Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
der Türkei?«
»Im Großen und Ganzen wie bei uns«, beantwortete Claesson Janne Lundins Frage und hatte plötzlich das Gefühl, Fuat Karaoğlu und Merve Turpan befänden sich ebenfalls im Raum. »Neue Eindrücke sind immer anregend.«
Der große Fernseher lief. Die Dienststellen aus dem Bezirk Kalmar-Oskarshamn berichteten ausführlich über die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden. Alle Anwesenden sahen und hörten zu.
Dann war Oskarshamn an der Reihe. Peter Berg berichtete von einem Einbruch in einen Kiosk. Nicht schon wieder, dachten alle, dieser Kiosk war bei den Einbrechern besonders beliebt. Es war unbegreiflich, wie der Besitzer das aushielt. Dann kam die Vermisstenanzeige, die Frau aus Bråbo, schließlich die Meldung von dem beschlagnahmten Teppich.
Ein Teppich! Warum hielt sich Berg mit dieser Bagatelle auf?
»Außerdem so ein hässlicher, alter Lumpen«, meinte Conny Larsson, aber nicht vor laufender Kamera und obwohl er wusste, wer der rechtmäßige Besitzer des Teppichs war. »Andreas Gustavsson hatte ihn eingesackt, weil er glaubte, es handelte sich um eine Kostbarkeit.«
»Und wem gehört der Teppich?«, wollte Janne Lundin wissen.
Claes blieb nichts anderes übrig als einzuräumen, dass er der Besitzer war.
»Aber wie zum Teufel ist Gustavsson zu deinem Teppich gekommen? Handelt es sich um einen fliegenden Teppich?«, scherzte Lundin.
Die Stimmung war ausgelassen und angenehm.
»Gustavsson behauptet, den Teppich auf der Besvärsgatan gefunden zu haben«, sagte Conny Larsson in seinem freundlichen Värmland-Dialekt. »Neben irgendwelchen Mülltonnen, aber wer ihn da hingeworfen hat, das wissen die Götter. Gustavsson hatte von diesem Teppichtrick gelesen, den ein paar Kleinkriminelle in der Gegend von Stockholm ausprobiert haben …«
Er erzählte detaillierter, worauf die Sache hinauslief.
»… und da dachte Gustavsson, dass er denselben Trick zusammen mit seiner Assistentin anwenden könnte, einer gewissen Nilla Söder, ihr wisst schon, diese Junkiebraut, deren Mutter sich am Hafen prostituiert hat, aber die ist inzwischen tot … also die Mutter.«
»Und wo ist der Teppich jetzt?«, mischte sich Jasinski ein.
»Benny hat ihn an sich genommen, um ihn näher zu untersuchen. Er könnte Blutspuren aufweisen«, sagte Conny Larsson.
»Blut? Gustavsson ist doch nie gewalttätig. Er ist eine Nervensäge und klaut wie ein Rabe … wie die meisten Junkies«, sagte Jasinski.
»Stimmt, aber es war trotzdem Blut auf der Rückseite des Teppichs«, beharrte Conny Larsson.
»Das stimmt«, sagte Benny Grahn. »Ich schaue mir das mal näher an. Der Bewusstlose, den ihr Samstagmorgen gefunden und zur Notaufnahme gefahren habt, lag neben dem Teppich. Die DNA schicken wir nach Linköping zur Analyse.«
»Dann wird es also dauern, bis wir den Teppich wieder zu sehen kriegen«, sagte Conny Larsson an Claesson gewandt. »Er wird in der Asservatenkammer vergammeln. Aber mach dir keine Sorgen, Johanna wird ihn mit Argusaugen bewachen, er wird dir also nicht wieder abhanden kommen«, meinte er grinsend.
Johanna Huaryd war die zivile Angestellte, die die verschiedenen Asservatenkammern verwaltete.
Claesson stellte fest, dass sich in seiner Abwesenheit einiges ereignet hatte. Was war das für ein Bewusstloser, den sie zur Notaufnahme geschafft hatten?
Aber er verfolgte den Gedanken nicht weiter. Er hatte genug anderes um die Ohren.
Dann referierte Martin Lerde weitere Details über die Vermisste, über Tina Rosenkvist aus Bråbo. Ihr Ehemann hatte sie Freitagnachmittag gegen 16 Uhr als vermisst gemeldet.
Claesson hörte erst nur mit halbem Ohr zu, bis zur Sprache kam, dass die Vermisste wegen einer schweren Verletzung stationär behandelt werden musste und dass es bei dem Übergriff auch um einen Teppich ging.
»Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Verletzung als Mordversuch rubriziert wird«, meinte Lerde.
Schon wieder ein Teppich? Es schien eine regelrechte Teppichinflation in der Stadt zu geben.
»Die Tat wurde am Mittwoch gegen 18 Uhr zu Hause bei einem Mann begangen, der wie sie in der Klinik arbeitet«, sagte Peter Berg, der das Referat übernahm, da er zum Tatort gefahren war. »Dieser Mann hatte sie im Auto mitgenommen. Sie wohnen nur ein paar Häuser voneinander entfernt. Was sich in der Küche eigentlich ereignete, weiß niemand so recht, aber sie hatten jedenfalls Wein getrunken … Laut Aussage des Opfers kam der Täter ins Haus und würgte sie, um Angaben zum Verbleib eines
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