite gleich selbst hin, Hank. Ich möchte, dass der Doc heute noch auf die Ranch kommt“, gab er die Anweisung, die ihn hergeführt hatte.
Hank war alarmiert, vor allem aber neugierig. „Ist was mit Ihrer Kleinen, Boss, oder dem Baby?“
Lukes Blick wurde noch eine Spur kälter. Es gab Dinge, die würde er mit niemanden besprechen, auch nicht mit einem langjährigen Mitarbeiter. Und der gesundheitliche Zustand seiner Familie gehörte zu diesen Dingen. Niemand hatte das Recht, sich in seine ganz privaten Angelegenheiten zu mischen. Ob aus Neugierde oder Anteilnahme war ihm dabei vollkommen egal.
„Wenn es dich etwas angehen würde, wie es meiner Frau oder meinem Kind geht, dann würde ich dich darüber informieren. Tu einfach was ich dir gesagt habe.“
Die überraschende Veränderung in der Anzahl der Ranchbewohner hatte Hank offensichtlich vergessen lassen, wo seine Grenzen waren. Oder, was ein Problem werden konnte, Hank hatte ein persönliches Interesse an Melissa. In diesem Fall war der Kerl so gut wie Geschichte. Er brauchte keinen Herzensbrecher, der ihm das Mädchen durcheinander brachte. Sie hatte schließlich zugestimmt ihn, Luke Donavan, zu heiraten.
Es würde schon schwer genug für sie werden, einen Kerl wie ihn, der doppelt so alt war wie sie, zu akzeptieren. Dazu musste er ihr nicht gleich noch zeigen, wie er mit seinen Jungs verfuhr, wenn sich die wegen ihr zum Idioten machten. Luke war sich sicher, dass er Melissa nicht für sich einnehmen konnte, wenn sie mit ansehen musste, wie er Hackfleisch aus dem jungen Hank machte.
„Alles klar, Boss“, grinste Hank unverschämt anlässlich Lukes eiskalten Blicks. „Ist interessant zu sehen, wie eine Frau und ein Kind auf das Verhalten eines Mannes einwirken können. Ich glaube wirklich, Boss, Sie sind gerade noch ein Stück härter geworden.“
Er machte sich daran, den Auftrag seines Arbeitgebers in die Tat umzusetzen, konnte es sich aber nicht verbeißen, vorher noch einen Spruch loszuwerden.
„Ein Mann ist erst ein ganzer Mann, wenn er eine Frau hat!“
Ein unaussprechlicher Fluch verließ Lukes Lippen und brachte Hanks Ohren zum Klingen. Und es zeigte, dass der Cowboy mit seiner Einschätzung ins Schwarze getroffen hatte. Eine Frau veränderte einen Mann wirklich, wenn es sich um die Frau handelte, die zu ihm gehörte. Luke Donavan hätte sonst nicht erkennen lassen, dass Hanks Worte irgendetwas angesprochen hatten. Ganz offensichtlich wusste der Boss noch nicht, dass es ihn erwischt hatte.
Luke riss sich zusammen und unterdrückte mühsam all die Dinge, die er zu diesem Thema noch hätte
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