Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
so!«
Da haben wir unterschiedliche Träume, dachte er. Einen großen roten Kombi. Na, so was!
»Darf man fragen, warum Sie so ein Auto haben wollen? Haben Sie mehrere Kinder?«
»Oh nein, nein!«
Sie verschränkte die dünnen nackten Arme locker vor der Brust, sie trug nur ein Hemd mit dünnen Trägern am Oberkörper und kratzte sich jetzt an einer verschorften Wunde am Unterarm, bis sie anfing zu bluten. Sie befeuchtete die Wunde mit Spucke. Es blutete nicht sehr stark.
»Ach, das wäre einfach nur toll«, sagte sie, zuckte mit den Schultern und verzog den Mund.
»Kennen Sie sich gut mit den verschiedenen Automarken aus?«, wollte Peter Berg wissen.
»Es geht so. Ich finde sie cool, im Augenblick kann ich mir ein Auto nicht leisten … aber vielleicht ja später mal.«
»Das wollen wir doch hoffen«, erwiderte Peter Berg und lächelte sie an. »Jetzt muss ich Sie etwas fragen, was vielleicht nicht so einfach zu beantworten ist, aber können Sie sich erinnern, wann der Wagen das letzte Mal da gestanden hat? Denken Sie in Ruhe drüber nach.«
Sie spitzte den Mund, senkte den Blick und man konnte geradezu sehen, wie sie nachdachte. Mit dem einen Fuß, der in einer Sandale steckte, malte sie auf dem Asphalt. Die Knie unter den weißen Shorts waren knochig.
»Vielleicht vor ein paar Wochen. Aber ich laufe ja auch nicht jeden Tag hier längs«, sagte sie und folgte der Straße mit zusammengekniffenen Augen.
Das Kind bewegte sich, sie schob den Wagen hin und her und schaukelte am Lenker.
»Wollen Sie noch einmal zu Hause in aller Ruhe in Ihren Kalender gucken, vielleicht fällt Ihnen dann ein, welcher Tag das war.«
Sie schaute ihn aus graublauen Augenschlitzen an, ergriff das herabhängende schwarze Haar und sammelte es in einer Hand im Nacken, wischte sich mit der anderen Hand den Hals ab, ließ dann das Haar wieder fallen.
Muss ziemlich heiß sein mit so viel Haar, dachte Peter Berg und war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass sie knapp über zwanzig sein musste, und aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, sie wäre allein mit dem Kind. Warum, konnte er nicht sagen, aber sie hatte etwas im Stich Gelassenes an sich, vielleicht lag das an der hängenden Körperhaltung. Wie eine verwelkte Tulpe. Aber gleichzeitig mit viel Willenskraft in der Stimme.
»Ich weiß, dass das nicht so einfach ist«, fuhr er fort, um sie in ihrer Aufgabe zu bestärken. »Vielleicht kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie es nicht sagen können, nicht genau, und dann müssen Sie das auch nicht. Wir wollen der Wahrheit aber so nah wie möglich kommen. Denken Sie gut nach, und dann können Sie mich auf jeden Fall anrufen, wenn Ihnen etwas eingefallen ist«, sagte er und zog seine Karte mit Namen, Berufsbezeichnung und Telefonnummer aus der Hosentasche seiner Jeans und schob sie in den Kinderwagen.
»Ich schreibe mir auf, wie Sie heißen«, sagte er und zog einen kleinen Notizblock heraus.
»Sara Grip«, sagte sie lächelnd und sah dabei richtig süß aus.
Claesson hatte gerade eine neue Pressemitteilung herausgegeben, das Interesse der Journalisten war aber bereits abgeflaut. Die Techniker hatten sich Laura Ehrenswärds Arbeitszimmer im Krankenhaus vorgenommen, und Benny hatte angerufen und gefragt, ob Claesson nicht einmal vorbeischauen könnte. Dann waren noch diverse Telefonanrufe eingegangen, unter anderem von einer Schwesternhelferin, mit der Claesson vielleicht auch gleich reden konnte, wenn er schon einmal in der Klinik war.
Er schaffte es noch, mit Veronika zu sprechen, bevor er losfuhr. Da er ausgerechnet jetzt, wo ihre Mutter gestorben war, so viel weg war – leider konnte man selten die verschiedenen Zusammentreffen im Leben vorausplanen –, rief er sie häufiger an. Sie schien weder böse noch wütend auf ihn zu sein, sie fand es offenbar sogar ganz schön, allein mit Klara zu sein. Das sei gut zum Nachdenken, erklärte sie ihm. und er überlegte, ob er deshalb gekränkt sein sollte. Veronika wusste, was es hieß, eine anspruchsvolle Arbeit zu haben. Sie ließ ihn kommen und gehen, wie er wollte, ohne das Gesicht zu verziehen, und dadurch war es umso schöner, nach Hause zu kommen. Sie erklärte ihm, dass sie ihn absolut nicht beneide, sie finde es schön, dass nicht sie es war, die von den Verpflichtungen aufgefressen wurde. Auch wenn der Job Befriedigung brachte, kam sie im Augenblick wunderbar ohne ihn zurecht. Mona Lundin hatte versprochen, eine Stunde auf Klara aufzupassen, so dass Veronika es
Weitere Kostenlose Bücher