Lukianenko Sergej
abraten?«, wollte er wissen.
Anscheinend nahmen die beiden Trix seine Sorge ab.
Ihre Gesichter wurden freundlicher.
»Also, wenn du von einer Ritterkarriere träumst …«,
fing der Erste an, »wenn du Ruhm ernten und den Umgang mit der Klinge lernen willst, wenn du die Liebe der
schönen Damen gewinnen möchtest, dann würde ich dir
abraten!«
»Weil ich das sowieso nicht schaffen würde?«
»Nein«, gab er zögernd zu. »Weil du hauptsächlich
Pferde striegeln musst, die Schwerter schärfen, die Rüstungen polieren …«
»Den Bauern Hühner klauen«, ergänzte der Knappe
des Sir Hoyer verlegen. »Schmiere stehen, wenn sich
dein Ritter mit einer fremden Frau vergnügt. Als Erster
den Kopf in alle verdächtigen Felslöcher stecken. Dem
Ritter helfen zu kotzen, wenn gemeine Feinde ihn mit zu
viel Wein vergiften wollen.«
»Kommt das etwa oft vor?«, fragte Trix fassungslos.
»Bei meinem zwei, drei Mal die Woche«, antwortete
der Knappe von Sir Hoyer finster. »Aber selbst bei dem
kannst du dich natürlich auszeichnen und Ritter werden!«
Beide Knappen sahen Trix nun schweigend und voller
Neugier an.
»Gibt es hier einen ehrenhaften Ritter, den seine Feinde
nicht so oft betrunken machen und der noch einen Knappen
braucht?«, fragte Trix.
Die beiden anderen sahen sich an und blickten dann
wie auf Befehl zu den anderen Pferden hin.
»Sir Glamor hat keinen Knappen«, sagte der unfreundliche Knappe. »Der ist ihm bei einer Überfahrt aus dem
Boot gefallen.«
»Konnte der denn nicht schwimmen?«, wunderte sich
Trix. »Schwimmen zu können gehört zu den Tugenden
eines edlen Mannes!«
»Na, du bist ja ein Schlauberger!«, grinste der Knappe.
»Er konnte es. Aber nicht in Rüstung. Und sie fuhren
gerade zu einer Insel, wo sie gemeine Wilddiebe mit einem Regen vergifteter Pfeile empfingen.«
»Dann noch Sir Paclus«, ergänzte der Knappe von Sir
Hoyer. »Gestern habe ich gehört, dass ihm schon wieder
ein Knappe abhandengekommen ist. Wie hieß der letzte
noch gleich?«
»Wer erinnert sich denn noch an die Knappen von Sir
Paclus?«, sagte der erste gleichgültig. »Das war so ein
Bengel, der immer bunte Sachen trug. Hat Paclus mal
wieder seinen Magier zum Duell gefordert?«
»Genau«, antwortete der andere grinsend. »Bin gespannt, ob er selbst auch mal abhandenkommt.«
»Seine Rüstung ist mit Zaubern belegt und er hat ein
starkes Amulett …«
»Warum kämpft er denn gegen einen Magier?«, fragte
Trix. »Und was ist das für ein Magier?«
»Ein Held, einer von den alten!« Der Knappe von Sir
Hoyer kam jetzt in Fahrt. »Er hat an der Schwarzen Anfurt mitgekämpft! Und vor dreißig Jahren am Zweiten
Magischen Krieg teilgenommen und ihn überlebt. Und
Sir Paclus ist ein Hohlkopf!«
»Ist er nicht!«, widersprach der andere. »Er ist ein
Mann von höchster Ehre!«
»Das läuft gewöhnlich aufs Gleiche raus! Jedenfalls
hat sich Sir Paclus mit diesem Magier überworfen. Und
er hat geschworen, er werde ihn in einem ehrlichen Duell
besiegen. Keine leichte Aufgabe, wie du dir denken
kannst.«
»Und es trifft hauptsächlich die Knappen?«, hakte
Trix nach.
»Völlig richtig!« Der Knappe schlug ihm auf die
Schulter. »Langsam begreifst du, wie der Hase läuft!«
»Wie kann ich sie erkennen?«, fragte Trix nach kurzer
Überlegung. »Glamor und Paclus, meine ich. Vor allem
Paclus! Damit ich den nicht zufällig anspreche!«
»Er wird von Sekunde zu Sekunde schlauer!«, begeisterte sich der Knappe von Sir Hoyer. »Glamor hat knallrotes Haar, ist lustig und lacht die ganze Zeit.«
»Und Paclus, das ist so ein Kleiner, Stämmiger, mit
Bart, aber Glatze«, sagte der erste Knappe. »Sieht ein
bisschen aus wie ein Zwerg … was du aber besser nicht
in seiner Anwesenheit sagst, weil er dich dann auf der
Stelle einen Kopf kürzer macht!«
»Vielen Dank«, meinte Trix. »Dann werde ich mein
Glück versuchen.«
Die Knappen beobachteten, wie Trix entschlossen die
Schenke betrat.
»Ich wette, dass sie ihn nicht nehmen«, sagte der
Knappe von Sir Hoyer.
»Glaubst du etwa, ich würde dagegenhalten?«
»Wäre ja nur zu seinem Besten«, schloss der Knappe
von Sir Hoyer.
Mit diesen Wünschen verabschiedeten sich die beiden
aus Trix’ Schicksal und machten sich wieder daran, die
Pferde zu striegeln.
Im Schuppe und Kralle ging es im Unterschied zum Schild und Schwert laut und lustig her. Die Kettenhemden klirrten, die Rüstungen rasselten, die Ritter schrien.
Trix zählte ihrer zwei Dutzend, sowohl junge wie auch
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