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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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übermäßig stolzer Junge, nachdem er für seine
Tölpelhaftigkeit eins mit der schweren Ritterfaust auf die
Nase gekriegt hatte, mal schlich sich, während der kühne
Ritter gerade gegen ein Untier kämpfte und der Knappe
das Gepäck bewachte und mit vor Begeisterung offenem
Mund dastand, von hinten ein frisch aus dem Ei geschlüpfter Sprössling des Monsters an, ein kleines Ding
nur – das aber hungrig war und scharfe Zähne hatte. Zuweilen passierte es auch, dass der Ritter kein Geld hatte,
um seine Teilnahme am Turnier zu bezahlen, und deshalb, wenn auch schweren Herzens, den Knappen einem
Handwerker verkaufte. Selbstverständlich mit dem festen
Versprechen, ihn vom Preisgeld zurückzukaufen. Nur
dass es eben viele Ritter, aber bloß einen Preis gab.
Als Trix sich an die Geschichten erinnerte, die er über
Ritter ohne Knappen gehört hatte, wurde ihm ein wenig
bang. Sicher, im heimatlichen Schloss, in Gesellschaft
seines Vaters und in der Gewissheit, dass ihm ein
Schicksal als Ritter – keinesfalls als Knappe! – winkte,
hatte er all das völlig anders gesehen. Tja, da hat der
Knappe also eins mit der Schwertscheide übergezogen
bekommen. Selbst schuld. Warum hat er sich auch nicht
um die Suppe gekümmert, damit sein Herr etwas zu essen kriegt? Tja, da ist der Bengel Räubern in die Hände
gefallen, als er auf Befehl des Ritters dichtes Gebüsch
überprüft hat. Aber dafür ist er nun einmal Knappe! Oder
sollte etwa der Ritter in den Kampf ziehen, nachdem er
zuvor eins über die Rübe gekriegt hat?
Und jetzt sollte Trix selbst Knappe werden. Mit allem,
was dazugehörte. Keine sonderlich reizvolle Aussicht.
Zweifelnd blickte er zum Theater hinüber, auf das große
bunte Schild über dem Eingang, auf dem in etwas eigenwilliger Schreibung stand:
Nur häute und den gantzen Monnat! Morgens: Albee
und Bambura auf den Krisstallenen Inseln! Abends:
Die fäurige Leidenschaft der Barbarenköhnigin!
    Bestimmt könnte Bambura ihn im Theater unterbringen. Vielleicht würde ja irgendwann einmal auch sein
Name auf dem Schild stehen. Aber Krakritur hatte recht:
Dann müsste er seine Eltern vergessen, den Thron, seine
Rache …
    Trix stand auf. Er schob den Beutel über seiner Schulter zurecht und machte sich zum Schloss des Fürsten auf,
allerdings nicht, um Gerechtigkeit zu fordern – und Peitschenhiebe zu erhalten. Allmählich begriff Trix nämlich,
dass für manchen Herrscher Gerechtigkeit und Peitschenhiebe zum Verwechseln ähnlich waren. Nein, es
war einfach so, dass sich alle fahrenden Ritter, selbst die,
die bei Hofe nicht gerade willkommen waren, in den
Schenken um den Palast herum trafen, dort Fleisch aßen,
Wein tranken und über die Tölpelhaftigkeit ihrer Knappen jammerten. Dort musste er sich einen Herrn suchen.
    Der Gedanke, demnächst jemandem zu dienen,
schmeckte Trix überhaupt nicht. Trotzdem ging er
schnurstracks weiter.
    Die ruhmreiche Stadt Dillon bot Bewohnern wie Gästen
eine beachtliche Auswahl an gastronomischen Einrichtungen. Garküchen für einfachere und ärmere Menschen,
Kneipen für alle, die eher trinken als essen wollten,
Schenken für die Liebhaber der fremdländischen Küche
und Gasthäuser für das adlige, reiche und übersatte Publikum.
    Nach kurzer Überlegung verwarf Trix die Garküchen
und Kneipen, denn ein Ritter würde sich nicht unters einfache Volk mischen oder betrinken, aber auch die Gasthäuser, denn dort würde er nur die allerberühmtesten Ritter treffen, die kaum einen dahergelaufenen Jungen zum
Knappen wählen würden. Nein, Trix suchte einen stolzen, aber nicht sehr reichen Ritter, und den fand er am
ehesten in einer anständigen, aber keineswegs pompösen
Einrichtung. In einer exotischen, aber keineswegs protzigen. Kurz und gut, in einem relativ seltenen Typ.
    Je weiter er sich dem Fürstenschloss näherte, desto belebter wurde es. Es gab immer mehr Geschäfte und Lokale
aller Art. Auf der Straße bot man Süßigkeiten feil. Rosinen erfreuten sich der größten Beliebtheit und wurden
»faustweise« verkauft: Der Kunde steckte seine Hand in
den Beutel und fasste möglichst viele der schwarzen,
gelben oder orangefarbenen Dinger; das war seine Ausbeute. Das begünstigte natürlich Kunden mit großer
Faust, aber da die meisten Käufer Kinder und junge
Frauen waren, kamen die Händler durchaus auf ihre Kosten. In den Geschäften bot man Stoffe an, nicht nur Leinen, Wollstoff und Hanf, für die die Gegend bekannt
war, sondern auch teure

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