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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Das hatte er immer schon gewollt. Deshalb hatte er diesen Beruf gewählt, der ihm fast wie eine Berufung erschienen war, als er vor langer Zeit seine Arbeit als Mediziner aufgenommen hatte. Heute waren die Zeiten anders, aber das machte für ihn keinen Unterschied.

KAPITEL 20
    Claesson hatte neben sich eine Tasse Kaffee stehen, nicht weil er müde oder weil er der Ansicht war, er schmeckte gut, sondern eher, weil das während der Arbeit zu einer Gewohnheit geworden war. Er hatte wie ein Stein geschlafen, so weit war alles in Ordnung.
    Die Luft war leichter geworden, sauberer und klarer nach dem Gewitter des letzten Abends. Vielleicht hatte er deshalb so tief und fest geschlafen, das Bettzeug hatte nicht wie ein feuchter Verband an seinem Körper geklebt, aber in erster Linie lag es wohl an Klara, toi, toi, toi, sie hatte sechs Stunden am Stück geschlafen, und als sie im Morgengrauen anfing zu jammern, war Veronika aufgestanden und hatte sich um sie gekümmert.
    Jetzt schien sich die Atmosphäre draußen wieder zu einem heißen, stickigen Tag aufzubauen. Er mochte diesen späten Sommermonat, und es fiel ihm immer schwerer, die ersten schon spürbaren Anzeichen, dass der lange, dunkle Winter näher kam, zu ignorieren.
    Aber noch lauerte da ein diesiger, augustschwüler Himmel, und am Samstag gab es bei Janne und Mona Lundin Flusskrebse. Er kostete bereits den Dillgeschmack auf der Zunge.
    Cecilia, seine Stieftochter – welch abscheuliches Wort – sollte Ende der Woche kommen, wahrscheinlich am Sonntag.
    Veronika freute sich natürlich darüber, dass sie ganz von allein auf die Idee gekommen war, sie von Lund aus zu besuchen.
    Bis jetzt war der Umgang mit dieser jungen Dame eher schwierig gewesen, aber was konnte man auch erwarten. Sie waren zusammengeführt worden, ohne dass man sie gefragt hätte, und es war ja keine offene Feindschaft, die sich da zwischen ihnen aufgebaut hatte. Sie beäugten sich nur gegenseitig skeptisch. Dieser Zustand kann eher als bewaffnete Neutralität bezeichnet werden, dachte er trocken. Er war nicht der Typ, der nicht der Wahrheit ins Auge sah.
    Bewaffnete Neutralität war übrigens auch etwas, das sie im Allgemeinen Krankenhaus dringend nötig gehabt hätten, ging es ihm durch den Kopf, als er die Papiere für die morgendliche Besprechung zusammensammelte.
    Natürlich litt er darunter, dass die Zusammenkünfte mit Cecilia etwas angestrengt, steif und förmlich waren, aber so würde es wohl bleiben, bis sie sich aneinander gewöhnt hatten. Und das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Der vorsichtige Umgangston war beabsichtigt, denn er ging davon aus, dass es nicht besser werden würde, wenn er künstlich Scherze machen oder sich peinlich anstrengen würde.
    Eigentlich war es sogar so, dass ihn Cecilias selbstsicheres und in seinen Augen upper-class-betontes Äußere ein wenig erschreckte. Nicht nur ihre Kleidung, sondern ihr ganzes Verhalten erschien ihm wie die Inkarnation von sozialer Auserwähltheit zu sein. Wie es ausgerechnet Veronika gelungen war, so eine Tochter zu Stande zu bringen, war ihm ein Rätsel, aber vielleicht trog ja auch der Schein. Alles schien handverlesen zu sein: der Pullover in Blassrosa, den sie das letzte Mal getragen hatte, die Hose, die auf ihren knabenhaft schmalen Hüften saß, die groben, aber vermutlich absolut toppmodischen Schuhe und das blonde Haar, das in einem Pferdeschwanz zusammengefasst war, und er hatte den Verdacht, dass selbst das Haargummi um den Zopf gewissenhaft ausgesucht war, auf jeden Fall die Frisur in ihrer mädchenhaften Einfachheit, und das ungeschminkte Gesicht, die braunen, glatten Unterarme mit blondem Flaum. Das ganze Mädchen war wie ein kühler Wind.
    Vermutlich würden Veronika und Cecilia nach Norrköping fahren, um die Wohnung der Großmutter zu räumen. So war es zumindest geplant. Die Beerdigung war für den kommenden Donnerstag angesetzt, eine stille Andacht.
    Er hatte sowieso genug um die Ohren. Er stand auf, nahm den Kaffeebecher und ging zum Sitzungsraum.
    Dort trafen gerade alle ein und warteten auf Benny Grahn.
    »Und -warst du gestern Abend noch schwimmen?«, fragte Janne Lundin Erika Ljung, während die anderen mit halbem Ohr zuhörten.
    »Ja, klar. Es war herrlich. Vielleicht das schönste Bad des Sommers, weil man schon spürt, dass er bald zu Ende gehen wird. War vielleicht auch das letzte.«
    »Ich war auch schwimmen«, warf Peter Berg ein.
    »Was du nicht sagst«, wunderte Erika sich, sah ihn dabei direkt an,

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