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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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drohte?
    Ich
schüttelte diese Gedanken unwillig ab. Es blieb dabei. Ich würde mich niemals
auf Seine Seite schlagen können, ganz gleich, was auf dem Spiel stand.
    »Vertraust
du mir nicht, Laura?«
    Ich
starrte Andreas ins Gesicht und fand keine Antwort. »Ich vertraue Ihm nicht«, sagte ich schließlich. » Er hat ja nicht einmal den Anstand, mit
mir persönlich über diese Dinge zu sprechen.«
    » Er wird sich dir zeigen, wenn die Zeit gekommen ist«, versicherte Andreas.
»Abgesehen davon geht es nicht um Ihn . Er ist nur ein Werkzeug,
ebenso wie du. Es ist deine wie seine Bestimmung, den drohenden Untergang der
Welt zu verhindern. Eine solche Bürde abzustreifen, käme einem Verbrechen an
der Natur gleich. Du darfst nicht ablehnen, Laura.«
    » Er hat so viele Unschuldige getötet …«
    »Und
deshalb willst du Milliarden sterben lassen?«, fuhr Andreas erregt dazwischen.
Seine bleichen Wangen bebten. »Aus Prinzip? Aus falschem Ehrgefühl? Wegen einer
Handvoll Toter, die es nicht anders verdient hatten, soll die ganze Welt vor
die Hunde gehen?«
    »Ich
weiß ja nicht einmal, ob es wahr ist!«, gab ich ebenfalls fast schreiend zurück.
»Ich weiß nichts über dich oder gar Ihn .«
    Ich
konnte deutlich sehen, wie Andreas sich selbst zur Ruhe gemahnte. Es lag nicht
in seinem Interesse, dass wir uns gegenseitig niederbrüllten wie zwei aneinandergeratende
Halbstarke. »Den Beweis werde ich dir noch früh genug liefern«, sagte er,
nachdem sich sein Atem wieder beruhigt hatte und seine Finger nicht länger vor
Zorn zitterten. »Er befindet sich unglücklicherweise zurzeit nicht in meinem
Besitz, das ist alles.«
    »Du
sprichst von dem Buch, habe ich recht?«, vermutete ich. »Dem Buch, das die
Prophezeiung enthält.«
    Andreas
deutete ein Nicken an. »Es wurde mir … entwendet, vor langer Zeit. Alles, was
mir geblieben ist, ist eine einzige Seite, die ich in kluger Voraussicht aus
dem Band herausgetrennt habe, für den Fall, dass das Buch mir eines Tages
abhandenkommen sollte. Es ist jener Abschnitt, in dem vom Untergang der Welt
die Rede ist.«
    »Welch
glücklicher Zufall«, sagte ich sarkastisch.
    »Keineswegs.
Es war pure Berechnung.«
    »Dann
wusstest du also, dass du mich eines Tages dazu überreden müsstest, zu Ihm überzulaufen? Zu einer Zeit, als du selbst noch gegen Ihn kämpftest?«
    Es
fiel mir schwer, das zu glauben, und das zeigte ich auch.
    Andreas
räusperte sich. Endlich ließ er von meinen Handgelenken ab und lehnte sich
wieder ein Stück in seinem Sessel zurück. »Wenn die Zeit reif ist, werde ich
dir alles erklären, Laura. Ich werde dir erzählen, wie ich ursprünglich zu dem
Folianten kam und warum ich mich Ihm und Seinen dunklen Schergen
anschloss, obwohl es all meinen Überzeugungen widersprach. Spätestens dann
wirst auch du sehen, dass die Wahl, die du unzweifelhaft treffen wirst, die
einzig richtige war. Aber nun bin ich müde.« Er fuhr sich mit seiner dürren,
blassen Hand durchs Gesicht. »Das Gespräch hat mir viel Kraft abverlangt, daher
bitte ich dich nun, zu gehen. Ich habe den Abschnitt des Folianten, von dem ich
sprach, in der Zwischenzeit auf deine Kammer bringen lassen. Bis morgen gebe
ich dir Zeit, ihn ausreichend zu studieren. Ich bin davon überzeugt, dass weder
die Sprache noch die Schriftzeichen dir Probleme bereiten werden. Dir wurden
nicht nur magische Kräfte mitgegeben, sondern auch andere Gaben, die du
benötigst, um die dir vom Schicksal auferlegte Aufgabe angemessen zu erfüllen.
Und nun geh. Ich lasse dich rufen, wenn der Zeitpunkt da ist.«
    Und
mit diesen Worten erhob er sich ächzend aus seinem Sessel. In einer synchronen
Bewegung stand ich ebenfalls auf, und aus einem seltsamen Reflex heraus beeilte
ich mich, ihn zu stützen. Was war nur mit ihm geschehen, das ihn in so kurzer
Zeit so stark verändert hatte? Für einen Moment sah er mit abwesendem Blick auf
mich herab, dann schob er meine helfenden Hände sanft, aber bestimmt beiseite.
    »Gute
Nacht, Laura.« Seine kalte Hand berührte meine Wange, beinahe zärtlich, was mir
einen Schauer über den Rücken jagte.
    Dann
war er durch die niedrige, schwarze Tür verschwunden.
     
     

Kapitel XVII
     
    Draußen wurde ich
bereits von einem Diener erwartet, der mich zurück in mein Gemach führte. Weder
er noch ich sprachen ein Wort. Ich war in einer nachdenklichen, tiefsinnigen
Stimmung versunken. Was mochte all das bedeuten? War es wirklich möglich, dass Er nur deshalb zurückgekehrt war, weil Er , wie

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