Lustige Streiche mit Hanni und Nanni
Luft und schaute sich überall um. Mamsell runzelte die Stirn. Sie konnte solche Störungen nicht leiden.
Dann schnupperte Hanni herum. Auch sie zog ihr Taschentuch heraus. Kurze Zeit später schnaubte die ganze Klasse, als hätte sie eine schwere Erkältung. Nur Irene, die nicht eingeweiht war, saß still und erstaunt auf ihrem Platz.
Verzweifelt schaute Mamsell die Mädchen an. „Wozu macht ihr diesen Lärm? Schnupf-schnupf-schnupf! Ich kann dieses Schnupfen nicht mehr ertragen!“
Doris verzog ihr Gesicht mit einem Mal voller Ekel. Mamsell merkte es, ein entsetzlicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf. War das vielleicht wieder dieser schreckliche Geruch?
„Doris“, sagte sie drängend. „Was ist los?“
„Ich rieche etwas“, murmelte Doris. „Ganz deutlich! Riechen Sie denn nichts, Mamsell?“
Mamsell roch nichts. Aber sie erinnerte sich, dass sie gestern zuerst auch nichts bemerkt hatte. Bekümmert schaute Mamsell die Mädchen an. Sie schienen es alle zu riechen!
„Ich werde es sofort melden“, sagte Mamsell und verließ eilig den Raum.
„O Schreck“, sagte Bobby. „Die Direktorin wollen wir nicht hier haben. Aber Mamsell war ja im Eiltempo verschwunden.“
Mamsell hatte Pech; die Direktorin war nicht da. Ärgerlich stand sie vor dem leeren Zimmer. Als sie zur Klasse zurücklief, steckte sie rasch den Kopf ins Lehrerzimmer. Frau Ellis korrigierte Hefte.
„Frau Ellis - denken Sie nur, der Gestank ist schon wieder da!“, rief sie. „Er ist einfach fürchterlich! Ich glaube nicht, dass Sie in diesem Raum Ihre nächste Stunde abhalten können!“
Mamsell zog den Kopf zurück und eilte den Korridor entlang. Als sie das Klassenzimmer betrat, erwartete sie, dass ihr eine mächtige Gestankswoge entgegenkam. Aber sie merkte nichts - rein gar nichts. Wie seltsam!
„Frau Theobald ist nicht da“, berichtete Mamsell der Klasse. „Nun kann sie wieder nichts riechen - aber ich rieche auch nichts!“
Die Mädchen atmeten erleichtert auf. Doris gab sofort eine Erklärung ab.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mamsell. Wir wissen, woher der Geruch diesmal kam. Er war ja auch ganz anders als gestern. Heute waren es nur die Nelken!“
Doris nahm die große Blumenvase, ging damit zu Mamsell und hob sie der Lehrerin unter die Nase. Mamsell holte tief Luft und atmete den starken, köstlichen Duft ein.
„So“, sagte sie zu Doris. „Dann war es ja gut, dass Frau Theobald nicht hier war. Sie hätte sich ganz umsonst bemüht.“
Unterdrücktes Kichern kam auf. Aber als sich die Tür plötzlich öffnete, trat sofort Stille ein. Kam die Direktorin etwa doch?
Es war jemand anders: Frau Ellis war neugierig geworden und wollte sich selber von diesem merkwürdigen Geruch überzeugen, über den sich Mamsell fortwährend beschwerte. Sie blieb an der Tür stehen und schnüffelte.
„Ich kann nichts riechen, Mamsell“, sagte sie endlich.
Mamsell beeilte sich, ihr die Sache zu erklären. „Ich habe auch nichts bemerkt, Frau Ellis. Es waren die Nelken mit ihrem starken Geruch. Doris hat es mir gerade gesagt.“
Frau Ellis schaute recht ungläubig drein. „Wie können die Mädchen den Duft von Nelken mit einem abscheulichen Gestank verwechseln? Das verstehe ich nicht!“
Frau Ellis blickte ihre Klasse scharf an und verließ den Raum.
Mamsell war entrüstet. Als ob sie am Tag vorher nicht selber den grässlichen Geruch bemerkt hätte! Für den Rest der Stunde hatten die Mädchen eine friedliche Zeit, mit der aufgebrachten Französischlehrerin unterhielten sie sich über alle Arten von auftretenden Gerüchen.
Nach der Pause hatte die Klasse bei Frau Ellis Geografieunterricht. Mit strengem Gesicht kam die Lehrerin ins Zimmer. „Ich möchte euch warnen“, sagte sie. „Wenn irgendjemand das Wort Geruch oder Gestank in den Mund nimmt, dann bedeutet das, dass ihr auf ein bisschen zusätzliche Arbeit Lust habt.“
Die Klasse wusste, was dieser Wink besagte. „Ein bisschen zusätzliche Arbeit“ war eine Strafarbeit, die mindestens zwei Stunden in Anspruch nahm. Alle nahmen sich vor, die Lehrerin bloß nicht zu reizen.
Aber nach zehn Minuten geschah etwas Schreckliches. Bobby hatte vergessen, dass sie immer noch die Stinkbombe von gestern in der Rocktasche trug. Und als sie sich ziemlich heftig setzte, zersplitterte das dünne Glas. Die Flüssigkeit verdunstete. Im nächsten Augenblick breitete sich der bekannte scheußliche Geruch im Klassenzimmer aus.
Doris roch ihn. Jenny roch ihn. Bobby roch ihn und fuhr
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