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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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bleiben, wenn man jemanden angefahren hat … wenn etwas so Schreckliches passiert ist.«
    Sie verstummte, und er starrte sie mit dunklen Augen an, bevor er den Whisky in sich hineinkippte. In diesem Augenblick sah sie ein, was sie den ganzen Abend schon geahnt hatte. Was immer sie auch sagen würde, es wäre nicht richtig. Alles wäre falsch.
    »Wie konnte er nur da rauskommen?«, fragte er zum hundertsten Mal, und sie konnte hören, dass er gleich wieder anfangen würde zu weinen.
    Sie waren seit fünfzehn Jahren verheiratet. Nie hatte er in ihrem Beisein geheult. Doch, natürlich hatte er Freudentränen gezeigt, als Tobias geboren wurde, aber jetzt liefen ihm die Tränen immer und immer wieder die Wangen hinunter. Sie war dessen müde geworden und dachte wütend, dass er sich doch wohl zusammenreißen könnte. Dieses Selbstmitleid war wie verhext. Außerdem war es für weiteres Mitleid schon viel zu spät.
    »Ich hätte doch verdammt noch mal später nach Hause fahren können … oder früher. Dann wäre er davongekommen.«
    Sie schwieg.
    »Es war, als hätte dieser Teufel mir aufgelauert«, sagte er und schaute sie mit geröteten Augen an.
    »Bitte, Tomas, jetzt fantasierst du aber.« Sie zog sich den Morgenmantel enger um den Leib, während sie auf dem Klavierhocker saß, dem einzigen Stuhl, der so hart und unbequem war, dass sie nicht sofort darauf einschlief. »Es war einfach Pech, dass du ihn angefahren hast«, sagte sie fast mechanisch. »Niemand hätte es geschafft, auszuweichen, Tomas, das weißt du. Du hattest Pech«, wiederholte sie und konnte nicht mehr sagen, wie oft sie sich schon wiederholt hatte.
    »Ich habe diesen Idioten doch gar nicht gesehen!«, schrie er fast im Falsett.
    »Nein, wie hättest du auch? Das war ein Unfall. Bitte, bitte, Tomas! So kommen wir doch nicht weiter. Du wirst nicht bestraft werden. Es war nicht dein Fehler. Komm, lass uns ins Bett gehen.«
    Er raufte sich energisch die Haare, senkte den Kopf und machte im Nacken weiter, immer wieder, bis das matt rotblonde Haar in alle Richtungen abstand. Ewa hätte ihm am liebsten übers Haar gestrichen, schaffte es aber nicht aufzustehen. Nach einer Weile sammelte sie alle ihre Kräfte, da es doch keinen Sinn hatte, hier sitzen zu bleiben.
    »Ich gehe jetzt jedenfalls ins Bett«, sagte sie mit rauer Stimme und stand auf.

KAPITEL 6
    Der Kriminalkommissar Claes Claesson saß früh am Vormittag in seinem Zimmer und versuchte Ordnung in den Inhalt mehrerer Berichte über eine Bande von Rowdys zu bringen, die bis jetzt noch niemanden getötet hatten, aber bereits mehrere Personen verletzt sowie sich Wertgegenstände von nicht geringem Wert angeeignet hatten. Leider war es nicht so einfach, einen Überblick über die Sache zu bekommen. Sie gaben sich gegenseitig die Schuld, waren glatt wie Aale, und es fehlte ihnen die normale soziale Verankerung und der Ehrenkodex. Für ihre Zukunft sah es finster aus.
    Morgens war ihm als Erstes der Polizeidirektor Olle Gottfridsson begegnet, groß und gutmütig, vielleicht allzu gutmütig mit wiegendem Bauch und schwerem Gang. Aber er sah gesund aus, oder besser gesagt, er sah so aus wie immer.
    »Hallo, du siehst ja fit aus«, sagte Claesson zu ihm.
    Gotte schaute ihn verwundert durch seine dicken Brillengläser hindurch an. »Sollte ich das nicht?«
    »Nun ja, ich weiß nicht. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet. Vanja hat mich gestern angerufen und nach dir gefragt.«
    »Ach so«, sagte er. »Normalerweise setzt sie doch nicht gleich Himmel und Hölle in Bewegung.«
    »Nein, das hat sie auch nicht. Sie hat mich nur gefragt, ob ich wüsste, wo du bist. Ihr solltet irgendwo hin, sagte sie.«
    »Ich habe einfach an der Tankstelle den Tank nicht aufgekriegt.«
    »Macht man den nicht von innen auf? Du hast doch einen ganz neuen Wagen.«
    »Doch, schon. Aber weißt du, ich habe diesen Mist einfach nicht aufgekriegt, deshalb konnte ich nicht tanken und musste Bilhuset anrufen, die mir einen Leihwagen gebracht haben.«
    »Na, so was! Dann muss man wohl skeptisch gegenüber einem Volvo sein, was?«, meinte Claesson.
    »Nein, überhaupt nicht. Prima Sitzkomfort, auch Erwachsene haben gut Platz«, erklärte er, legte seine große Hand auf den Kugelbauch und drückte ihn, dass das Fleisch wackelte. »Und dann liegt er gut auf der Straße«, fügte er hinzu. »Willst du dich etwa von deinem Toyota verabschieden?«
    Gotte sah ihn verwundert und schelmisch an. Alle wussten, dass Claesson mit ganzem Herzen an

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