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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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leid, glaubst du mir das?«
    Kiro starrte
Hansen erbarmungslos an. »Manchmal reicht ›tut mir leid‹ nicht aus, Hansen. Von
mir erhältst du keine Absolution. Niemals.«
    Hansen
schluckte schwer und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Diese Sache ging
ihm ganz schön an die Substanz.
    »Gut, du bist
im Recht«, brachte er schließlich hervor. »Manches kann man nicht verzeihen.
Das musst du auch nicht. Du sollst ... nur wissen, wie ich darüber denke.«
    »Mission
erfüllt«, sagte Kiro knapp. »Sind wir jetzt fertig?«
    Am liebsten
hätte Hansen das bestätigt – zumindest er selbst fühlte sich fertig nach dieser
kurzen, aber heftigen Auseinandersetzung. Aber dem Jungen zuliebe würde er
weiterbohren. Manchmal musste man Dynamit einsetzen, um einen Erdrutsch zu
verursachen.
    »Wie geht es
dir mit Laura? Du sprichst kaum mehr von ihr. Was sie getan hat, muss dich doch
sehr verletzt haben.«
    »Das geht dich
nicht das Geringste an.« Kiro wandte sich ab. Es war wieder um einige Grade
kühler im Raum geworden. Hansen war sich der Abneigung des Jungen stets bewusst
gewesen, doch noch nie hatte er sich von ihm so verabscheut gewusst. Es war ein
verdammt mieses Gefühl.
    »Du magst Laura
sehr, oder? Ich meine, du mochtest sie?«
    Kiros Kopf
zuckte zu ihm herum. »Sie ist die fantastischste Frau, der ich jemals begegnet
bin. Und ich mag sie nicht, ich liebe sie. Dass sie mich töten wollte, ändert
nicht das Geringste an meinen Gefühlen für sie, und wenn sie es noch zehnmal
versuchen würde, wäre es nicht anders.«
    Hansen knetete
unbehaglich seine Hände. »Es ist durchaus möglich, dass sie es wieder versuchen
wird – das weißt du, oder? Sie ist nicht mehr die, die du einmal kanntest.
Versteh mich nicht falsch, ich möchte euch nicht auseinandertreiben, ich will
dich lediglich vorbereiten. Wenn wir sie tatsächlich finden sollten, wäre es
möglich, dass dich schockieren wird, was du siehst. Dass du sie nicht wiedererkennst.«
    »Hansen, bemüh
dich nicht. Ich weiß, dass sie ein gutes, reines Herz hat. Sie wird immer das
Richtige tun, darauf verwette ich mein Leben.«
    »Genau das habe
ich befürchtet«, murmelte Hansen. Kiro wollte auffahren, doch der Arzt winkte
müde ab. »Ich hoffe sehr, dass du recht behältst, Kiro. Weißt du, ich vermisse
das Mädchen auch. Und ich wünsche mir, dass ihr das alles heil übersteht. Ihr
beide, und eure gemeinsame Zukunft.«
    Kiros
unerbittliche Miene wurde ein wenig weicher. »Ist das dein Ernst?«
    Hansen nickte.
»Es ist wahr, sie ist etwas Besonderes. Man muss schon blind sein, um das nicht
zu sehen. Ich wünsche mir, dass euch euer gemeinsames Glück vergönnt ist. Bei
mir war das nicht der Fall. Auch ich habe einst geliebt, Junge, ebenso blind
und kompromisslos wie du jetzt. Aber ich musste bitter dafür büßen. Der einzige
Mensch, der mir je etwas bedeutet hat, wurde mir entrissen, und seither ist
mein Leben ein anderes. Wahrscheinlich interessieren dich meine Gefühle herzlich
wenig, aber einzig wahres Glück empfand ich nur, als ich bei ihr sein
konnte. Seither denke ich ... nein, ich bin sicher , dass es besser ist,
wenn man sich nicht zu sehr an einen Menschen bindet. Wenn du Abstand von
jemandem wahrst, tut es dann nicht so weh, wenn er dir wieder genommen wird.
Und alle werden uns früher oder später genommen, das ist der Lauf der Dinge.
Die Natur hat den Menschen nicht für die Ewigkeit erschaffen. Und wenn der Tag
da ist, Kiro ... wenn er da ist, dann müssen wir die Kraft in uns finden,
weiterzumachen. Deine Mutter konnte es nicht, und ich konnte es auch nicht.
Mache du nicht denselben Fehler.«
    Kiro schüttelte
langsam den Kopf. Er hatte Hansen geduldig zugehört, ohne ihm ins Wort zu
fallen oder sich schnaubend abzuwenden, was ungewöhnlich war. »Du bist mit Abstand
der dümmste kluge Mensch, den ich kenne«, sagte er nun ernst. »Ich habe doch
keine Angst davor, mein Glück zu finden, weil die Möglichkeit besteht, es
wieder zu verlieren. Das wäre ja so, als wollte ich nicht essen, weil ich weiß,
dass ich bald wieder hungrig sein werde.«
    »Und was, wenn
du nur einen begrenzten Vorrat an Nahrung zur Verfügung hast?«, ging Hansen auf
Kiros Metapher ein. »Würdest du etwa lieber alles auf einmal essen, um dich dem
kurzen, aber heftigen Genuss hinzugeben, und dann innerhalb der nächsten Woche
sterben, oder lieber nur von winzigen Portionen leben, die dich länger am Leben
erhalten, wenn sie dir auch niemals dieselbe Befriedigung

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