Lust kennt kein Tabu
vorher für all deine Missetaten die Absolution erteile?“
„Ja – in gewisser Weise. Es ist mir wichtig, dass du mir verzeihen kannst.“
„Brauchst du das für dein Ego? Geht’s dem nicht ohnehin schon großartig?“ Zienna zog den Morgenmantel enger um ihren Körper. „Zweifellos hat dir meine Reaktion auf deine Anmache soeben bewiesen, wie sehr du mich immer noch reizt. Obwohl ich so was nicht empfinden dürfte. Aber vergeben und vergessen? Zur Hölle mit dir, Wendell! Warum solltest du alles kriegen, was du willst?“
„Dich zu verletzen – das hat auch mir wehgetan.“ Er besaß doch tatsächlich die Frechheit, zerknirscht zu seufzen.
„Erspar mir den Blödsinn.“ Entschieden schüttelte Zienna den Kopf. „Warum sagst du nicht einfach, du willst mit mir ins Bett? Das könnte ich immerhin respektieren.“
„Ich habe dir von Pam erzählt. Und von Jeremiah.“
„Um bei den Fakten zu bleiben – Nicholas hat mir von Pam erzählt. Danach musstest du deine Lügen notgedrungen korrigieren.“
„Ja, ich weiß. Aber dann habe ich dich lückenlos informiert. Das hatte ich schon vorher geplant.“
„Und du meinst, das würde alles ändern?“ Sie wollte sich nicht daran erinnern, wie schmerzlich er sie verletzt hatte.
„Nein, doch ich hatte gehofft, du würdest mich nicht mehr so anstarren“, erwiderte er leise. „So wie jetzt.“
Sie verspürte Zorn und Trauer, Lust und Sehnsucht – alles gleichzeitig. „Da erwartest du zu viel“, sagte sie nach einer kurzen Pause.
„Weil du Nicholas liebst?“
„Weil du mein Herz gebrochen hast!“ Zienna sprang auf und begann umherzuwandern. Warum hatte sie ihn überhaupt hier hereingelassen? Warum bot sie ihm eine Gelegenheit, sein Verhalten zu rechtfertigen? Sie wandte sich in seine Richtung, vermied aber einen Blickkontakt. „Ich will, dass du verschwindest.“
Wendell stand nun ebenfalls auf, ging zu ihr und umfasste ihre Schultern. „Schau mich an“, befahl er. Unwillkürlich gehorchte sie. „Während der ganzen Zeit in Texas habe ich dich nie vergessen. Niemals. Und dann verlor ich meinen Sohn …“
Abrupt verstummte er und atmete tief durch. Seine Trauer wirkte fastgreifbar. Nie zuvor hatte Zienna ihn so verwundbar gesehen. Stets war er selbstbewusst und sexy gewesen, hatte genau gewusst, was er tun musste, um zu bekommen, was er wollte. Bis er einen Schicksalsschlag erlitten hatte, der jeden Mann in die Knie zwingen würde.
„Der Verlust meines Sohnes änderte alles, Zee, von einem Tag auf den anderen lernte ich eine wichtige Lektion – das Leben ist kurz. Viel zu kurz, um auf irgendwas zu verzichten, nach dem man sich so inständig sehnt. Ich weiß, du bist mit Nicholas zusammen. Aber –ich bitte dich, gib mir eine neue Chance.“
Obwohl ihr Herz raste, zwang sie sich zu Ruhe. „Ganz egal, wie du die Situation jetzt hinstellst, damals war ich die andere Frau. Nie hast du deiner Familie oder deinen Freunden von mir erzählt. Ich war dein schmutziges Geheimnis, unser Verhältnis nicht real, im Gegensatz zu meiner Beziehung mit Nicholas.“
Das wollte Wendell offenbar nicht akzeptieren, denn er schüttelte den Kopf. „ Liebst du Nicholas? Ist es das?“
„Ja.“ Inzwischen hatte sie ihre innere Kraft zurückgewonnen. Um ihre Entscheidung zu bekräftigen, nickte sie mehrmals. „So sehr ich den Tod deines Sohnes und deine Trennung von Pam auch bedaure – jetzt musst du gehen.“
„Also gut.“ Langsam zog er sich zurück und wandte sich zur Tür. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, verließ er das Apartment.
Zienna stieß den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte. Reglos stand sie im Wohnzimmer und versuchte einzuschätzen, was soeben geschehen war.
Und plötzlich flog die Wohnungstür wieder auf, Wendell stürmte herein. Wie ein Raubtier fiel er über Zienna her, riss sie an sich, presste seine samtweichen Lippen auf ihre, und küsste sie – wild, hemmungslos.
Diesmal gab es keine Worte. Keine Fragen. Keine Diskussion, ob es richtig oder falsch war, was sie taten. Wendell hob Zienna einfach hoch, und sie schlang ihre Beine um seine Hüften. Eilig trug er sie zum Schlafzimmer.
Mit einem langen Schritt überquerte er die Schwelle. Nicht allzu sanft ließ er Zienna aufs Bett fallen.
Den Kuss hatte er nicht unterbrochen. Nun schob er ihren Morgenmantel auseinander und entblößte ihre Brüste. Erst jetzt löste er seinen Mund von ihrem, seine Lippen suchten einen Nippel. Begierig saugte er daran, und Zienna
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