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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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niemandem ein und zeigte, dass sie, wenn es darauf ankam, keine Gefahr bedeutete. Sie musste sich nicht in den Vordergrund spielen, die ganze Zeit im Mittelpunkt stehen, wie er zunächst befürchtet hatte. Vielleicht hatte er auch nur so gedacht, weil sie so hübsch war. Er lebte mit der Vorstellung, dass attraktive Mädchen arrogant sein müssten wie die meisten, die er kennen gelernt hatte und die ihn kaum eines Blickes würdigten, schon gar nicht eines Lächelns. Ganz anders Erika, sie hatte mit ihm geredet und gescherzt, genau wie sie es mit allen anderen tat, weder mehr noch weniger, und das hatte etwas in ihm wachsen lassen.
    »Die Ehefrau kannte den Fahrer nicht. Jedenfalls hat sie nicht auf den Namen reagiert«, bemerkte Peter Berg, gerade als sie auf den Ringvägen bogen.
    »Das ist nichts Besonderes«, sagte Erika.
    »Nein, habe ich das behauptet?«
    »Ich kenne viele, die zu Hause kein Wort über ihre Arbeit verlieren«, sagte sie fast ein wenig mürrisch.
    Er sagte nichts dazu und hoffte, etwas darüber zu erfahren, wie es bei ihr zu Hause zuging. War sie so eine, die daheim über ihre Arbeit erzählte oder so eine, die nichts sagte? Aber das setzte natürlich voraus, dass sie jemanden daheim hatte, und genau das wollte er wissen. Vermutlich schon, denn die Frau sah einfach zu gut aus. Etwas Weiblicheres konnte man lange suchen. Und dann diese braune Haut, die seine Fingerspitzen so gern berühren würden, vorsichtig und sanft. Er kniff schnell die Augen zusammen, während ihn eine Welle der Wollust wie ein elektrischer Schlag durchfuhr.
    »Ja, so ist es wohl«, sagte er schließlich und stellte mutig seine Frage. »Und – erzählst du zu Hause von deiner Arbeit?«
    Er konzentrierte sich auf die Straße, schaute geradeaus. Er traute sich gar nicht, den Kopf zu drehen und sie anzusehen.
    »Natürlich tue ich das«, antwortete sie unbedarft. »Du weißt doch, wie redselig ich bin. Aber ich glaube, Rickard hört gar nicht zu. was ich sage. Das interessiert ihn gar nicht«, erklärte sie etwas bedrückt.
    Peter Berg wusste nicht, was er daraufhin antworten sollte. Er meinte zu wissen, um welchen Rickard es sich handelte, ein häufiger Besucher des einzigen Trainingscenters der Stadt, sehr viel fleißiger in dieser Beziehung als er selbst.
    »Er hört mir nicht zu«, wiederholte sie. »Er ist so verdammt desinteressiert«, fuhr sie fort, worauf er noch viel weniger eine Antwort wusste.
    Er konnte nicht begreifen, was Erika an einem so mittelmäßigen Bodybuilder wie Rickard finden konnte. Außer den aufgepumpten Muskeln.
     
    Laura Ehrenswärd, die Chefärztin des Allgemeinen Krankenhauses, war gut fünfzig Jahre alt. Sie war klein und zierlich und sah dadurch bedeutend jünger aus. Fast mädchenhaft, obwohl sie doch der Boss war. Die wenigen grauen Haarsträhnen, die das schwarze, glatte Haar melierten, hatte sie zunächst ausgezupft, aber in letzter Zeit tönte sie ihr Haar lieber. Das sah zwar natürlich aus, war aber vielleicht zu hart für die alternde Haut mit schärferen Zügen und blasseren Tönen.
    Sie blieb gern noch in ihrem Arbeitszimmer, wenn die anderen gegangen waren. Dann war es ruhig und still, und sie konnte noch etliches erledigen. Das Telefon blieb stumm, der Flur lag verlassen da, der Pieper war ausgeschaltet. Sie hatte das kleine Transistorradio eingeschaltet, das leise klassische Musik spielte. Hatte sich Tee gekocht und ein Brötchen geschmiert, das zwar schon ein wenig trocken war – sie hatte es heute Morgen gekauft –, aber immer noch schmeckte, da es den nagenden Hunger und die Müdigkeit für eine Weile fern hielt.
    Der Schreibtisch sah langsam aufgeräumt aus. Sie war alle Journale durchgegangen und hatte den Stapel in den Ausgangskorb der Sekretärin gelegt. Der Stapel wäre fast umgefallen, also musste sie einen kleineren Teil auf den Boden legen. Sie schob den Gedanken an die arme Sekretärin zur Seite, die sich am nächsten Tag um all das kümmern musste. Arztsekretärinnen gehörten zu einer schmählich unterbezahlten Gruppe, eine typische Frauenarbeit. Das wusste sie nur zu gut. Ihre Mutter hatte einmal für eine ganze Klinik geschrieben, und das für einen Hungerlohn. Tüchtig, stolz und fleißig.
    Auf dem Poststapel lag eine Einladung zu einem Endokrinologie-Kongress in San Diego. Hormonforschung war viele Jahre lang ihre große Leidenschaft gewesen. Jetzt war das Interesse verblasst, aber dennoch versuchte sie hin und wieder teilzunehmen, um nicht alle Kenntnisse zu

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