Lust und Gefahr
mit der Katastrophe auseinandersetzen will, die danach über mich hereinbrechen wird«, fuhr er fort.
Sie seufzte hörbar. »Tja, dann. Kein Wunder, dass ich so lange Jungfrau geblieben bin. Bei mir ziehen Männer aus Angst den Schwanz ein, weil ich so katastrophal …«
»Nein. Den Schwanz einzuziehen ist sicherlich nicht mein Problem.«
Aufregung erfasste sie. Jetzt war bestimmt der richtige Zeitpunkt, um ihn zu reizen, zu verführen oder mit ein paar Tricks dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte. Doch sie war keine Frau, die solche Tricks verwendete. Sie war der »Was-du-siehst-bekommst-du-auch«-Typ. Sie schob den leeren Teller von sich. »Bedeutet das, dass du mit dem Gedanken spielst? Oder willst du mich quälen?«
»Keines von beidem«, erwiderte er behutsam. »Ich sage dir nur, wie es ist. Nichts hat sich geändert.«
Ihr Herz stockte. Es war entmutigend, aber sie entschloss sich, vorsichtig optimistisch zu sein. Schließlich hatte Danny bisher noch nicht zurückgerufen. Und bis zu diesem Anruf hatte sie Zeit, Jon dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern.
»Bist du satt?« Während er den Rest des Steaksaftes mit einem Stückchen Brot aufnahm, blickte er auf ihren leeren Teller. »Möchtest du noch etwas?«
»Nein danke. Du bist ein guter Koch.«
»Ja, wenn es einfache Gerichte sind. Willst du spülen oder das Feuer im Kamin anmachen?«
Ha. Das verstand sich doch von selbst. Sie grinste ihn an. »Ich mache das Feuer.«
Als Jon einige Zeit später ins Wohnzimmer kam, hatte Robin im Kamin ein hübsches Feuer entfacht.
»Jon?« Sie kniete vorm Kamin und starrte in die Flammen. »Was ich vorhin gesagt habe … ich meine, in einen Klub zu gehen und einen Mann aufzureißen … Ich wollte nur, dass du weißt … dass ich das nicht tun würde. Ich habe das nur gesagt, weil ich wütend war. Also gibt es keinen Grund, Danny und Mac unnötig aufzuregen. Mac schläft seit der Geburt der Zwillinge sowieso viel zu wenig. Ich werde einfach …«
»Du gehst nirgendwohin. Es ist stockdunkel, der Weg runter führt über eine schlecht befestigte Serpentinenstraße, und du hast ein Bier getrunken. Du schläfst hier.«
Sie stand auf und wischte sich den Staub der Holzscheite von den Händen. »Kommandier mich nicht rum. Das tun Mac und Danny schon zur Genüge. Ich brauche das nicht auch noch von dir.«
»Dann hast du dir den Falschen ausgesucht, um dich ihm an den Hals zu werfen«, versetzte er knapp. »Setz dich hin. Du bleibst heute Nacht hier.«
Missmutig ließ sie sich auf die Couch fallen und zupfte an ihrem Sweatshirt herum. Er setzte sich neben sie und legte die Hände auf seine Oberschenkel. »Eines würde ich gern wissen«, begann er langsam.
»Wenn es was mit Sex zu tun hat, werde ich nichts dazu sagen«, erwiderte sie schnell.
Er warf einen Seitenblick auf sie. »Du bist diejenige, die dem Gesprächsverlauf des Abends eine eindeutige Richtung gegeben hat, als du mich gebeten hast, dich zu entjungfern.«
»Erinnere mich nicht daran. Das ist geschmacklos. Im Übrigen hast du mich abgewiesen. Reite also bitte nicht länger darauf herum.«
»Wie viel Jungfrau bist du genau?«, fragte er unumwunden.
Verständnislos blinzelte sie ihn an. »Willst du damit sagen, dass es da Abstufungen gibt? Das ist keine mengenmäßige Entscheidung, Jon. Man ist es, oder man ist es nicht.«
»Es gibt immer Abstufungen. Was ist zum Beispiel mit Oralsex? Hast du das je getan?«
Sie zog die Knie an die Brust, und ihre Muskeln zogen sich zusammen, als eine kleine Welle überraschender Erregung sie durchströmte. »Nein.«
»Meinst du, dass du nie jemandem einen geblasen hast oder dass du nie mit dem Mund verwöhnt wurdest?«
»Beides nicht. Klingt komisch, ist aber so.«
Er pfiff leise durch die Zähne. »Hast du schon mal jemandem einen runtergeholt?«
Sie legte eine Hand vor ihr errötetes Gesicht. »Äh, nein.«
»Wurdest du mit den Fingern befriedigt? Hat dir jemals ein Typ einen Orgasmus verschafft?«
Wortlos schüttelte sie den Kopf.
Das Feuer im Kamin prasselte. Eine flackernde Petroleumlampe warf Schatten an die Wände. Sie betrachtete das Licht und die Schatten auf seinem Gesicht. Im Stillen fragte sie sich, ob all diese Fragen, die sich um Sex drehten, möglicherweise darauf hindeuteten, dass er seine Meinung überdachte. Sie kannte ihn nicht gut, obwohl sie seit vierzehn Jahren in ihn verknallt war. Egal. Er hatte ein wenig Zeit gehabt, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und er stellte ihr Fragen,
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