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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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er sich irgendwo aus Australien gemeldet.
    Sie brachte den Vormittag hinter sich, aß einen Yoghurt und einen Apfel in der Mittagspause und ging dann zur nachmittäglichen Sprechstunde.
    Schilddrüsenüberfunktion, las sie auf der gelben Überweisung, die der niedergelassene Arzt Björk ihr geschickt hatte. Bisher im Wesentlichen gesunde Frau mit dreimonatiger Anamnese mit Herzklopfen und gewisser Zittrigkeit sowie erhöhter Schilddrüsenwerte (s. beil. Laborbericht). Auf Betablocker eingestellt.
    Die neuen Kontrollwerte, die sie angewiesen und die vor drei Tagen genommen worden waren, zeigten die gleiche Erhöhung, wie sie feststellte, um dann die Tür zum Behandlungsraum zu öffnen.
    Die Frau saß ganz vorn auf dem Stuhl mit geradem Rücken. Sie sah relativ blass aus, folgte Laura mit dem Blick, während diese sich hinsetzte. Laura hielt sie für angespannter und ängstlicher, als es üblicherweise der Fall war.
    Laura gab ihr die Hand, stellte sich vor, aber die Frau antwortete nicht auf ihre Begrüßung. Sie reichte ihr eine schlaffe, heiße Hand.
    »Doktor Björk hat geschrieben, dass Sie Herzklopfen verspüren. Können Sie mir das schildern?«, fragte sie und schaute instinktiv auf den Hals, der schmal war und gut sichtbar über dem runden Ausschnitt des dunkelgrünen Pullovers. In der Halsgrube war auf den ersten Blick kein Knoten zu erkennen, aber sie musste natürlich später abtasten. Das Haar war mit einer Schildpattspange hochgesteckt, es sah dick und schwer aus. Die lange Hose war schwarz, die Beine schmal und lang.
    »Was soll ich schildern?«
    »Nun ja, wie lange haben Sie diese Symptome schon bemerkt?«
    »Eine ganze Weile.«
    »Eine ganze Weile. Handelt es sich dabei um Wochen, Monate oder fahre?«
    Die Patientin schaute sie an. »Vielleicht Monate«, antwortete sie und rutschte weiter auf den Stuhl hinauf, ohne Laura aus den Augen zu lassen, und weiterhin hielt sie die Beine eng geschlossen.
    »Sind Sie ansonsten gesund?«
    »Ja.«
    »Sie nehmen also keine Medikamente?«
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Nein, warum sollten Sie«, sagte Laura und spürte den ungewöhnlich starken Widerstand. »Dann haben Sie keine anderen Beschwerden außer dem schnellen Herzschlag?«
    »Nein. Doch, ich bin müde.«
    Laura nickte und ließ eine Pause entstehen, in der sie hoffte, dass die Patientin von allein das Wort ergreifen würde, aber nichts geschah. Die Patientin starrte sie weiterhin hartnäckig an, fast unverschämt aufdringlich.
    »Haben Sie irgendwelche Allergien?«, fuhr Laura laut ihrem Protokoll der Anamnese fort.
    »Nein. Doch, gegen Katzen. Ich muss von Katzen niesen.«
    »Darf ich fragen, womit Sie arbeiten?«
    »Mit Büchern«, antwortete die Frau immer noch so knapp wie möglich.
    »Mit Büchern?«, wiederholte Laura, die diese zähe Frau langsam satt hatte und entschied, dass es nicht schlimm war, wenn sie diese Visite schnell abschloss. Die Frau sah schließlich nicht besonders krank aus.
    »In der Bibliothek.«
    »Ach so, und haben Sie Ihre Arbeit in der Bibliothek wie immer ausführen können?«
    »Ja, nur dass ich so müde bin.«
    »Ja, natürlich. Ich denke, ich werde Sie jetzt untersuchen. Legen Sie sich bitte da auf die Liege, ich möchte Ihren Blutdruck messen. Wir können uns dabei ja weiter unterhalten.«
    Die Frau tat, wie ihr gesagt worden war, legte sich auf die Liege und starrte zur Decke. Es wurde nichts gesagt. Anschließend musste sie sich mit dem Rücken zu Laura hinsetzen, die die Finger vorsichtig auf ihre Halsgrube legte, worauf die Frau zusammenzuckte, als fürchtete sie, dass Laura sie erwürgen wollte.
    »Ich tue Ihnen nicht weh«, sagte Laura. »Ich möchte nur Ihre Schilddrüse abtasten.«
    Sie palpierte den Hals, ließ die Fingerspitzen mit kleinen, rhythmischen Bewegungen über die Schilddrüse gleiten, aber die fühlte sich nicht vergrößert an. Mit der pädagogisch leise eingestellten Stimme und einem so extrem langsamen Sprachtempo, dass es kaum noch natürlich erschien, erklärte Laura, was die kommende Untersuchung beinhalten würde. Da die Patientin keinerlei Kommentar dazu abgab, ihr Gesicht völlig ausdruckslos blieb und sie auch keine Fragen stellte, zweifelte Laura allmählich an ihren mentalen Fähigkeiten, aber vermutlich war mit ihrem Gehirn alles in Ordnung. Schließlich war sie trotz allem Bibliothekarin und offensichtlich nicht an einem geschützten Arbeitsplatz.
    Der Blick der Frau war weiterhin tot, vielleicht ein wenig aggressiv, als Laura ihr

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