Lustnebel
gerunzelt, und die Lippen ärgerlich geschürzt. „Kannst du mir sagen, warum?“, fragte sie. „Böses geschieht, und die guten Menschen geben sich die Schuld dafür. Warum? Warum machen wir es dem Bösen so leicht? Du hast dir nichts vorzuwerfen! Du wusstest doch nicht, wie es für Claire enden würde.“
Rowena schüttelte stumm den Kopf. Niemand würde je verstehen, wie groß ihr Anteil am Tode Claires war.
Rowena zog die Bettdecke bis zu ihrem Hals hinauf. Obwohl sie müde war, ahnte sie doch, dass sie auch in dieser Nacht kaum Schlaf finden würde. Seit Claires Tod plagte ihr Gewissen sie so sehr, dass es ihr selten möglich war, mehr als ein paar Stunden Ruhe zu finden.
Sie starrte an die Decke und erinnerte sich an die Gerüche. Das schwere Parfum, das in der Luft lag, der Hauch weiblicher Aromen, der an ihrer Nase vorüberschwebte. Der Geruch vergossener Liebessäfte und Schweißes, der sich im Separee ausdehnte, in dem sie sich mit den Männern vergnügte.
Sie krümmte sich zusammen. Die Erinnerung der vielen Hände auf ihrem Körper ließ sie lustvoll erschauern. Hände mit rauer Haut, die sie grob packten, sanfte Männerfinger, die über ihren Leib strichen, ihre Haut liebkosten, während ein anderes Paar fordernd und dreist ihre Blütenblätter teilte. Ein Daumen rieb ihre Klitoris, neckte, reizte sie, und Wellen fiebriger Begierde brandeten durch ihren Körper. Sie stöhnte und warf sich herum. Ihre Scham pochte, und mit dem Gefühl ihres pulsierenden Liebesknopfes glitt sie in einen tiefen Schlaf …
Man hatte Rowena eine rote Seidenkutte übergeworfen. Die Kapuze hing ihr über die Augenbrauen, die Seiten schmiegten sich kühl und glatt an ihre Wangen. Sie blinzelte und erkannte, dass ihre Hände mit schwarzen Stoffbändern gefesselt waren. Um ihre Hüfte lag eine dünne Metallkette, die sie in diesem Moment noch nicht weiter beachtete.
Vergebens zerrte sie an den Fesseln und bemerkte erst jetzt die nackte Frau vor sich, die das Ende jener Metallkette in der Hand hielt. Rowena folgte dem Weg der Kette, fühlte den Zug um ihre Hüfte und erfasste, dass sie sprichwörtlich an der Kette lag.
Die Blondine führte sie einen langen, engen Gang entlang. Das Haar der Frau fiel hinab bis zur Pospalte. Sie bewegte ihre Hüften wiegend, und ihr Po nahm sich gegen die schlanke Taille wie ein weiches Federkissen aus. Rowena schluckte. Sie öffnete ihren Mund, doch kein Laut drang hervor. Auch ihre Beine gehorchten ihr nicht, unaufhaltsam lief sie den Flur hinter der Frau her. Sie stoppten vor einer dunklen Holztür mit obszönen Schnitzereien. Rowena entdeckte verschiedene Satyrn, die Frauen und Männer zu befriedigen schienen. Rowena fühlte Hitze in ihre Wangen aufsteigen, während sie ihren Blick über die Szenen schweifen ließ. Satyrn mit steil aufgerichteten Penissen, die in die Münder von Frauen und Männern stießen und die Dargestellten in allen erdenklichen Positionen nahmen.
Die Nackte öffnete die Tür und schob Rowena hinein. Hinter ihr schloss sich die Tür, und sie befand sich in einem kleinen Vorraum, der von Vorhängen vom eigentlichen Zimmer abgetrennt war. Die Stoffbahnen teilten sich und gaben die Aussicht auf den Raum dahinter frei.
Im Kamin prasselte ein Feuer und ließ goldene Lichter auf dem dunkel polierten Holz des Baldachinbettes tanzen. Rötliche Schatten wurden an die zartgrünen Tapeten geworfen. Auf dem gesamten Boden lag ein hochfloriger, beigeweißer Teppich, der bequemer wirkte als manche Lehnstuhlpolsterung, auf der Rowena im Laufe ihres Lebens gesessen hatte.
Erst jetzt entdeckte sie die Gestalt, die an der gegenüberliegenden Wand lehnte und jemanden fixierte, der in einem hohen Lehnsessel saß. Mehr als der obere Teil des Kopfes war nicht zu sehen. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Mann an der Wand.
Er war jung, etwa in ihrem Alter, mit goldbraunem Haar, das sein Gesicht umspielte. Seine Augen nahmen Rowena gefangen. Grüne Augen mit goldenen Sprenkeln darin, in denen gierige Erwartung glitzerte. Sein Oberkörper war glatt und nackt, die Haut schimmerte im Feuerschein, und die gesunde Farbe wies ihn als einen Mann aus, der sich oft an der frischen Luft aufhielt. Vielleicht sogar draußen arbeitete, denn die Arme waren die eines jungen Mannes, dem körperliche Betätigung nicht fremd war. Rowenas Blick glitt zu seinen sinnlichen Lippen, die sich nun zu einem wissenden Lächeln kräuselten.
„Komm zu mir“, raunte er, und im ersten Moment glaubte
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