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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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kam, war das Auto, das vor Carl-Magnus’ kleinem Nest stand, wie dieser selbst das Häuschen auf dem lang gestreckten, kiefernbewachsenen Grundstück mit idealer Lage gleich am Meeresufer nannte. Ein Platz, an den sich Carl-Magnus immer wieder nach seinen mehr oder weniger ausgiebigen, in erster Linie erotischen Eskapaden zurückzog, die er im Laufe der Jahre so hinter sich gelassen hatte. Zu denen Tomas nie in der Lage gewesen wäre, selbst wenn er gewollt hätte. Er hatte nicht Carl-Magnus’ Talent, die Frauen wie ein Turbostaubsauger anzuziehen.
    War das überhaupt etwas Erstrebenswertes, oder beruhten Tomas Bengtssons eigene Zweifel nur auf dem alten, nur zu vertrauten Neidgefühl, das immer mal wieder auftauchte? In erster Linie beim Thema Frauen. Mit Frauen hatte Tomas Bengtsson nie so souverän umgehen können wie Meisser, aber am Ende hatte er mit Ewa doch das große Los gezogen. Und es gab sicher schönere Dinge, als eine Familie nach der anderen kaputtzumachen, auch wenn es vielleicht reizvoll war, eine Frau nach der anderen zu erobern. Aber mehr oder weniger versoffen allein in einem heruntergekommenen Ferienhaus zu hocken, war kaum etwas, worum Meisser zu beneiden war. Er hatte sein Feld nicht bestellt. Er hatte es geplündert und geräubert, und jetzt war die Krume trocken und ausgelaugt.
    Tomas Bengtsson hatte eine Klimaanlage im Auto, drinnen war es angenehm kühl, doch als er ausstieg, war der Kontrast umso krasser. Die Hitze schlug ihm entgegen, feuchte, schwedische Sommerluft, wie gemacht für Krebsabende mit Schnaps im Kreise guter Freunde, und der Gedanke daran schmerzte ihn tief. Nur ein Glück, dass er noch nicht ganz die Fähigkeit verloren hatte, etwas zu fühlen. Noch war er also nicht tot.
    Meisser trug Shorts und ein weißes T-Shirt, und das Haar stand ihm wild zu Berge. Er war barfuß, gerade auf dem Weg zum Meer, um zwei Bier herauszuholen, die im Wasser dicht am Ufer lagen.
    »So lagerst du sie?«, fragte Tomas.
    »Der Kühlschrank hat heute Morgen seinen Geist aufgegeben«, erklärte Meisser und machte einen großen Schritt aus dem Wasser, in jeder Hand eine Dose Bier. »Das Wasser ist richtig warm, zu warm, um Bier zu kühlen«, brummte er.
    Tomas zog die Jacke aus, die vollkommen überflüssig war. Doch bis jetzt war er in diesem heißen und in jeder Hinsicht widerlichen Sommer ungewöhnlich verfroren gewesen.
    »Warst du baden?«, fragte Carl-Magnus Meisser.
    »Nee, du?«
    »Na klar, ich springe jeden Morgen rein. Warum sonst würde ich wohl hier wohnen?«
    »Nun ja, wegen der Aussicht«, entgegnete Tomas Bengtsson. »Es bringt wohl eine Art Ruhe mit sich, so zu wohnen«, sagte er und schaute dabei über Hügel, Buchten und das offene Meer. »Zumindest haben wir das gedacht, als wir aufs Land gezogen sind. Ruhig und friedlich, auch wenn wir kein Wasser gleich um die Ecke haben.«
    »Willst du?«, fragte Meisser und reichte ihm ein Bier, während sie die wenigen Stufen hinauf zur Terrasse gingen, die zum Wasser hinzeigte.
    Die Sonnenuntergänge können einen fertig machen, wenn man nicht in der Stimmung ist, dachte Tomas Bengtsson und schaute in den Himmel.
    »Was ist?«, fragte Meisser, öffnete seine Dose, dass es zischte, setzte sie dann an die Lippen und trank gierig.
    »Was ist? Ich kann ins Gefängnis kommen.«
    Meisser schluckte, so dass der vorstehende Adamsapfel eine grandiose Berg- und Talfahrt im Hals machte.
    »Na, jetzt übertreibst du aber ein bisschen«, sagte er, während sich gleichzeitig ein leiser Rülpser vorbeischlich, was schlecht zu seinem sozialen Status passte, auch wenn der im Augenblick eher angeknackst war.
    Nur wenige Personen in der Klinik zeigten mit so ausgeprägten Signalen, dass sie von besserer Herkunft waren, studiert und alte Ahnen vorzuweisen hatten, wie Meisser. Wenn überhaupt, dann hätte das noch Laura machen können, obwohl ihr vornehmer Nachname nur angeheiratet war.
    »Verdammt, hilf mir doch«, flehte Tomas Bengtsson ihn an. »Du weißt doch, dass ich es nicht war.«
    Meisser erstarrte in einer überraschten, unsicheren Bewegung, die schwarzbuschigen Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen, die Bierdose auf halbem Weg zum Mund. Diese Pose behielt er den Bruchteil einer Sekunde zu lange bei, als dass Tomas Bengtsson sie nicht hätte bemerken müssen.
    »Glaubst du denn, dass ich es war? Glaubst du das?«, ging Tomas Bengtsson auf ihn los, während er gleichzeitig puterrot im Gesicht wurde.
    Meisser sagte nichts.
    »Du warst doch

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