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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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verstreichen, eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs … eine unendliche Zeit, wie es schien.
    »Nein«, antwortete sie dann.
    Also noch mal von vorne, dachte Claesson.
    »Was wissen Sie über Laura Ehrenswärds Privatleben?«, fragte er, immer noch ohne Brille, sie steckte jetzt in der Brusttasche seines relativ frisch gebügelten kurzärmligen Baumwollhemds.
    »Nicht viel. Seit vielen Jahren geschieden, der frühere Mann ist wieder verheiratet, zwei erwachsene Söhne, beide sehr erfolgreich, naturinteressiert«, leierte sie wie auswendig gelernt herunter und zuckte mit den Schultern. »Sie erzählte ungern etwas von sich«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Sie war sehr distanziert, nicht, dass das schlimm war, aber ich hatte das Gefühl, sie nicht wirklich zu kennen. Obwohl alles, was sie tat, außerordentlich korrekt war und sie ganz zuverlässig war … und …«
    »Und was noch?«
    »Erfolgreich.«
    »In welcher Form war sie erfolgreich?«
    »Es ging ihr nicht ums Geldverdienen, das tat sie natürlich auch, schließlich war sie die Chefin. Aber sie war nicht auf das Gehalt aus, eher gefiel es ihr, zu leiten und zu entscheiden, und das hat sie auch gut gemacht.«
    »War sie eine beliebte Chefin?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete die Oberschwester, holte tief Luft und seufzte dann schwer. »Wer kann das heutzutage von sich sagen? Der Mensch, der heute von sich sagen kann, er ist erfolgreich und als Chef beliebt, den gibt es nicht, jedenfalls nicht im Krankenhausbereich.«
    »Ach, ist der Druck so stark«, merkte er an, denn er hatte das natürlich schon früher gehört. Zu Hause.
    »Sie müssen Einsparungen und Anforderungen von oben durchsetzen und gleichzeitig ihre Mitarbeiter motivieren, und die haben heutzutage auch ihre Ansprüche, das kann ich Ihnen sagen. Und Mangel an Personal herrscht immer, und höhere Gehälter gibt es auch nicht … und ich weiß nicht, ob die Leute so viel zufriedener sein würden, wenn sie mehr in ihrer Lohntüte hätten. Das ist nicht so wie früher …«
    »Nein, das ist es sicher nicht«, bremste Claesson sie erneut, denn auch diese Litanei hatte er schon zu Hause gehört. »Auf welche Art und Weise war Laura Ehrenswärd erfolgreich, wie Sie es genannt haben?«
    »Na, die Dinge gingen ihr gut von der Hand, aber …«
    »Aber was?«
    »Sie hatte gern alles unter Kontrolle, es gefiel ihr zu bestimmen, zu … wie soll ich das sagen …«
    »Mit anderen Worten, sie übte gern die Macht aus«, ergänzte Claesson.
    »Macht!«
    »Ja, Macht. Zu lenken und zu kontrollieren ist im Allgemeinen mit Macht verbunden. Oder zumindest mit dem Wunsch nach Macht.«
    »Ja, kann schon sein«, nickte Rigmor Juttergren und blinzelte mit den Augen, und es schien, als wäre das Wort Macht mit das Schlimmste, was sie kannte, und auf jeden Fall kein Begriff, den sie mit einer Frau in Verbindung bringen würde und schon gar nicht mit sich selbst.
    »Denken Sie an etwas Bestimmtes?«, wollte Claesson wissen. »Etwas, das mit dem, worüber wir gerade sprechen, zu tun hat?«
    Sie schwieg.
    »Nein, da ist nichts«, sagte sie schließlich. »Fragen Sie lieber die Ärzte.«
     
    Peter Berg wusste nicht, an wie viele Türen er schon geklopft hatte, und auch diese blieb verschlossen. Es war heute zwar etwas kühler, aber immer noch deutlich Hochsommer, und viele waren natürlich noch im Urlaub. Mit Ferien im August ließ sich der Herbst leichter meistern. Oder vielmehr der Winter, der verkürzt wurde. Dieser ewig wiederkehrende Winter, über den alle wie über den Teufel selbst redeten, Peter Berg hatte nichts gegen Schnee und Kälte und auch nichts gegen Nebel oder Frost, wenn es nur nicht zu viel wurde. Man konnte sich zurückziehen, Trübsal blasen, sich ausruhen, Videos gucken, lesen. Wenn er dann noch seine Woche Skiferien bekam, war er richtig zufrieden. Gebirgssonne, wenn es zu Hause so richtig grau war, mit Abfahrten im Pulverschnee, das war doch was. Aber im Augenblick war er weit entfernt vom pudrigen Pulverschnee.
    Der Nachbar zwei Häuser weiter war daheim gewesen, als Peter Berg bei ihm geklingelt hatte, ein älterer Mann mit gelblicher Haut. Natürlich hatte er sich gefragt, wenn er mit dem Hund draußen war, ob nebenan alles in Ordnung sei, als er sah, dass der Briefkasten des Mordopfers vor Post überquoll. Genauso wie die Briefträgerin auch, die den Mann sogar gefragt hatte, ob er wisse, wann Laura Ehrenswärd zurückkommen wollte. Er wusste das aus dem ganz einfachen Grund nicht, weil er nie mit der

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