Lukianenko Sergej
Trix an.
»Aber zuerst hat Trix uns gerettet!«, stellte Annette
klar. »Obendrein mehrmals!«
»Stimmt«, gab Hort zu. »Wir alle haben in diesem
Kampf gezeigt, was in uns steckt! Wir alle sind Helden!«
»Ich habe Trix vorgesagt, wie er das Monster besiegen
kann«, rief die Fee.
»Du bist auch eine Heldin«, sagte Hort. »Aber jetzt
sollten wir die Fürstin suchen und dann nach Hause fahren.«
Trix nickte. Beschämt gestand er sich ein, dass er das
Ziel ihrer Expedition völlig vergessen hatte.
»Wie ist dir dein erstes magisches Duell bekommen?«,
fragte Paclus, der vorsichtig seinen angekokelten Bart
betastete.
»Also … wenn ich ehrlich sein soll«, sagte Trix,
»dann hat es mich sehr daran erinnert, wie Ihr und Hort
Eure Waffen verglichen habt.«
Da sie nicht sicher sein konnten, dass wirklich alle toten
Krieger der Vitamanten im Kampf gestorben waren, begab sich Trix in Begleitung von Paclus und Krakritur in
die Kajüte. Hort hatte bedauernd eingesehen, dass er bei
seiner Größe dort unten mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Zusammen mit Bambura fing er an, die schlafenden Matrosen in den Frachtraum zu schleppen, damit
sie die nächsten drei Tage nicht der heißen Sonne ausgesetzt waren, denn dann würden sie womöglich bis auf die
Knochen verbrennen.
Als Erster ging Paclus hinunter, der bedrohlich knurrte
und das Schwert bereithielt. Ihm folgte Trix, der nach
einiger Mühe an seinem Stab ein Zauberfeuer entzünden
konnte, das ihnen Licht gab. Krakritur bildete die Rückendeckung.
Die Kajüten auf dem Schiff der Vitamanten sahen
überhaupt nicht furchterregend aus, was Trix leicht enttäuschte (und zugleich erleichterte). Nur ein leerer, halbdunkler Raum mit Bänken an den Wänden wirkte etwas
gespenstisch. Dort hatte Gavar wahrscheinlich seine
Kampfzombies untergebracht. Alle anderen Kajüten waren
ganz normal, mit kleinen runden Bullaugen, am Boden
verankerten Möbeln und dreckigen Teppichen. Es roch
auch nicht nach Toten, sondern nach Feuchtigkeit, ungewaschenen Körpern, Wanzenpulver, verbranntem Öl und
Aromen, also nach dem üblichen Duftgemenge auf einem
Schiff.
In der Kapitänskajüte fanden sie den Kapitän, den der
Schlaf überrascht hatte, als er gerade seine Rüstung anlegte. Merkwürdigerweise hatten ihm dabei zwei junge,
wenn auch ziemlich hässliche Frauen in ausgesprochen
legerer Kleidung geholfen, die nun natürlich ebenfalls ihr
Nickerchen hielten.
In der Kombüse fanden sie einen Küchenjungen in
Trix’ Alter, der beim Kartoffelschälen eingeschlafen war,
und einen dicken alten Koch, den der Schlaf mit einer
Flasche Wein in der Hand erwischt hatte. Paclus krächzte
verärgert, als er den verschütteten Wein sah, zog die Flasche aus den selbst im Schlaf kräftig zupackenden Fingern und nahm einen kleinen Schluck. Er gurgelte damit
und spuckte den Wein dann in einen Topf, in dem Suppe
kochte. »Nordtschmaltz, Vorgebirge, Auslese des vorletzten Jahres«, konstatierte er. »Trauben von Rail und
Pfeil. Herbes Bouquet mit Beigeschmack von Lavendel
und Muskat sowie von Sandelholz und Zeder im Abgang.
Interessant. Die leben nicht schlecht, die Vitamanten,
wenn der Koch einen solchen Wein schlürft …«
Trix starrte den Ritter mit vor Verwunderung offenem
Mund an.
»Es gab da in meinem Leben … äh … eine Episode«,
stammelte Paclus, »da habe ich als Sommelier gearbeitet.
Sollte ich mich dessen schämen?«
Trix und Krakritur schüttelten den Kopf.
»Mein Vater hat guten Wein auch sehr gemocht«, sagte
Trix und wurde traurig. »Nur hat er ihn nicht wieder ausgespuckt. Und er hat auch nicht von Beigeschmack und
Abgang geredet, sondern davon, ob er schmeckt oder
nicht.«
»Sei nicht traurig«, tröstete ihn Paclus. »Dein ruhmreicher Vater sieht voller Stolz vom Himmel auf dich
herunter. Oder aus den Höhlen tief unter den Bergen zu
dir herauf, wie die Zwerge sagen. Weiter!«
Nachdem sie fünf Minuten lang weitere Kajüten
durchkämmt hatten, geriet Trix allmählich in Panik. Er
hatte nur noch einen Gedanken: Was, wenn Gavar die
Fürstin mithilfe von Teleportationsmagie zu den Kristallenen Inseln geschickt hatte? Oder sie unterwegs verzaubert hatte, sodass die arme Tiana jetzt als geschnitzte Statuette oder als Baumwollballen im Frachtraum lag. Oder
wenn er etwas geahnt und sie ins Meer geworfen hatte.
Bei einem Vitamanten musste man doch mit allem rechnen!
»Wenn sie hier auch nicht ist«, sagte Paclus, als er zur
letzten Tür ging, »dann haben wir
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