Lustig, lustig, tralalalala
recht zur Pille zu greifen. Einfach nur: Prioritätenverschiebung.» Ich lege auf.
Ahhh.
Ich fühle mich gut.
Draußen rieselt der Schnee auf das Klinikgelände. Unter der Erde die lange Röhre. Hier oben ein Aufenthaltsraum, in dem Artur gerade «Macht hoch die Tür» anstimmt. Zu Hause: Unerledigtes.
Es ist egal.
Und das bleibt es auch.
Dr. Gorlek hat sich für meinen Tipp niemals bedankt.
Im März verkaufe ich die Serie «Schraubenbretter 1 – 12, Neurose» an die Documenta.
Wer sagt’s denn?
Oliver Uschmann,
geboren 1977 in Wesel, behandelt in seinen Romanen und Sachbüchern wie «Hartmut und ich», «Das Gegenteil von oben» oder «Fehlermeldung» auf humorvolle Weise die Neurosen der Männer und natürlich auch sich selbst. Vor Weihnachten leert er den Wäschekorb, den Posteingang und den Nachttisch. Von allen weiteren Zwängen hat seine Frau Sylvia Witt ihn befreit, mit welcher er gemeinsam Romane, Webseiten, Hörbücher, Ausstellungen, Live-Aktionen und Talentcoaching zu einem kreativen Gesamtkunstwerk vermischt. Sein Nachbar brummt ebenfalls.
Mia Morgowski
Florians Weihnachtstagebuch
1. Dezember, Freitag
D ieses Jahr wird Weihnachten wunderbar. Ich fühle das. Ein Fest der Liebe, sozusagen. Habe erstmals seit 32 Jahren eine Beziehung! Also, an Weihnachten, meine ich. Kann mein Glück kaum fassen! Lena, die tollste Frau der Welt (die Weihnachten liebt und schon haufenweise Pläne hat, was wir gemeinsam machen werden) und ich sind seit zwei Monaten ein Paar. Bin sehr glücklich und habe ebenfalls haufenweise Pläne: heißer Glühwein vorm Kamin, noch heißerer Sex (auch vorm Kamin) und ab und zu einen Weihnachtsklassiker im Fernsehen anschauen. Dabei kiloweise Weihnachtsgebäck futtern und dann wieder vor dem Kamin verschwinden.
Wurde heute bei der Arbeit wegen meiner Weihnachtseuphorie ausgelacht.
«Spinnst du, Flo?», fragte meine Kollegin Heike. «Du musst total übergeschnappt sein. Ich meine, du bist I T-Berater . Du lebst sozusagen hinterm Mond. Du machst dir überhaupt keine Vorstellung davon, was es bedeutet, mit einer Frau – noch dazu in einer festen Beziehung – die Weihnachtszeit zu erleben.»
«Ach ja? Und woher willst du das so genau wissen, schließlich hast du denselben Beruf.»
«Aber
ich
bin eine Frau!»
Gut, das ließ sich vielleicht nicht leugnen, allerdings hat es mich auch nicht wirklich überzeugt. Was soll denn bitte schön so kompliziert daran sein, mit einer Frau gemeinsam Kekse zu essen, Weihnachtsfilme im Fernsehen zu schauen und zwischendurch heißen Sex vor dem Kamin zu haben? Den Rest des Jahres funktioniert das doch auch reibungslos.
2. Dezember, Samstag
Die tollste Frau der Welt erweist sich als wahrer Weihnachtsprofi! Gestern neu gelernt: Der erste Dezember ist nicht gleichzeitig auch der erste Advent! Hat mir so noch keiner gesagt. Bekam deshalb von Lena mildernde Umstände attestiert, als ich am Abend in ihrer Wohnung versehentlich die erste Kerze am Adventskranz angezündet habe.
«O Gott, Flo! Mach die sofort wieder aus, das bringt sonst Unglück! Morgen ist doch erst der erste Advent.»
«Wer sagt das?»
«Der Kalender!»
«Nein, ich meine die Sache mit dem Unglück?»
«Das weiß doch jeder!»
Frage mich ernsthaft, wie ich bislang nur ohne Lena klarkommen konnte!
Habe am Nachmittag beim Squashspielen mit meinem Kumpel Jens dann festgestellt, dass er offenbar unter demselben Informationsembargo stand. Konnte mit der Advents-Info ganz schön Eindruck bei ihm schinden.
«Was, echt?», hakte er ehrlich interessiert nach, «das ist aber neu. Bestimmt wurde das mit der Sommerzeit eingeführt.»
«Könnte sein. Dazu hat Lena sich nicht geäußert. Aber schon krass, ne? Da muss man sich doch tatsächlich jedes Jahr aufs Neue merken, wann denn nun eigentlich der erste Advent ist. Total unpraktisch.»
«Allerdings. Und ich sag dir noch was: Wenn in der nächsten Zeit irgendetwas schiefläuft, dann kannst du aber sicher sein, dass du die Schuld dafür bekommst.»
«Hä? Wieso das denn?»
«Na, weil du die Kerze zu früh angezündet hast und so etwas Unglück bringt. Das weiß doch jeder.»
3. Dezember, Sonntag, 1. Advent
Bin gestern nach dem Sport noch zu Lena gefahren. Hatten heißen Sex vor der Adventskranzkerze, und ich finde: Das hat was. Also, das mit nur einer Kerze, meine ich. Man bekommt das Gefühl, alles würde sich zum Fest hin noch steigern.
Glaube bei Lena in Bezug auf
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