Lukes Verwandlung (German Edition)
ihr war wieder Melissa geworden wie zuvor, als ihr Vater noch lebte. Und Melissa hatte an diesem schicksalhaften Tag, als sie sich und das Baby aus dem brennenden Haus rettete, den Glauben an das Gute im Menschen verloren. Doch wenn sie auf Luke Donavan blickte, der sich so rührend um Johnny kümmerte, dann kam die Hoffnung wieder, eines Tages das furchtbare Verbrechen zu vergessen, das sie die Verantwortung für ein fremdes Kind übernehmen hatte lassen.
Ihre Hoffnung, hier am Ziel ihrer Suche zu sein, hatte sich eigentlich schon zerschlagen, als sie in die kalten harten Augen des Mannes geblickt hatte, den sie heiraten sollte. Aber jemand, der ein Baby mit solcher Vorsicht hielt, musste einfach tief in seinem Inneren ein guter Mensch sein.
Der Rancher hatte ganz offensichtlich eine ziemlich unruhige Nacht hinter sich, wenn er und der Kleine in dieser Stellung eingeschlafen waren. Denn es gab ein viel bequemeres Lager in dem Weidekörbchen, das Johnny hätte benutzen können. Sicher hatte der Mann, mit der ausgesprochen wohlgeformten nackten Brust, sich auch etwas anderes dabei vorgestellt, als er Benson nach einer Ehefrau Ausschau halten ließ.
Darum war es wohl angebracht, ihm wenigstens jetzt ein wenig ungestörte Ruhe zu gönnen, und ihn von Johnny zu befreien. Doch Melissas Arme, die sich vorsichtig um das Baby zu legen versuchten, landeten in einer sanften Umklammerung.
„Lass ihn schlafen, Süße. Er wird uns beide noch oft genug wachhalten.“
Melissas Blick richtete sich überrascht auf das Gesicht des Mannes, der so ruhig und groß das schmale Bett ausfüllte. Seine Augen waren noch geschlossen, und auch seine Züge wirkten vollkommen entspannt, so als ob er noch schliefe. Aber seine Worte hatten ihr das Gegenteil verraten. Und auch der Daumen seiner rechten Hand, der leicht die Innenseite ihrer Hand streichelte, sagte etwas ganz anderes aus.
Melissa ließ ihren Blick zu der Stelle wandern, über die Luke strich. Der Größenunterschied fiel sofort auf. In der Hand dieses Mannes wirkten ihre Finger feingliedrig und zart. Es war genauso eine zärtliche Geste wie das Kosewort, mit dem er sie ansprach; Süße.
Warum er das wohl tat, wo sie doch nur eine junge Frau war, die sich auf eine Heirat mit einem Fremden einlassen wollte. Sollte diese kleine freundliche Geste eine normale Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau entstehen lassen, wie sie echte Paare hatten? Stellte sich der Rancher die Sache so vor?
Melissa blickte zurück zu Lukes Gesicht. Seine blauen Augen waren jetzt nicht mehr geschlossen. Er sah sie aufmerksam an, während er weiter über die Innenseite ihrer Hand streichelte. Sie wurde rot, und diese Reaktion entlockte Luke ein kleines Lachen. Das Erste, das Melissa von diesem Mann hörte, und das auch seine Augen erreichte.
Ihre Verlegenheit amüsierte den Rancher, der ihr bisher kalt und emotionslos erschienen war. Doch im Augenblick wirkte er freundlich, aufgeräumt.
„Warum schläfst du nicht?“, hörte sich die Frage träge an, da sie immer noch vom Schlaf gezeichnet zu sein schien. „Der Doc hat gesagt, du sollst dich ausruhen.“
Es klang kein Vorwurf in den Worten, nur leichtes Interesse. Trotzdem hatte Melissa das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
„Ich habe mich schon ausgeruht. Und ich kann nicht mehr schlafen, weil mein knurrender Magen mich nicht lässt“, gab sie zu ihrer eigenen Überraschung zu. Doch sie bereute ihre Worte bereits, kaum dass sie ausgesprochen waren. Sie wollte es nicht wie einen Vorwurf klingen lassen, aber diese Erkenntnis kam bereits zu spät.
Natürlich, daran hätte Luke denken sollen. Seit die Kleine am gestrigen Mittag hier angekommen war, hatte sie meist geschlafen. Und wenn er sie wegen des Babys weckte, dann dachte er nicht daran, ihr etwas zu essen oder zu trinken anzubieten. Als zukünftiger Versorger einer kleinen Familie konnte er so keine Pluspunkte sammeln.
Darum ließ er widerstrebend Melissas Hand los, setzte sich im Bett auf, und drückte dabei das Baby vorsichtig an sich. Die Verlagerung in eine andere Stellung störte den Kleinen etwas, aber er wachte noch nicht auf.
„Mein Fehler“, gab Luke unumwunden zu, und überlegte, wie er dieses Versäumnis wieder gut machen konnte. Zwar hatte er eine Küche in seinem Haus, doch aß er normalerweise mit seinen Boys. Und da es einige Zeit dauern konnte, den Ofen anzuheizen und frühstückstaugliche Lebensmittel zu organisieren, fiel die Möglichkeit selbst zu kochen erst
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