Lukes Verwandlung (German Edition)
Und Micky war noch nicht fertig damit, Schmutz über die auszuleeren, die ihn auf die Straße gesetzt hatten.
„Ist das Mädchen nur für den Boss, oder dürft ihr Jungs auch mal ran?“ Das Lachen, dass er über seinen eigenen Scherz ausstieß, hielt nicht lange an. Denn nur Augenblicke später fand er sich am Boden wieder und hielt sich sein schmerzendes Kinn.
Benson sah nicht einmal hin, sondern drehte sich nach diesem Schlag einfach um und nahm die Dinge an sich, die er ausgesucht hatte.
„Der Boss hätte dich zu Brei schlagen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte, Micky“; stellte Benson emotionslos fest, bevor er ohne einen Blick zurück den Laden verließ.
7
Luke Donavan war ein harter Mann. Eine Tatsache, der sich Benson bewusst war, und die er auch nie in Frage gestellt hatte. Er war ein gerechter Arbeitgeber, der jedoch kaum eine Schwäche ohne Kritik hinnahm. Für ihn all die Jahre zu arbeiten, hatte dem Vormann erlaubt, viele seiner Stimmungen und auch die eiserne Disziplin dieses Mannes aus allen Blickwinkeln mitzuverfolgen.
Umso erstaunlicher war es darum, was sich Benson zeigte, als er aus der Stadt zurückkam. Er wollte nur die Dinge abgeben, die er besorgt hatte, und natürlich auch die Nachricht überbringen, dass der Prediger am Nachmittag kommen würde. Doch seine Einkäufe versetzte die junge Lady in eine Stimmung, die nur als herzzerreißende Traurigkeit zu beschreiben war. Ein Blick auf die Babytrinkflasche, und die kleine Miss verlor fast ihre Fassung.
Benson und Luke waren die ersten Menschen, die sich um sie und den kleinen Johnny Gedanken machten. Die dafür sorgten, dass ihr alles zur Verfügung stand, um den kleinen Kerl zu versorgen. Und ihr jetzt das zu geben, was sie so dringen benötigt hätte, als sie aus der Hölle der brennenden Stadt floh, machte ihr Herz schwer.
Melissa wusste nicht warum ihr die guten Dinge, die ihr hier widerfuhren, solche Seelenqualen verursachten. Aber das Maß an Dankbarkeit, das sie empfand, ließ sie nichts anderes empfinden als Schmerz.
Ein Schmerz, den Luke in etwas umwandelte, was viel mehr Trost spendete, als sie jemals gehofft hatte. Seine Hände legten sich von hinten auf ihre Schultern, während sie noch immer Benson gegenüber stand, und die Schätze in seinen Händen betrachtete. Und ein beruhigender Kuss auf Melissas Haar gehörte ebenso zu dem Versuch, die Gefühle des Mädchens in den Griff zu bekommen.
„Nicht weinen, meine Süße“, konnte Benson nicht glauben, dass sein Boss so eine sanfte Seite an sich hatte. Das musste eine Sinnestäuschung sein. Der Luke Donavan den er kannte war ernst, geradlinig, gerecht aber nicht mitfühlend oder sanft. Und in den letzten zehn Jahren hatte Benson nie einen Hinweis auf diese Seite seines Wesens erhalten. Aber wenn es sie gab, und wenn diese Frau sie zu Tage fördern konnte, dann konnte das das Leben eines Mannes nur reicher machen.
Für Benson war das der richtige Zeitpunkt um den Rückzug anzutreten. Nur war er nicht schnell genug um das zu erkennen, da diese ungewohnte Sichtweise auf seinen Boss ihn etwas aus der Bahn warf. Und er musste auch zugeben, dass er zu neugierig war, was der Auslöser für ein solches Verhalten seines Bosses war. Luke Donavan schien ganz eindeutig gerade nicht Herr seiner Selbst zu sein.
Doch diese Annahme widerlegte Luke, der keineswegs vergessen hatte, dass Bensons Auftrag hier endete. Er brauchte keine Zuschauer wenn er seine Frau tröstete. Und das vermittelte er auf die übliche emotionslose Weise, die dem Vorarbeiter auch vertraut war.
„Lass uns alleine, Benson.“
Diese Anweisung klang genauso ausdruckslos, wie Luke Donavan normalerweise seine Befehle erteilte. Was im krassen Gegensatz zu dem stand, wie er sich der jungen Frau gegenüber verhielt. Der Boss hatte ganz eindeutig mehr Seiten, als er seinen Leuten oder irgendjemand anderen zeigte. Diese Sanftheit seines Wesens brauchte ganz offensichtlich eine Frau, um sie ans Tageslicht zu befördern. Ein Gedanke, der Benson zum Schmunzeln brachte. Sein Auftrag veränderte mehr als nur den Familienstand seines Bosses. Er förderte ganz offensichtlich eine verschüttete Seite in dem Mann mit den kalten harten Augen ans Tageslicht.
* * *
Luke sah, wie sich die Tür hinter Benson schloss. Noch wusste er nicht, wie er mit den Gefühlsausbrüchen der jungen Frau richtig umgehen sollte, aber das würde es sicher bald herausbekommen. Melissa wehrte sich jedenfalls nicht gegen seine beruhigend
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