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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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so vorsichtig war. Jeder mit einem Kalender und Augen im Kopf konnte sich vorstellen, was los war. Doch das alles war so neu für sie und so persönlich, dass sie es im Moment mit niemandem teilen wollte.
    Als sie am nächsten Tag Oak Grove erreichten, stieg Grace aus der Kutsche, als wäre blassgrün ihre normale Gesichtsfarbe. Sie lächelte, plauderte und riss sich mit dem Mut der Verzweiflung zusammen. Sie wollte die Wiedersehensfreude mit ihrer Freundin nicht trüben, indem sie sich auf dem Vorhof übergab.
    Das Haus war reizend. Es war ein freundliches Backsteingebäude im Queen-Anne-Stil mit hohen Schiebefenstern und einem Steingeländer, das einen Ehrenplatz am Ende einer mit Eichen gesäumten Auffahrt hatte. Aber für Grace wartete der schönste Anblick auf der Eingangstreppe: Olivia und Jack, Hand in Hand.
    »Endlich«, sagte Bea mit einem breiten Lächeln, als sie die beiden erblickte.
    Grace nickte. »Es ist schön, sie so glücklich und gesund zu sehen, oder?«
    Olivia und Jack hatten so viel durchgemacht. Ihre erste Ehe war durch Verrat und Lügen zerstört und ihr Leben beinahe ruiniert worden. Nachdem sie sich wiedergefunden hatten, hatten sie sogar noch mehr durchstehen müssen. Die Narben bewiesen das. Jack hatte Waterloo und Olivia nur knapp den Chirurgen überlebt. Die Narbe, die sich an der Seite ihres Gesichtes entlangzog, war noch immer rot und sah schlimm aus. Doch als Grace den Frieden in den einst so gramerfüllten und traurigen Augen sah, spielte das alles keine Rolle mehr.
    »Da seid ihr ja endlich!«, rief Olivia und rannte der Kutsche entgegen. Ihr hellgelbes Baumwollkleid flatterte ihr um die Beine, und Strähnen ihres blonden Haars tanzten ihr um den Kopf. »Oh, wie ich euch vermisst habe!«
    »Seit Tagen treibt sie mich in den Wahnsinn«, sagte Jack, der in seiner Reitjacke und der Reithose aus Rehleder sehr attraktiv aussah.
    Er scheint genesen zu sein, dachte Grace, als er ihr einen Kuss auf die Wange gab. Er hatte ein paar Pfund zugenommen und zu seiner eleganten, hochgewachsenen, schlanken Gestalt zurückgefunden. Seine seegrünen Augen funkelten lebendig. Er konnte sich glücklich schätzen, dass er diese zweite Chance bekommen hatte. Und es bewies seine Klugheit, dass er sie auch beherzt ergriffen hatte. Aber andererseits konnte Grace sich nicht vorstellen, dass irgendein Mann sich von Olivia abwandte.
    Sie umarmten und begrüßten einander. Grace hielt sich ein wenig im Hintergrund und war froh, dass sie endlich festen Boden unter den Füßen hatte. Mit einem Mal fragte sie sich jedoch, ob sie ihre Ängste, Hoffnungen und Fragen mit ihren Freundinnen teilen könnte. Wie sollte sie erklären, welche weltbewegenden Änderungen in ihrem Leben passiert waren, wenn jede andere Frau diese als selbstverständlich betrachten würde?
    Wie seltsam, dass sie bei den drei Frauen, die sie am besten kannte, mit einem Mal so zurückhaltend war.
    »Grace?« Olivia runzelte die Stirn. »Du bist so still.«
    Für Grace war es plötzlich eine Überwindung zu lächeln. »Ich versuche, das alles in mich aufzunehmen. Ich bin so froh, euch beide zu sehen.«
    Olivias große braune Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihre Freundin umarmte. »Und ich freue mich, dich zu sehen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich darauf gehofft habe, dass ihr Zeugen meiner Hochzeit werdet.«
    »Das ist nur gerecht«, entgegnete Kate ironisch, »nachdem wir auch schon Zeugen aller Ereignisse im Vorfeld gewesen sind.«
    »Geburtshelfer«, fügte Bea mit einem Nicken hinzu.
    Selbst Jack lachte. »Eine sehr treffende Beschreibung eurer Rolle. Ich würde allerdings vorschlagen, nicht hier auf dem Vorplatz in Erinnerungen zu schwelgen.« Er drehte seine Frau zur Tür und winkte alle herein. »Wir nehmen den Tee in unserem frisch renovierten Südsalon ein.« Er zog die Stirn in Falten. »Oder ist es der rote Salon? Olivia benennt die Zimmer immer wieder neu.«
    »Wenn du nicht aufpasst, wird es der Salon, in dem Jack den Kopf verliert«, erwiderte Olivia liebenswürdig und erlaubte ihm, den Arm um sie zu legen.
    Als sie gerade die Stufen erreichten, kam eine wahre Kinderschar um die Hausecke gerannt. Die Kleinen kreischten vor Freude und jagten einem bellenden, zotteligen Ungetüm von einem Hund hinterher. Grace zählte sechs Kinder, die zwischen drei und zehn Jahre alt waren. Ihnen folgte eine hübsche junge Frau mit rotblonden Locken.
    »Ich möchte euch meine Schwester Georgie vorstellen«, sagte Jack, als sie

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