Lukes Verwandlung (German Edition)
dass der Geburt eines Kindes immer ein Zeugungsakt vorausging.
Er musste Melissa also nicht nur beweisen, dass er für sie sorgen konnte, sondern auch, dass er ein besserer Liebhaber war als der Mistkerl, der sie mit einem Kind sitzen gelassen hatte.
Keine verlockende Aussicht, redete sich Luke selber ein, um den beklemmenden Druck in seinem Inneren zu erklären. Und für einen Augenblick vergaß er, dass dieses sanfte Streicheln über die Lippen der jungen Frau nur ein zarter Test sein sollte. Er drängte ein wenig zu stürmisch mit seiner Zunge in Melissas Mund und spürte, wie der Körper in seinen Armen kurz erstarrte, ehe er sich weich und warm seinem Drängen ergab.
Oh Gott! Sein eigener Angriff auf die Kleine würde ihn noch seine Selbstbeherrschung kosten, wenn er nicht sofort damit aufhörte. Darum zwang er sich, seine suchende Zunge aus ihr zurückzuziehen, den Kuss mit einem zarten Streicheln zu beenden.
„Ja, so wird es gehen“, zwang sich Luke emotionslos zu sagen. Melissas fragende Augen machten ihn nervös, doch er verbarg es hinter seiner üblichen kalten Maske und präzisierte diese Aussage.
„Das war ein durchaus akzeptabler Hochzeitskuss. Wenn du das am Nachmittag genauso hinbekommst, werden unsere Zuschauer zufrieden sein.“
„Zuschauer?“
Die Antwort interessierte Melissa nicht wirklich. Sie überlegte eher beschämt, was sie hinbekommen sollte, wenn sie sich doch nur Lukes Drängen ergeben hatte. Freudig ergeben hatte, wie sie verwundert zugeben musste.
„Meine Cowboys werden sich kaum davon abhalten lassen diesem freudigen Ereignis beizuwohnen. Und ihnen zu demonstrieren, dass du zu mir gehörst, wird jeden davon abhalten seinen romantischen Überschwang nachzugeben, und dir unerwünschte Avancen zukommen zu lassen.
Melissa macht große Augen. Niemand hatte ihr je große Aufmerksamkeit geschenkt. Und das würde bei diesen Cowboys kaum anders sein. Und sie kannte auch den Grund dafür.
„Aber ich habe doch das Baby, und niemand mag Sommersprossen“, erinnerte sie Luke.
Keine Begründung, die der gelten ließ.
„Für einen Cowboy auf einer abgelegenen Ranch bist du der Hauptgewinn, Süße.“
„Hauptgewinn?“ Diese unglaubliche Behauptung konnte nicht der Wahrheit entsprechen.
Luke genoss es ihre Frage zu bestätigen.
„Hm, mein Hauptgewinn“, zog er Melissa zurück in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sein ganz persönlicher Hauptgewinn, den er sicher nicht teilen würde. Aber das würde er nicht laut aussprechen. Er hatte mit diesem einen Wort eigentlich schon zu viel gesagt. Und darum entließ er Melissa auch gleich wieder aus seiner Umarmung und setzte eine undurchdringliche Miene auf.
Was er empfand brauchte die junge Frau nicht zu wissen. Sie sollte sich nur wohl in seiner Gegenwart fühlen, damit sie ihre Entscheidung nicht bereute oder sie gar noch überdachte. Und wenn er sich genügend auf diesen Grund konzentrierte, dann würde er auch selbst glauben, dass er sie nur so sanft behandelte, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
„Warum nimmst du nicht die Kleider, die Benson in der Stadt besorgt hat, und versuchst dich hübsch zu machen?“, forderte Luke Melissa auf und ließ dabei nicht erkennen, dass er noch eine Minute zuvor die Lippen der jungen Frau gekostet hatte. Jetzt war er nur der emotionslose Rancher, der einen Befehl auf höfliche Weise aussprach. Melissa fiel nicht einmal auf, dass er wieder auf Distanz gegangen war, und verschwand mit den Kleidern im Schlafzimmer.
Wie angespannt Luke war, fiel ihm erst auf, als er alleine im Wohnraum zurückblieb. Er ging ein Risiko ein, sich der jungen Frau so zu nähern, sie zu küssen und dazu zu bewegen, darauf zu reagieren. Und es war eigentlich gar nicht seine Absicht, sein Interesse auf diese Weise zu bekunden. Aber er hatte sich von der anschmiegsamen Gestalt in seinen Armen verleiten lassen.
* * *
Das hellblaue Kleid, das Benson im Laden für Melissa erstanden hatte, ließ sie noch frischer, noch jünger und vor allem noch unschuldiger aussehen, als es Luke lieb war. Es zeigte ihm nur zu deutlich, dass so eine Frau etwas Besseres verdiente, als einen Rancher, dessen Haar schon die ersten grauen Strähnen aufwies. Kurz kam ihm sogar der Gedanke, die ganze Sache wieder abzublasen und den Prediger nach Hause zu schicken, der erst eine halbe Stunde vor dem großen Ereignis eingetroffen war. Allerdings war das wirklich nur ein sehr kurzer Gedanke, der einen Blick auf Melissas
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