Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
nach vorn.
Ein schwarzer Saab parkte auf dem Grundstück vor dem Haus, das am Wasser lag. Kein Rasen zu mähen, kein einziges Blumenbeet. Nur Kiefern, Wacholder und Felsen, die Spalten bildeten, in denen hohe Wildrosen wuchsen, die sich mit ihrer rosavioletten Farbe von dem Grau abhoben.
Carl-Magnus Meisser wohnte in einem typischen Ferienhaus, nicht mehr und nicht weniger. Keine Anbauten, graue Holzwände, schwarzes mit Dachpappe gedecktes Dach, ein Stockwerk, die Veranda zum Wasser hin. Es konnte sich im besten Fall um fünfzig Quadratmeter handeln, eher noch weniger, und es war kaum ein Haus für eine Familie mit Kindern. Das Grundstück war so sehr Naturgrundstück, wie es nur ging, fast verwildert. Ein kleiner Badesteg, schief und wacklig, ragte von den Felsen ins Wasser, daran war ein Kahn vertäut, Schilfrohr auf der einen Seite, eine kleine Sandbucht auf der anderen.
Meisser schien nicht der Typ zu sein, der gern herumpusselte, weder mit Blumenbeeten noch mit dem Haus, das fast einsturzgefährdet aussah, abgesehen von den Fenstern, die neu zu sein schienen. Und hässlich. Störende große, moderne Fenster.
Lundin fuhr heran und stellte den Wagen hinter dem Saab ab.
»Kein rotes Auto«, sagte Erika.
»Nein«, bestätigte Lundin und stieg aus. »Verdammt, ist es wieder heiß geworden«, sagte er und versuchte sich Luft zu verschaffen, indem er vorn das Hemd flattern ließ. Er öffnete einen weiteren Knopf, holte ein Taschentuch heraus und wischte sich damit den Nacken ab.
Als sie die Autotüren zuschlugen, stand Doktor Carl-Magnus Meisser neben ihnen. Sie schüttelten sich zur Begrüßung die Hände, die Titel wurden benutzt, Kriminalkommissar Jan Lundin und Kriminalassistentin Erika Ljung. – Verdammt, benutz die ganze Litanei bei den hohen Tieren, hatte Lundin ihr gesagt.
»War es schwer zu finden?«, fragte Meisser zum Auftakt.
»Nein, wir haben ja die Karte«, antwortete Lundin und notierte, welchen Blick der gute Meisser Erika zugedachte, ein inspizierender, abschätzender Blick, der nichts mit ihrem Beruf zu tun hatte, sondern allein mit ihrem Wert als weibliches Wesen.
Sie war schön anzusehen, aber sie bildete sich nichts darauf ein. Kein Gekicher oder Augenzwinkern. Ein frecher Flirt konnte sicher ab und zu ganz nützlich sein, aber nicht hier. Würde schon interessant sein zu sehen, wie sie diese Gaben mit der Zeit in ihrem Beruf einzusetzen lernen würde. Rein privat ist es ja gerade richtig den Bach heruntergegangen, ging es Lundin durch den Kopf, als sie dem Hausbesitzer folgten, der ihnen den Weg auf die Veranda zeigte.
»Wir können uns wohl hier hinsetzen«, erklärte Meisser mit einer Geste zu den Terrassenstühlen. »Drinnen ist es etwas unordentlich. Ich habe in letzter Zeit viel gearbeitet, sehr viel, um genau zu sein, deshalb habe ich das hier ein bisschen vernachlässigt.«
Er sah aus, als hätte er auch sich selbst vernachlässigt, schwarze Bartstoppeln, blasse Gesichtshaut, und möglicherweise war ein diskreter Geruch nach abgestandenem Alkohol wahrzunehmen, überlegte Lundin, aber vielleicht bildete er sich das auch ein. Er würde Erika später danach fragen.
»Sie wohnen allein hier?«, begann Lundin in neutralem Ton das Gespräch.
»Ja. Ich wohne allein hier. Wir hatten das als Ferienhaus, ich und meine zweite Frau – also, ich war zweimal verheiratet«, erklärte er. »Nach der Scheidung behielt sie das Wohnhaus und ich das hier«, sagte er mit Blick auf das abblätternde graue Haus.
»Ihre Chefin und Arbeitskollegin ist ermordet worden. Wissen Sie etwas, das uns helfen könnte?«
Lundin und Erika saßen ruhig da und warteten die Antwort ab.
»Was sollte das denn sein?«, fragte Meisser, nachdem er ihre Frage verneint hatte.
»Ist etwas Außergewöhnliches passiert, hatte sie irgendwelche Kontakte, die von den üblichen abwichen? Irgendwelche Zwiste, Feinde vielleicht? Patienten?«
Meisser schüttelte langsam den Kopf.
»Was haben Sie selbst an dem Freitag gemacht, als Laura Ehrenswärd ihren Urlaub antreten wollte?«
»Ich war verreist, auf einer Gebirgstour, und bin erst am Sonntag zurückgekommen. Ich kann Ihnen die Namen meiner beiden Reisekameraden geben.«
»Wie war Laura Ehrenswärd als Chefin?«
»Gut.«
»Sie fanden also, dass sie eine gute Chefin war«, verdeutlichte Janne Lundin.
»Ja.«
»Gab es irgendwelche Konflikte im Krankenhaus?«
»Natürlich gab es die. Die gibt es doch wohl an allen Arbeitsplätzen, aber es war nicht schlimmer also
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