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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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sehe nicht ein, warum Frau Eckstein hier eine
Sonderbehandlung bekommt. Immerhin gehört sie zum Kreise der Hauptverdächtigen.
Und da lassen Sie einen womöglich wichtigen Zeugen einfach außen vor?“
    Katharina zog die Augenbrauen
hoch und sah Hasenkrug mitleidig an. Sie sagte aber nichts, sondern zog erneut
ihren Flachmann hervor.
    „Wenn Sie unbedingt wollen, dann
können Sie diesen Heinrich ja mal aufsuchen und hören, was er zu sagen hat,
Hasenkrug. Von mir aus machen Sie das jetzt gleich. Danach kommen Sie wieder
her und erstatten Bericht. Ist das in Ordnung?“, sagte Büttner, während es nun
an Katharina Eckstein war, ihn zunächst fassungslos und dann äußerst belustigt
anzusehen.
    „Und wo wohnt dieser Heinrich?“,
fragte Hasenkrug sichtlich zufrieden.
    „Bei mir“, antwortete Katharina.
„Sie können ihn gar nicht verfehlen. Falls er nicht aufmacht, unter der
Fußmatte liegt ein Schlüssel. Gehen Sie einfach rein. Heinrich wird sich mächtig
freuen, Sie zu sehen, da bin ich ganz sicher.“
    Hasenkrug sah erst sie und dann
seinen Chef misstrauisch an. Als die beiden aber nur teilnahmslos
zurückblickten, stand er auf und ging zur Tür. „Na gut“, sagte er, „dann nehme
ich mir diesen Kerl mal vor.“
    „Tun Sie das, Hasenkrug, tun Sie
das“, seufzte Büttner, „wenn Sie unbedingt darauf bestehen.“
    „Ich will mir nur nicht vorwerfen
lassen, nicht jeder Spur nachgegangen zu sein“, blaffte Hasenkrug.
    „Da haben Sie auch schön recht“,
nickte Büttner.
    „Braver Junge“, lachte Katharina
Eckstein. Aber das hörte Hasenkrug nicht mehr. Er hatte sich bereits auf den
Weg gemacht.
    Nachdem Büttner auch beim dritten
Anlauf nichts in Sachen Alibi aus Katharina herausbekommen hatte, verlegten
sich die beiden ein wenig aufs Plaudern. Auf diese Weise erfuhr Büttner, welch
tragischen Verlauf Katharinas Leben nach ihrer Kommunardenzeit bis zum Tod
ihres Mannes genommen hatte, und es tat ihm aufrichtig leid, dass sie so hatte
leiden müssen. Und nun verstand er auch ihre Alkoholsucht. Er selbst hatte sich
nie besonders viel Gedanken gemacht, was aus den Bewohnern der Kommune geworden
war. Schließlich hatte er nie richtig dazu gehört. Nachdem sein Bruder
ausgezogen war, um sein Studium in Göttingen fortzusetzen, hatte er keinen
Kontakt mehr zu den Leuten gehabt. Er war zur Polizei gegangen und hatte
Hamburg dann vor wenigen Jahren Richtung Emden verlassen, weil ihm der Job in
der Großstadt zu anstrengend geworden war.
    „Tut mir leid, dass die Jungs
dich so haben hängen lassen“, sagte Büttner ehrlich betroffen, „ich hatte davon
keine Ahnung.“
    „Du warst ja auch so ziemlich der
Einzige, der nicht als Jonathans Vater infrage kam“, sagte Katharina
nachdenklich. „Ich war einfach zu jung damals. Ich war so naiv anzunehmen, dass
ich bei den Kommunarden für den Rest meines Lebens gut aufgehoben sein würde.
Nun, jeder zahlt Lehrgeld im Laufe seines Lebens“, fügte sie achselzuckend
hinzu.
    „Könnte mein Bruder der Vater von
Jonathan sein?“, ging Büttner plötzlich ein Licht auf.
    „Nein. Der kam erst zu uns, als
ich schon schwanger war.“
    „Schade“, sagte Büttner, „ich
hätte ihm die Hölle heiß gemacht.“
    „Lass mal sein. Für
Unterhaltszahlungen wäre es jetzt sowieso zu spät“, zeigte Katharina ein schiefes
Grinsen. „Und du? Hast du Familie, David?“
    „Ja, ich habe ...“, setzte
Büttner zum Reden an, wurde jedoch von einem wutschnaubenden Hasenkrug
unterbrochen, der in diesem Augenblick wie ein Berserker mit hochrotem Kopf zur
Tür hereingeschossen kam. „Das lasse ich mir nicht gefallen, Chef“, stieß er
hervor, „das lasse ich mir ganz bestimmt nicht gefallen!“
    „Wuff“, machte Büttner und brach
gemeinsam mit Katharina in schallendes Gelächter aus.

15
    Ein Hauch von Frühling lag in der
Luft. Hauptkommissar Büttner nahm es an diesem Tag erstmals richtig wahr, als
er die Stadt Emden verlassen und hinaus aufs Land gefahren war. Genauer
genommen nach Rysum, eine kleine Ortschaft, die sich im Schutze des Deiches kreisförmig
in die Weite der Landschaft kauerte. Mit seinen kleinen, von mächtigen
Gulfhöfen umrahmten Backsteinhäuschen kam Rysum praktisch als der Prototyp
eines ostfriesischen Dorfes daher. Die mit rotem Backstein gepflasterten Gassen
führten zwischen den Gulfhöfen sternförmig die Warf hinauf zur jahrhundertealten
Kirche, die sich rühmen durfte, die älteste bespielbare Orgel Nordeuropas zu
beherbergen. Überragt wurde

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