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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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rief Sauerampfer. »Der Regent empfängt
uns im Schlossgarten.«
Sie folgten dem Zeremonienmeister durch zahllose
prachtvolle Säle. An den Wänden hingen riesige Bilder,
zum Teil Schlachtengemälde, meist jedoch Szenen ausgelassener Gelage. Selbst bei der im ganzen Königreich
berühmten Schlacht bei den Hohlen Hügeln , welche die
halbe Wand einnahm, wurde der Blick nicht durch die
kühn gegen Monster kämpfenden Ritter gefesselt, sondern durch den Großfürsten Dillon, der gerade vor seinem Zelt frühstückte und nebenher seinen blutüberströmten Ordonnanzen Befehle erteilte. Wie man dabei erfuhr,
aß Dillon an jenem Morgen, da sich das Schicksal des
Fürstentums entschied, süße Eierkuchen mit Quark, Honig und grünes Pistazienhalva, dazu trank er Met.
Schließlich hielt ihnen der Zeremonienmeister mit einer Verbeugung eine hohe Glastür auf und sagte: »Regent Hass erwartet Euch an den Beeten mit den weißen
Rosen, Herr Radion Sauerampfer.«
Nunmehr ohne weitere Begleitung betraten Sauerampfer und Trix den Garten.
»Wie reizend«, sagte Sauerampfer giftig, als er seinen
Blick über die duftenden Beete und blühenden Bäume
schweifen ließ. »Die Flachkirsche und die Berghagebutte
blühen zur selben Zeit … Aber die Vergissmeinnicht
welken! Und wie!«
Trix sah sich ebenfalls neugierig um. Der Garten war
auf allen Seiten von den Palastmauern umgeben. In den
offenen Fenstern waren Menschen zu sehen, aus einem
drangen die Töne eines Cembalos heran, das beliebte
Lied Ich will zu meinem Schatzilein und packen ihn am
Bärtilein , in einem Saal quälte jemand eine Geige die litt,
aber nicht kapitulierte. Eine junge Dienerin sah sich
ängstlich um, bevor sie aus dem zweiten Stock einen Zuber mit schmutzigem Wasser auf ein Krokusbeet kippte,
ein Alter harkte den Kies auf den Wegen glatt und drohte
ihr wütend mit dem Finger. Kurz und gut, der Hof lebte
sein eigenes, friedliches und alltägliches Leben, als sei
die junge Fürstin nie davongerannt und als drohe dem
König kein Verrat.
»Komm!«, drängte Sauerampfer. »Wenn mich mein
Gedächtnis nicht trügt, liegen die Rosen in der Mitte des
Gartens an einem Teich.«
Und das Gedächtnis trog Radion nicht. An einem kleinen Zierteich, in dem Lotos blühte und an dessen Rand
bunte Karpfen in Erwartung ihres Futters herumschwammen, fanden sie den Regenten Hass.
Aufgrund der Erinnerungen aus Kindertagen hatte
Trix einen wenn auch nicht mehr jungen, so doch mächtigen, groß gewachsenen und mageren Mann erwartet.
Doch wie sich nun zeigte, war Hass nicht größer als Trix
und stolzer Besitzer eines gewaltigen Bauchs. Und die
majestätische Erscheinung? Nun, Hass stand in einem
alten, dreckigen Mantel vor ihnen, an den Füßen schmutzige Stiefel, an den Händen mindestens zwei Nummern
zu große derbe Fäustlinge.
»Herr Regent Elnor Hass.« Eine wirkliche Begrüßung
brachte Sauerampfer nicht zustande. Als er leicht mit dem
Stock auf den Boden stampfte, rankte aus der Erde sofort
eine Winde, die versuchte, sich um den Stock zu schlingen.
»Ah!«, rief Hass erfreut und drehte sich dem Zauberer
zu. »Radickerchen! Liebster Herr Sauerampfer!«
»Elnor, lasst die höflichen Floskeln«, knurrte Sauerampfer.
»Von mir aus.« Der Regent kicherte. »Aber ich freue
mich wirklich, dich zu sehen, mein gelehrtes Frätzchen.
Radicky, was ist mit diesen Rosen? Warum kümmern die
so vor sich hin?«
Sauerampfer warf einen kurzen Blick auf das Beet.
»Ihr sollt nicht mit Mist düngen, wie oft habe ich Euch
das schon gesagt. Damit verbrennt Ihr die Wurzeln!
Nehmt lieber den Dung aus dem Abort bei Hofe.«
»Aber der stinkt!«, jammerte der Regent.
»Es ist nicht der schlechteste Geruch«, entgegnete
Sauerampfer. »Man denke nur daran, wie Verrat und
Hochverrat riechen.«
Hass schnitt eine Grimasse. Als sein Blick zum ersten
Mal auf Trix fiel, zog er die Brauen zusammen. »Ja, ja,
ja … ja, ja, ja … der junge Mann … bist du nicht vor vier
Jahren hier bei Hofe zu Besuch gewesen … zusammen
mit … oh, mein Gedächtnis, mein Gedächtnis!«
»Zusammen mit meinem Vater, dem Co-Herzog Rett
Solier«, sagte Trix.
»Trix!«, rief der Regent. »Mein armer Junge!«
Trix fand sich unversehens in einer festen Umarmung
des Regenten wieder und wurde sogar eines Kusses auf
die Stirn für würdig befunden. Kurz darauf hielt der Regent Trix auf Armeslänge von sich. »In der Tat!«, sagte er.
»Die Nase des Vaters, die Augen der Mutter … und die
Ohren der

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