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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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etwas weg.»
    Ich nahm den Karton mit, um mir das alles in Ruhe anzuschauen. Patrizia holte mir auch die Figur ohne Kopf und Hände wieder aus dem Müll und erklärte, dass es vier gewesen seien. «Er macht immer vier oder fünf, die nur ein kleines bisschen verschieden sind, so als ob sie sich bewegen.»
    Sie versprach, mich sofort anzurufen, egal ob Tag oder Nacht, sobald sie in Erfahrung brachte, wo Ben sich aufhielt oder was mit ihm geschehen war. «Was werden Sie mit ihm machen?»
    «Nichts», sagte ich und hoffte inständig, dass ihm niemand etwas angetan hatte. Verschwunden! Das war lächerlich. Einer wie er tauchte doch nicht unter. Wohin denn? Er war darauf angewiesen, dass ihm jemand seinEssen vorsetzte. Er hatte nie einen Pfennig Geld in der Tasche. Er hatte immer nur sein Leben gehabt.
    Ich verabschiedete mich, wollte noch einmal zum Bruch fahren, weil Patrizia sagte, die Männer seien noch auf dem Acker beschäftigt, sie seien gestern nicht fertig geworden. Mit Bruno Kleu wollte ich sprechen. Auch wenn ich noch nichts von Miriam Wagner und ihren Aktivitäten wusste, hatte ich eine klare Vorstellung, was Bruno Kleu zu seinen Bemühungen veranlasst hatte. Der Inhalt des Schuhkartons legte beredtes Zeugnis ab. Ich nahm an, dass Bruno auf diese Weise erfahren hatte, wie seine Tochter gestorben war. Als Patrizia dann anrief und ihm erzählte, was mit ihrer Schwägerin geschehen war, hatte er wahrscheinlich die Nerven verloren und Ben beseitigt. So sah ich die Sache. Aber ich kam nicht mehr dazu, Bruno meine Fragen zu stellen.
    Auf dem kurzen Stück Weg zur Landstraße kam mir Dirk entgegen. Er sagte nur: «Du bist draußen, Brigitte. Wir machen es nicht offiziell, wenn du vernünftig bist. Du hast doch bestimmt noch etliche Überstunden gut, dann nimmst du jetzt ein paar freie Tage. Ich denke, ich habe hier bessere Argumente. Ich habe im März 96 nichts vertuscht und muss mir nichts vorwerfen lassen.»
    Dirk hatte noch einmal ausführlich mit Walter Hambloch gesprochen, auch schon mit Maria Jensen. Er kannte die Namen Vanessa Greven und Dorit Prang. Von Rita Meier und Katrin Terjung wusste er ebenso wenig wie ich. Er hielt Nicole Rehbach für das dritte Opfer, das unwahrscheinlich viel Glück gehabt hatte. Vielleicht sei der Täter gestört worden durch Patrizia, meinte er – oder Patrizia habe den Täter überrascht und weggeschickt.
    Walter Hambloch hatte ihm erzählt von Patrizias unermüdlichem Einsatz für Ben und dass Hartmut Rehbach von künstlicher Befruchtung gesprochen hatte, weil seineFrau unbedingt ein Kind wollte. «Einen Liebhaber, dem der Mann im Weg gewesen wäre, gab es wahrscheinlich nicht», sagte Dirk.
    Er sagte noch viel mehr, sprach all das aus, was ich nicht denken wollte und doch unentwegt dachte. «Sie haben Ben aus dem Weg geräumt, damit es nicht wieder so geht wie im März 96 oder im Sommer 95.   Da werden wir wohl nochmal ran müssen. Aber jetzt klären wir erst mal den aktuellen Fall.»
    Ich wusste, dass es die beste Lösung war, die er mir anbot. Nur wollte ich mich nicht an die Wand drücken lassen. Wenn ich im März 96   Fehler gemacht hatte, stand mir das Recht zu, es zu beweisen.
    «Irrtum, Brigitte», sagte Dirk. «Fehler beweisen immer andere.»
    Und ich dachte, ich hätte einen kleinen Vorsprung. Einen Schuhkarton voller Holz, Patrizias Vertrauen und Nicole Rehbachs erste Aussage. Ich hätte ihm sagen müssen, was ich von Nicole gehört hatte. Aber er fragte nicht danach, und Nicole hatte doch nichts Genaues gesehen, nur eine große Gestalt im Nebel.
    Nicht Ben! Bitte nicht! Warum hätte er einer Frau, die ihm freundlich begegnet war in den letzten Monaten, die ihn ohne Argwohn zum Frühstück rief, so etwas antun sollen?
    Mir schwebten einzelne Passagen aus dem Gutachten vor Augen. Aggressionsmangel hatten die Ärzte ihm attestiert. Sofortiger Rückzug oder völlige Passivität in Gefahrensituationen. Das typische Verhalten eines Schwachsinnigen, der sich eher totschlagen ließ, als einmal zurückzuschlagen. Gleichzeitig hatte es geheißen, es sei nicht völlig korrekt, ihn als schwachsinnig zu bezeichnen. Und dann hatte Bruno Kleu ihn in seine Finger bekommen.
    Er hatte einmal getötet, das war nicht zu leugnen.Theoretisch hätte er Nicole verletzen und ihren Mann umbringen können. Das war eine Sache, für die es keinen überragenden Intellekt brauchte. Aber Hartmut Rehbach ins Auto setzen, es nach Selbstmord aussehen lassen, dazu war Ben nicht fähig. Nicht der

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