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Lullaby (DE)

Lullaby (DE)

Titel: Lullaby (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Penthaus in Miami tot aufgefunden worden«, sagt die Stimme. »Gustave Brennan, achtunddreißig Jahre alt, soll im Kokainhandel jährlich etwa drei Milliarden Dollar umgesetzt haben. Die Polizei nennt noch keine Todesursache, wird die Leiche aber obduzieren lassen ...«
    Helen sieht das Radio an und sagt: »Hörst du das? Das ist ja lächerlich.« Sie sagt: »Hör doch mal«, und dreht das Radio lauter.
    »... Brennan«, sagt die Stimme, »der in einer von bewaffneten Bodyguards bewachten Festung lebte, befand sich unter ständiger Beobachtung durch das FBI ...«
    Und zu mir sagt Helen: »Werden heute überhaupt noch Fernschreiber benutzt?«
    Der Anruf, den sie eben bekommen hatte – der mit dem blauweißen Diamanten –, der Name, den sie in ihrem Terminkalender notiert hatte: Das war Gustave Brennan gewesen.

23
     
    Vor Jahrhunderten hinterließen Seeleute auf langen Fahrten je ein Paar Schweine auf allen einsamen Inseln. Oder ein Paar Ziegen. So oder so, bei jedem späteren Besuch würden sie die Insel als Fleischquelle nutzen können. Bis dahin waren die Inseln unberührt gewesen. Heimat von Vogelarten, die keinen natürlichen Feind hatten. Vogelarten, die sonst nirgends auf der Welt heimisch waren. Die Pflanzen dort entwickelten sich, da sie keine Feinde hatten, ohne Dornen und Gift. Es gab auf diesen Inseln keine Raubtiere, keine Pflanzenfresser: Sie waren das Paradies.
    Als die Seeleute diese Inseln beim nächsten Mal besuchten, fanden sie dort nur noch Herden von Ziegen oder Schweinen vor, sonst nichts.
    Das erzählt Oyster.
    Die Seeleute nannten das »Fleisch säen«.
    Oyster sagt: »Erinnert euch das an was? Vielleicht an die alte Geschichte von Adam und Eva?«
    Er schaut aus dem Autofenster und sagt: »Habt ihr euch schon mal gefragt, wann Gott mit einem großen Vorrat Grillsauce auf die Erde zurückkommen wird?«
    Draußen ist irgendeiner der Großen Seen, Wasser bis zum Horizont, nichts als Zebramuscheln und Neunaugen, sagt Oyster. Es stinkt nach faulem Fisch.
    Mona drückt sich mit beiden Händen ein mit Gerste und Lavendel gefülltes Kissen vors Gesicht. Die roten Hennamuster auf ihren Handrücken ziehen sich bis an die Spitze jedes Fingers. Umeinander geschlungene Schlangen und Ranken.
    Oysters Handy piept, und er zieht die Antenne heraus. Er hält es sich an den Kopf und sagt: »Anwaltskanzlei Deemer, Davis und Hope.«
    Er bohrt sich in der Nase, zieht den Finger wieder heraus und betrachtet ihn. In sein Handy sagt er: »Innerhalb welchen Zeitraums, nachdem Sie dort gegessen haben, ist die Diarrhö aufgetreten?« Er sieht, dass ich ihn beobachte, und schnipst mit dem Finger nach mir.
    Helen spricht unterdessen in ihr Handy: »Die Leute, die vorher da gewohnt haben, waren sehr zufrieden. Es ist ein wunderschönes Haus.«
    In der örtlichen Tageszeitung, dem Erie Register-Sentinel, ist auf der Unterhaltungsseite folgende Anzeige zu lesen:
    Achtung an die Gäste des County House Golf Club
     
    Dazu der Text: »Haben Sie sich nach Benutzung des Swimmingpools oder der Umkleidekabinen eine behandlungsresistente Staphylokokkeninfektion zugezogen? Falls ja, rufen Sie bitte die folgende Nummer an, um sich an einer Sammelklage zu beteiligen.«
    Die Nummer ist natürlich die von Oysters Handy.
    In den 1870er-Jahren, sagt Oyster, kam ein gewisser Spencer Baird auf die Idee, Gott zu spielen. Für ihn stand fest, dass der europäische Karpfen den Amerikanern die billigste Form von Eiweiß liefern würde. Zwanzig Jahre lang verschickte er im ganzen Land junge Karpfen umher. Er überredete hundert verschiedene Eisenbahngesellschaften, seine Karpfen zu transportieren und in jedem Gewässer auszusetzen, an dem die Züge vorbeifuhren. Er rüstete sogar spezielle, neun Tonnen fassende Tankwaggons aus, in denen junge Karpfen zu allen Wasserscheiden Nordamerikas befördert wurden.
    Helens Handy piept, und sie klappt es auf. Ihr Terminkalender liegt aufgeschlagen auf dem Sitz neben ihr. Sie sagt: »Und wo genau befinden Seine Königliche Hoheit sich zur Zeit?«, und notiert unter dem heutigen Datum einen Namen in das Buch. Ins Handy sagt sie: »Bitten Sie Mr. Drescher, mir die Smaragdclips in der zitronengelben Fassung zu besorgen.«
    In einer anderen Zeitung, dem Cleveland Herald-Monitor, steht auf der Lifestyleseite folgende Anzeige:
    Achtung an die Kunden
der Bekleidungskette Apparel-Design
     
    Dazu der Text: »Wenn Sie sich beim Anprobieren von Kleidung Genitalherpes zugezogen haben, rufen Sie bitte die folgende

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