Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
selbst
irgendetwas tun konnten oder ob vielleicht jemand verletzt war und Hilfe
brauchte. Aber sie kamen nicht weit. Wie ein glühendes Inferno schlugen die
Flammen vor ihnen in den nächtlichen Himmel und tauchten die gesamte
Nachbarschaft in ein gespenstiges Licht. Beißender Rauch waberte ihnen entgegen
und provozierte augenblicklich einen Hustenreiz. Erschrocken, die Arme zum
Schutz vor das Gesicht gelegt, wichen sie zurück und hörten im selben
Augenblick die Feuerwehr nahen, deren blaues Licht sich nur wenig später mit
dem grellen Licht des Feuers vermischte.
Im Nullkommanichts wimmelte es
von Feuerwehrleuten, die alle genau zu wissen schienen, was sie zu tun hatten.
Während in rasendem Tempo die Wasserschläuche ausgerollt wurden, spürte
Magdalena, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte. „Bitte gehen Sie hinters
Haus“, sagte eine ruhige, aber dennoch sehr bestimmt klingende Stimme.
Magdalena drehte sich um und sah in das Gesicht einer ernst blickenden Frau in
Feuerwehrmontur. „Sie können hier nicht stehen bleiben, Sie behindern die
Löscharbeiten.“
Magdalena und Adrian nickten und
taten, wie ihnen geheißen. „Sie wohnen hier?“ fragte die Frau und schob sie auf
die Straße, wo sich schon mehrere dutzend Menschen versammelt hatten und
versuchten, möglichst viel von dem ungewohnten Schauspiel mitzubekommen.
„Ja“, sagte Magdalena und nannte
ihren Namen. „Meine Eltern sind ... nicht da.“
„Haben Sie ihnen schon Bescheid
gegeben?“
Magdalena schüttelte den Kopf.
„Das geht nicht. Meine Mutter liegt schwer verletzt im Krankenhaus und mein
Vater“, sie schluckte, „ist heute verhaftet worden.“ Sie schlug die Hände vors
Gesicht und brach in Tränen aus.
Die Frau von der Feuerwahr sah
sie mitleidig an und legte ihr tröstend eine Hand auf den Arm. „Und nun auch
noch das“, sagte sie kopfschüttelnd und blickte besorgt auf das Flammenmeer,
das sich nach wie vor auszubreiten schien. Gerade wollte sie noch etwas sagen,
als sich hinter ihnen eine bekannte Stimme zu Wort meldete.
„Guten Abend“, sagte
Hauptkommissar David Büttner und zog seine Dienstmarke, um sie der Frau von der
Feuerwehr unter die Nase zu halten, die ihm daraufhin freundlich zunickte und
sich dann entfernte. „Frau Fehnkamp und Herr Wagenaar, kommen Sie bitte mit in
den Einsatzwagen, damit wir uns in Ruhe besprechen können.“ Ohne eine Antwort
abzuwarten drehte er sich um und steuerte einen Polizeibus an, dem soeben eine
Handvoll Beamte entstieg.
„Was machen Sie denn hier?“,
fragte Magdalena müde und strich sich eine Haarsträhne aus dem ruß- und
tränenverschmierten Gesicht.
„Der polizeiliche Einsatzleiter
hat mich angerufen, nachdem der Notruf eingegangen war. Als er Ihren Namen
hörte, haben bei ihm alle Alarmglocken geschrillt. Haben Sie irgendwas
beobachtet?“, kam er dann nahtlos zur Sache.
„Ich glaube, da war jemand im
Garten“, nickte Adrian.
„Wie meinen Sie das?“
„Ich glaube, da ist gerade jemand
von der Hütte weg, als ich aus dem Fenster sah.“
„Sie sind sich aber nicht
sicher.“
Adrian schüttelte den Kopf.
„Nein, es ging alles so schnell. Und ich war ganz geschockt. Vielleicht war es
auch nur eine optische Täuschung oder so.“
„Was hat denn in dem
Gartenhäuschen gelagert, dass es zu solch einer heftigen Explosion kommen
konnte?“, wollte der Polizist wissen.
Magdalena zuckte die Schultern. „Kann
sein, mein Vater hat da irgendwelche Gasflaschen gelagert.“
„Gasflaschen.“ Büttner sah sie
eindringlich an. „Und können Sie mir auch sagen, warum?“
Magdalena schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn nur die Tage mal gesehen, wie er sie da rein gestellt hat. Keine
Ahnung, wofür er die brauchte. Vielleicht für das Gemeindefest, das nächste
Woche stattfinden soll.“
„Nun ja. Die dürften dann
inzwischen alle in die Luft gegangen sein, hoffe ich.“ Er rief aus dem Wagen
heraus einem Kollegen zu, er solle die Feuerwehr auf die mutmaßlichen
Gasflaschen aufmerksam machen. Gerade wollte er weitere Fragen stellen, als er
sah, wie zwei Sanitäter eine Person zum Krankenwagen führten. Sie konnte sich
ganz offensichtlich kaum auf den Beinen halten. Magdalena folgte seinem Blick
und schlug dann die Hände vors Gesicht. „Das ist ja Frau Ravensburger!“, rief
sie erschrocken aus.
Nun war auch Adrian hellwach.
„Quatsch ... doch, du hast recht. Was will denn die hier?“
„Das frage ich mich auch gerade“,
knurrte Büttner und stieg aus dem
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