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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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berührte
Bernhards Wange, eine beinahe liebkosende Geste. Der Junge hatte mittlerweile die
Augen fest zusammengepresst, und aus seinem Gesicht war jedes bisschen Farbe
gewichen.
    »Dein
Geist ist unvollkommen«, hauchte der Sprecher. »Du bist nicht einmal den Boden
wert, auf dem du stehst.«
    Er
versetzte dem Jungen einen Stoß vor die Brust, sodass dieser strauchelte und
auf dem Hinterteil landete. Ein gedämpftes Stöhnen drang ihm über die Lippen,
und Rainer glaubte, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen. Die Ratten, die
den Boden bedeckten, soweit das Auge reichte, versammelten sich mit blitzenden
Augen um das warme, lebendige Fleisch, das so unverhofft in ihre Mitte geworfen
worden war. Doch noch wagten sie nicht, sich daran gütlich zu tun.
    »Dieser
Boden«, fuhr der Redner heiser fort, »ist Sein Eigentum. Was berechtigt
dich dazu, auf Seinem Eigentum herumzutrampeln?«
    »Ich
will Ihm nur dienen, Herr, das schwöre ich.« In Bernhards Stimme lag ein
deutliches Flehen. »Alles, was Er von mir verlangen wird, werde ich
tun.«
    »Ja,
aus Angst «, gab der Sprecher verächtlich zurück. »Nicht aus Loyalität.
Du weißt, wozu Er fähig ist, und hast dich uns angeschlossen, um deine
Haut zu retten.«
    »Das
ist nicht wahr.«
    » Lügner! «
    Bernhard
presste die Hände auf die Ohren, und Rainer musste all seine Selbstbeherrschung
aufbieten, um es ihm nicht gleichzutun. Das Wort war wie ein Donnerschlag durch
das finstere Gewölbe gehallt.
    »Du
bist ein Narr, wenn du glaubst, dich Seiner richtenden Hand entziehen zu
können! Wer für sich selbst ist, ist nicht für uns. Wer nicht für uns ist, ist
gegen uns. Und wer gegen uns ist, muss sterben.«
    Mit
einem plötzlichen Ruck wandte er sich von Bernhard ab, dem die Tränen nun
ungehemmt über das Gesicht flossen. Erleichterung zeichnete sich auf seinem
Gesicht ab, als er dem bohrenden Blick des Mannes nicht länger ausgesetzt war.
    »Ich
habe verstanden, Herr, ich habe verstanden! Ich werde ein guter Diener sein,
ein treuer Diener, ich werde alles tun, alles ….«
    Der
Redner machte eine abgehackte Geste mit der Rechten, und die Ratten fielen über
den Burschen her. Die Krähe auf der Schulter des Mannes flatterte auf und
stürzte sich mit ins Getümmel, den scharfen Schnabel gierig in die lockende
Beute bohrend. Es war schockierend, wie lautlos das Massaker vonstattenging, und
wie rasch. Innerhalb einer Minute war alles vorbei.
    Rainer
schloss die Augen und unterdrückte ein Seufzen. Es war nicht das erste Mal,
dass er so etwas mit angesehen hatte, trotzdem bedauerte er das Ende des
Burschen. Vielleicht hatte er sich ihnen aus den falschen Gründen angeschlossen,
aber er hatte doch für die rechte Sache einstehen wollen.
    Ohne
auf die Masse der sich um das Fleisch drängenden Leiber zu achten, setzte der
Sprecher seinen Rundgang fort, immer wieder vor einem der Anwesenden
innehaltend, um ihn mit seinen glasigen Augen anzustarren. Noch immer rührte
sich niemand, und obwohl Rainer die Gesichter der anderen nicht erkennen
konnte, war er sich sicher, darin keine Regung entdeckt zu haben, wäre es
anders gewesen.
    »Berichte!«,
befahl der Redner einem anderen Vermummten.
    »In
den vergangenen Nächten gab es zwanzig Gefangennahmen«, erklang eine ruhige Stimme,
»und zwölf Tote.«
    »Zwölf?«
    »Hauptsächlich
unliebsame Zeugen, Herr. Wie befohlen sind keine Spuren zurückgeblieben.«
    »Was
nicht euer Verdienst ist«, ergänzte der Redner. Die Krähe, die mittlerweile
wieder zu ihm zurückgekehrt war, gurrte zustimmend. Auf ihrem Schnabel klebte
frisches Blut.
    »Zwanzig
Gefangene«, wiederholte der Sprecher. »Wie viele Observationen?«
    »Etwa
fünfzig, Herr. Die Zielpersonen sind schwer zu fassen. Sie wissen Bescheid und
sind auf der Hut.«
    »Natürlich
wissen sie es.« Der Sprecher lachte leise. »Verluste auf unserer Seite?«
    »Keine,
Herr.«
    »Feiges
Pack. Sie wagen es nicht, die Hand gegen uns zu erheben. Das wird ihr Untergang
sein.«
    Erneut
setzte der Redner sich in Bewegung. Schließlich hielt er vor Rainer an und zog
ihm mit einem Ruck die Kapuze vom Kopf. Rainer blieb völlig regungslos, selbst,
als der heiße, nach Verwesung stinkende Atem des anderen ihm ins Gesicht schlug.
Er konnte jede einzelne, ölige Schweißperle auf der Stirn des Mannes glänzen sehen.
    »Dich
kenne ich. Du hast uns bereits in den alten Zeiten gedient.«
    Da
dies keine Frage war, schwieg Rainer.
    »Fühle
dich geehrt, Diener, denn der Einzige hat eine besondere

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