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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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die Kollegen, und im Laufe der Jahre war er immer sanfter und auch sentimentaler geworden.
    »Die Techniker haben einen Metallsplitter in ihrer Kleidung gefunden, der sich im Zusammenhang mit einem Kampf gelöst haben kann«, fuhr er fort. »Der Körper weist ja mehrere Zeichen eines Nahkampfes auf, das weißt du auch«, sagte er, und sie nickte. »Nach einiger gründlicher und hartnäckiger Detektivarbeit …«
    Hier hielt er inne, kratzte sich auf der Platte und schien nachzudenken.
    »Nun ja, wohl besser gesagt war es eine gewisse Berufserfahrung. Außerdem hatten die Techniker Hilfe von einem Uhrmacher, und so konnte festgestellt werden, dass dieser Splitter von der Metallschicht am Uhrgehäuse einer Armbanduhr stammte.«
    Wieder nickte sie.
    »Und der Splitter passte genau auf die Armbanduhr des Beschuldigten. Mit DNA-Analysen eines Haars konnten wir ihn festnageln, und als er das alles erfuhr, hat er ziemlich schnell gestanden.«
    Sie saßen schweigend da, und Erika wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte oder ob von ihr erwartet wurde, dass sie nun aufstand und ging.
    Ein Mörder und ein Betrüger. Sie selbst hatte mit der Zeit genau diesen Verdacht gehegt, es aber nicht so recht zu glauben gewagt, bevor er überführt war. Sie hatte sich darauf eingestellt, es nie bestätigt zu bekommen, und sich selbst einzureden versucht, dass das keine große Rolle spielte, wenn sie nur jetzt ihr Leben in die eigene Hand nahm und es bewusst lebte, ohne Rickard.
    Also hatte sie auch diesmal Recht behalten, und dabei war sie doch so lange Zeit so verdammt blauäugig gewesen. Es war nicht leicht, eingefahrene Muster zu brechen. Aber es gab nichts und niemanden, dem sie dafür die Schuld zuschieben konnte, auch das wusste sie, und ihr war klar, dass auch die anderen ungefähr so dachten. Blöde Tussi, sich an so einen Idioten zu klammern. Selbst schuld, sie hätte doch das Gleiche gedacht, wenn es um jemand anderen gegangen wäre. Vereinfachungen waren bequem, eine bestimmte Einstellung, ein Urteil, und fertig ist die Laube. Jetzt musste sie lernen, darüber hinwegzusehen, was die anderen dachten. Sie war es, um die es hier ging.
    Sie hatte sich in gewisser Weise schon daran gewöhnt, dass er verrückt war und sie von Glück sprechen konnte, ihr Leben noch einmal von vorn anfangen zu können. Dieses Glück hatte Anita Grevén nicht gehabt.
    »Ja, das war eigentlich alles«, sagte Gotte schließlich, und sie stand auf, um das größte Arbeitszimmer im Polizeihaus mit dem zweifellos unaufgeräumtesten Schreibtisch zu verlassen. Er wird es niemals schaffen, die Stapel aufzuarbeiten, bevor er in Pension geht, dachte sie. Wahrscheinlich mussten sie danach alles nehmen und einfach wegwerfen, die Protokolle und Berichte im Hinblick auf die Geheimhaltung in den Aktenvernichter schieben, da es vermutlich eine fast utopische Aufgabe wäre, Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Oder hatte er möglicherweise doch mehr Ordnung in den Papieren, als sich auf den ersten Blick vermuten ließ?
    Auf dem Weg hinaus fiel ihr Blick auf eine Urkunde, die so hing, dass sie jedem ins Auge fallen musste. Mats ’ Erster Preis für den Polizeidirektor Olle Gottfridsson für das beste Pfefferkuchenhaus. Auch wenn das lange vor ihrer Zeit gewesen war, hatte sie natürlich von dieser Siegerurkunde gehört. Die uneingeschränkten Herrscher des Pfefferkuchenteigs führten noch immer ihr Regiment, aber jetzt war es ja noch einige Monate bis Weihnachten hin.
    Sie wollte nicht selbst in Claessons Zimmer stürmen. Ihr war unerwarteterweise zum Heulen zumute, deshalb huschte sie erst in die Toilette und kühlte das Gesicht unter dem fließenden, kalten Wasser. Nachdem sie sich mit dem rauen Papierhandtuch abgetrocknet hatte, war sie schon bedeutend ruhiger.
    Sie hätte gern vorher kurz mit Peter Berg allein gesprochen. Ein paar Minuten würden genügen. Er kannte sie inzwischen ziemlich gut, und sie musste sich ihm gegenüber nicht verstellen, aber wahrscheinlich saß er mit den anderen bei Claesson, und sie musste sich beeilen. Die wunderten sich vermutlich schon, wo sie denn blieb.
    Peter Berg war in letzter Zeit etwas vorsichtiger geworden. Er war ihr nicht gerade ausgewichen, hatte aber auch nicht versucht sie zu überreden, mit ihm Kaffee zu trinken, Essen zu gehen oder zu einem von beiden zu gehen. Er hatte eigentlich genau das getan, was sie sich gewünscht hatte. Denn sie hatte allen Mut zusammengenommen und ihm gesagt, wie es war, und er hatte auf seine

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