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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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starrte Andreas herausfordernd
an.
    »Was
ist denn noch, Mädchen?«, seufzte dieser.
    Ich
hielt ihm wortlos meine Beute unter die Nase.
    Er
zeigte eine Reihe weißer, makelloser Zähne. »Ausgezeichnet, meine Liebe. Ich
habe nichts anderes von dir erwartet. Behalte es übrigens, du hast es dir verdient.
Verwahre es gut, es ist unser wertvollster Schatz.«
    »Und
du bist nicht ungehalten, weil ich dich aus meinen Gedanken geworfen habe, Herr ?«
    Andreas
berührte mich sanft an der Wange. »Nicht doch, Liebes. Ganz im Gegenteil wäre
ich überaus enttäuscht gewesen, wenn du es nicht getan hättest. Wir sind
seelisch verbrüdert, du und ich. Menschen wie wir sollten sich keinem fremden
Willen unterwerfen müssen.«
    »Dann
hattest du alles geplant«, stellte ich fest.
    »Selbstverständlich«,
erwiderte Er ernst. »Ich plante, wie ich dich für mich gewinnen würde.
Wie ich in dir den Verdacht wecken würde, ich wäre Kiros todgeglaubter Vater,
ohne ihn jemals zu bestätigen. Ja, selbst den Zeitpunkt, an dem jeder Zweifel
an meiner wahren Identität in dir verflogen wäre, bestimmte ich im Voraus.«
Ehrfürchtig strich er über den Overall, unter dem sich unserer aller Rettung
verbarg. »Ich wusste auch, dass du dies hier lesen würdest, ehe du aus freien
Stücken zu mir zurückkämest. In dir ist dieselbe, hungrige Gier nach Macht, die
auch mich beherrscht.«
    »Zeig
mir dein wahres Gesicht«, verlangte ich.
    Andreas
– oder der, zu dem er geworden war –, machte eine bestimmte, wegwerfende Geste
mit der Rechten. »Nicht jetzt. Und nun geh mit dem Diener. Unsere Zeit ist
knapp bemessen.«
    Wut
kochte in mir hoch, als man mich zum wiederholten Mal mit Vertröstungen
abspeiste, und wahrscheinlich hätte ich mich noch auf ein heftiges Wortgefecht
mit Ihm eingelassen, wäre Mike nicht gewesen. Vorsichtig, als würde er
einen Zaun berühren, von dem er nicht wusste, ob er unter Strom stand, fasste
er mich am Arm und zog mich von Andreas fort. Ich ließ es mit mir geschehen,
aber nur, weil ich innerlich zu aufgewühlt war, um darauf angemessen reagieren
zu können.
    Mit
einem breiten, selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen starrte Andreas uns
nach, während Mike mich hartnäckig aus seiner Reichweite zog.
     
     
Andreas´
Aufzeichnungen
     
    »Auf diese Weise
gelangte ich in den Besitz des Buches, das der potenzielle Leser nun in seinen
Händen hält. Es mutet ein wenig seltsam an, doch mir scheint, als würde dieser
Band seinem Besitzer stets mit Gewalt entrissen. Vor mir hatte der Rattenfänger
getötet, um sich den Folianten anzueignen, davor gehörte er einem anderen
Magier, der ebenfalls gewaltsam starb und wohl selbst zuvor einen von seinesgleichen
getötet hatte. Woher ich dies weiß? Nun, auch der Rattenfänger schrieb seine Geschichte
in diese Seiten, ebenso, wie ich es gerade tue. Ich werde mich nun nicht
erschöpfen, indem ich alles, was der verrückte Magier festhielt, niederschreibe,
da es genügt, einige Seiten zurückzublättern und selbst zu lesen.
    Nichtsdestotrotz
werde ich flüchtig auf die Geschichte des Rattenfängers eingehen, um alle noch
vorhandenen Lücken in meinem Bericht zu schließen. Wie ich bereits aufgrund
seines auffälligen Akzentes und seiner dunklen Hautfarbe vermutete, stammte der
Rattenfänger aus Indien, einem Land, in welchem Armut als Strafe für eine
Missetat in einem früheren Leben angesehen wird. Ich weiß nicht, ob dies die
Bitterkeit erklärt, die dieser Mann besser situierten Mitmenschen entgegenbrachte,
und es interessiert mich auch nicht. Von viel größerer Bedeutung scheint mir das
magische Erbe, das er aus seiner Heimat mitbrachte. Die Technik, Menschen in
Ratten zu verwandeln, soll von einem alten, indischen Magiergeschlecht stammen.
Der Rattenfänger behauptet in seinen Aufzeichnungen, dass es sich dabei um die
Nachfahren von Göttern gehandelt habe, die mit übernatürlichen Kräften ausgestattet
worden wären, um über die Menschen zu herrschen und zu richten. Das
Magiergeschlecht selbst scheint in Vergessenheit geraten zu sein, nicht jedoch
die Erinnerung an seine Taten. Daher, so die Meinung des Rattenfängers, gelten
in weiten Teilen Indiens zahlreiche Tierarten, darunter auch Ratten, als heilig
und dürfen nicht getötet werden. Der Glaube, dass in vielen Tieren die Seelen
geliebter Verstorbener weiterleben, hat sich in der Bevölkerung erhalten,
weshalb man in diesen Landen zuweilen fürchtet, einen Verwandten zu töten, wenn
man einem vermeidlichen

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