Lukes Verwandlung (German Edition)
nicht nur Angst, er versetzt sie in Panik.
Noch befand sie sich in der kleinen Seitengasse, die der Hintertür des Etablissements Sichtschutz bot, und ein gutes Stück von der Hauptstraße entfernt lag. Was auch der einzige Grund dafür war, warum es Melissa möglich war, den Männern auszuweichen, die dem brennenden Haus so viel Aufmerksamkeit schenkten.
Das dringende Bedürfnis sich den Blicken der Männer zu entziehen resultierte aus der Angst, dass das, was auch immer im Inneren des Bordells passiert war, auf ihre Veranlassung hin geschehen war. Sie hatte eine Reise nach Westen antreten wollen um ihre Zukunft selbst zu gestalten. Doch was sie tat war eher eine Flucht aus Angst und Verzweiflung darüber, was ihr und dem Baby geschehen mochte, wenn sie es zuließ, dass einer dieser Kerle sie in die Finger bekam.
Sich jetzt in den tröstenden Armen des Ranchers sicher zu fühlen, war mehr als sie je zu hoffen gewagt hatte. Aber sie würde ihm nie sagen können, was sie erlebt hatte. Dafür konnte sie ihm jedoch zeigen, wie dankbar sie ihm für seine Unterstützung war, und den Trost, den er ihr unwissentlich spendete.
Melissa schlang ihre Arme, die bisher zu beiden Seiten ihres Körpers herab gebaumelt waren, um Lukes Mitte und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Sie spürte die Wärme, fühlte das Heben und Senken seines Brustkorbes an ihrer Wange. Und sie reagierte auf das sanfte Streicheln der Hände auf ihrem Rücken, indem sie ein bisschen mehr Druck auf ihre Arme legte.
Nur so gehalten zu werden verscheuchte die bösen Geister aus Melissas Vergangenheit, und zeichneten ein Bild von einem guten Leben. Einem Leben wie sie es sich ursprünglich vorgestellt hatte, als sie ihren Entschluss fasste, im Westen nach einem Mann zu suchen.
Einen Mann, der nicht nur ihr Sicherheit versprach, sondern auch dem kleinen Johnny. Dass er sie mit Zärtlichkeit behandeln würde, konnte sie jetzt schon spüren, und dass daraus mehr werden konnte, zeigte sich durch seine weiteren Handlungen. Denn ein federleichter Kuss auf ihren Scheitel wechselte mit einem sanften Kuss auf ihre Schläfe. Und ein süßer Kuss auf Melissas Lippen brachte ihr Herz zum Schwingen.
Luke wusste, dass es zu früh war, sie jetzt schon auf diese Weise zu kosten. Aber er redete sich selbst ein, dass er zumindest wissen musste wie die Frau auf ihn ansprach, die er in wenigen Stunden zu heiraten gedachte.
Sie schmeckte unschuldig und zart. Zu zart für jemanden, der den ganzen Tag widerspenstige Rinder im Zaum halten musste. Aber das war ihr, im Gegensatz zu ihm, offensichtlich nicht bewusst. Sie wich seinem Mund nicht aus, versuchte nicht, seinen bittenden Lippen zu entkommen. Zumindest so lange nicht, solange er nur sanft an diesen zarten Kurven knabberte. Und es schien ihr zu gefallen was er tat, denn ihre Augen hatten sich geschlossen, so als ob sie versuchte, den streichelnden Berührungen seiner Lippen nachzuspüren.
Ein vielversprechender Anfang, der Luke daran erinnerte, dass er bald mehr hatte, als nur das Recht, von diesem süßen Mund zu kosten. Ein Ereignis, über das die junge Frau vielleicht Bescheid wissen sollte, bevor der Prediger vor der Türe stand.
Luke trennte sich mit einem leichten Bedauern von Melissas Mund, der ihm jetzt schon den Himmel versprach. Darum schaffte er es auch nicht, sich weiter als einen Hauch von dem Mädchen zurückzuziehen. Aber das reichte auch aus, um ein paar Worte zu formen, die die nächsten Ereignisse ankündigen sollten. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie hörte, dass noch am heutigen Tag ihr Familienstand sich grundlegend ändern würde?
„In ein paar Stunden wird uns der Pastor trauen, Süße. Wenn du meinen Kuss also erwidern würdest, anstatt ihn nur hinzunehmen, könnten wir einen ganz brauchbaren Hochzeitskuss zustande bringen.“
Dieser nüchternen Feststellung folgte ein Übungsversuch, der schon mehr nach Lukes Vorstellungen verlief. Denn Melissas schüchterne Erwiderung, die nur darin bestand, dass sie ihrerseits ein wenig Druck mit ihren Lippen aufbaute, erzeugte in Luke ein Gefühl der Zufriedenheit.
Er würde eine wirkliche Ehefrau bekommen. Nicht nur jemanden, der die Stellung nach außen hin vertrat, und ihm schon einen Sohn geschenkt hatte. Er bekam eine Frau, die auch bereit sein würde die Nächte mit ihm zu teilen. Eine sehr junge Frau mit Kind, flüsterte ihm eine Stimme ein, die ihn davor warnen wollte, zu viel zu erhoffen. Und eine Stimme, die ihn daran erinnern wollte,
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