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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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wollte sich nicht an ein Kind binden und sein ganzes Leben lang dafür bezahlen, wenn er nicht einmal der Vater war. Er hatte vielleicht ein Kind. Sara hatte nicht die Wahl, nur vielleicht ein Kind zu haben, und Rigmor selbst war jetzt Großmutter, und nachdem sie den kleinen Johan gesehen hatte, fand sie das einfach wunderbar. Ein Enkelkind.
    Jeder konnte der Vater sein, brummte Patrik, und das klang, als hielte er Sara für eine Schlampe. Aber Johans Mama war keine Schlampe, das konnte sie einfach nicht glauben. Sie mussten wohl abwarten, was die Vaterschaftsuntersuchung zeigte, Blutproben waren bereits im Zusammenhang mit dem Kaiserschnitt genommen worden.
    Sara schien es nicht mehr so wichtig zu sein, ob Patrik nun kam oder nicht. Sie war voll und ganz mit dem Baby beschäftigt, und Rigmor meinte feststellen zu können, dass Sara seit der Geburt des Jungen viel weichere Züge bekommen hatte. Sie ging in ihrer Mutterrolle auf.
    Rigmor war immer schon eine positiv eingestellte, tatkräftige Frau gewesen. Draußen würde es bald heller werden. Vielleicht konnte sie dann einmal Johan im Kinderwagen ausleihen, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Vielleicht konnte sie Johan an einem frühen Frühlingstag das frische Grün zeigen.

KAPITEL 12
    Ende Mai waren die Wege getrocknet, und die Bäume standen in voller Blüte. Laura Ehrenswärd lief frühmorgens mit unruhigen Schritten durch die noch halb schlafende Stadt. Der Druck in ihrem Hinterkopf hatte zugenommen, aber sie fühlte sich etwas besser, als sie in die kühle Morgenluft hinauskam. Sie war gegen drei Uhr aufgewacht, nach kurzem und leichtem Schlaf, und hatte sich im Bett gewälzt. Es wurde jetzt früher hell, die Sonne drang durch die Jalousien hindurch, und sie konnte nicht wieder einschlafen. Sie hatte die Decke über den Kopf gezogen und versucht, es sich bequem zu machen, aber das nützte nichts. Sie war mit geschlossenen Augen und wachem Gehirn liegen geblieben, bis sie das Klappern der Zeitung im Briefschlitz hörte.
    Carl-Magnus Meisser war am vergangenen Nachmittag zu ihr gekommen und hatte sich für sechs Monate beurlauben lassen. Wenn sie nicht einverstanden sei, würde er kündigen, hatte er gedroht. Er wollte eine Weile woanders arbeiten, und das konnte sie ja wohl verstehen, auch wenn sie meinte, er würde sie in gewisser Weise im Stich lassen. Es brannte ihm wohl unter den Fußsohlen, und die Frage war eigentlich, ob sie nicht selbst gern verschwunden wäre. Aber sie hatte natürlich weiter ihre Pflicht zu erfüllen, das Allgemeine Krankenhaus so gut wie möglich zu leiten. Die Frage war nur: warum? Es gab so vieles, was man sonst mit seinem Leben anfangen konnte. Sie hatte sich nie in diesem Kaff richtig heimisch gefühlt. Als Neuankömmling in einem kleinen Ort Kontakt zu bekommen ist fast schwieriger, als eine Festung einzunehmen, dachte sie. Dabei war sie gar nicht mehr neu, wenn man es genau betrachtete, sie lebte jetzt seit fast sieben Jahren hier, lange Jahre, mit Arbeit erfüllt. Nur ein Glück, dass sie ihre Hütte hatte, in Skåne, in Torekov. Dort blühte sie auf, traf Menschen ihrer Art, ruhte sich aus und fühlte sich wohl. Daheim hatte sie keinen nennenswerten Bekanntenkreis, in erster Linie war da die Arbeit und dann natürlich die verlorenen Seelen vom Ölmalkursus.
    Die Klinik war dabei, den Bach hinunterzugehen, die Stimmung zwischen den Kollegen war erschreckend schlecht. Jeder kümmerte sich nur um seinen Kram. Sie musste noch viele Jahre dabeibleiben. Wie sollte sie die ausfüllen?
    Wie üblich kam sie eine Stunde vor allen anderen in der Klinik an und schlich sich hinein, schloss ihr Zimmer auf und war fast euphorisch dankbar für die Ruhe. Auf der Station gegenüber wurden die Morgenarbeiten verrichtet, man gab Rapport, die Nachtschicht wollte nach Hause, aber bei ihr stand die Zeit still.
    Ziel war es, die Stapel auf ihrem Schreibtisch in diesen frühen Morgenstunden abzuarbeiten, solange sie noch fit war. Nach der Mittagspause hatte sie Sprechstunde, und danach war sie zu nicht mehr viel zu gebrauchen. Früher war es anders gewesen, aber im Augenblick konnte sie nur hoffen, dass es in Zukunft wieder besser werden würde.
    Sie guckte ihre Söhne an, wischte die Fotos mit der Hand ab. Der Älteste ließ einmal die Woche über E-Mail von sich hören. Seine Forschungen liefen gut. Der Jüngere verbrachte ein Jahr draußen in der weiten Welt. Sie wusste nicht, wo er sich im Augenblick genau aufhielt. Zuletzt hatte

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