Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
ermordeten Dame gesprochen hatte. Sie hatten kaum richtigen nachbarschaftlichen Kontakt gehabt. Sie lebte sehr zurückgezogen. Schüsse hatte er auch nicht gehört, aber da blieb die Frage, wie es um sein Gehör stand, ermahnte Peter Berg sich selbst. Der Alte war sicher schwerhörig.
Die junge Postbotin half nur in den Sommerferien aus. Sie hatte sich natürlich gewundert und sogar ihrem Chef davon erzählt. Doch der hatte gemeint, dass ein paar Tage Verspätung doch wohl bedeutungslos wären! Die meisten, die nicht rechtzeitig nach Hause kamen, hatten eben ihren Urlaub verlängert, vielleicht Probleme mit dem Auto oder dem Flugzeug gehabt oder eine andere äußerst plausible Erklärung und einfach vergessen, die Nachbarn zu bitten, die Post doch reinzunehmen. All das wusste natürlich auch Peter Berg.
Die Häuserreihe bestand insgesamt aus acht zweistöckigen Reihenhäusern mit sandgelb verputzten Fassaden. Sie hatten im Revier darüber diskutiert, ob das nun Reihenhaus oder Kettenhaus heißen musste und waren zu dem Schluss gekommen, dass es sich wegen der niedrigen Anbauten, die die Häuser miteinander verbanden, wohl eher um ein Kettenhaus handelte. Ein Reihenhaus, das sollte eigentlich mehr eine gerade Linie haben, das meinten jedenfalls Lundin und Jasinski. Peter Berg war es herzlich gleichgültig, wie die Häuser nun genannt wurden. Die Haustüren, die bei allen Häusern blau gestrichen waren, waren jedenfalls für die Nachbarn nicht einsehbar, da die Tür sich in dem weißen Teil befand, der ein wenig nach innen versetzt war. Ein weiß gestrichener Erker stach aus der sandgelben Fassade hervor, und dieses Fenster machte die Küche hell und einladend. Alle Hausbesitzer hatten ihren Küchentisch dort hingestellt, wo es der Architekt vorgesehen hatte. Auf der Vorderseite war das Grundstück größtenteils durch Garage und Vorbau belegt.
Keiner der Nachbarn konnte berichten, dass er bei Laura Ehrenswärd Besuch gesehen hätte.
Im Großen und Ganzen war die Straße ganz nett, fand Peter Berg, relativ zentral gelegen, und trotzdem ruhig und schön. Auf der anderen Straßenseite, gegenüber von Lauras Kettenhaus, standen Obstbäume. Die Gärten, die beide kleinere Mehrfamilienhäuser umgaben, waren alt und verwachsen. Ein Stück weiter die Straße hinauf herrschten die traurigen Sechziger, aber diese beiden Häuser und noch zwei ein Stück weiter waren älter, wohl aus den Dreißigern oder Vierzigern.
Mit anderen Worten gab es niemanden, der direkt auf oder in Laura Ehrenswärds Haus sehen konnte. Dagegen konnte man von dem Haus auf der anderen Straßenseite, besonders vom zweiten Stock, und noch besser von den großen Balkonen aus, die um den Giebel herumliefen, ziemlich gut auf Laura Ehrenswärds Haus schauen.
Und dort, auf einem dieser Balkone, hatte tatsächlich ein junger Mann namens Arnold Holst genau zu dem Zeitpunkt gestanden, als der Mord nach den polizeilichen Berechnungen höchstwahrscheinlich stattgefunden hatte. Er stand ziemlich häufig dort, er war Kettenraucher, wohnte zwar allein und brauchte also auf niemanden Rücksicht zu nehmen, aber er mochte nicht die Luft verpesten, in der er schlafen wollte, wie er erklärte.
Peter Berg saß in Holsts kombinierten Schlaf-, Arbeits- und Wohnzimmer und konnte um alles in der Welt nicht begreifen, warum dann überquellende Aschenbecher wie Stinkbomben an den unvorstellbarsten Plätzen standen. Der Kerl war irgend so eine Art von Künstler und Konstrukteur und arbeitete meistens allein zu Hause am Computer, und er schien damit zufrieden zu sein, oder besser gesagt, es gefiel ihm nicht, wenn zu viele Leute um ihn herum waren. Das lag sicher daran, dass er ein wenig »eigen« war, wie Berg es nannte. Die Frage war nur, was er in all seiner Eigenheit so schluckte, entweder Psychopharmaka oder Alkohol. Trotz diverser Flaschen und Bierdosen in dem Durcheinander sah es nicht aus wie in einer Säuferbude, und es roch auch nicht so. Arnold Holst schien seine sieben Sinne noch beisammenzuhaben und war auch nicht im Urlaub gewesen, ein wahrer Schatz aus polizeilicher Sicht.
»Wie sah der Wagen aus, den Sie gesehen haben?«, fragte Peter Berg nun zum zweiten Mal.
»Der war rot – und groß. Ich habe den schon vorher hier auf der Straße stehen sehen«, antwortete Arnold Holst und kratzte sich dabei mit einem nikotingelben Finger am Kinn.
»Ja, und wann war das?«
»Ab und zu in letzter Zeit, na, im letzten Halbjahr«, erklärte er ganz wichtig.
»Sie haben
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