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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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schlichtes goldenes Band, das perfekt zu ihr, der unscheinbaren grauen Frau, passte. Der Erzbischof reichte Diccan den Ring. Bedächtig streifte Diccan seine Handschuhe ab, ehe er den Ring nahm.
    Als er wieder ihre Hand ergriff, zuckte Grace zusammen. Sie konnte nichts dagegen tun. Es kam ihr vor, als würden seine Finger Blitze aussenden. Sie war bis in die Fußspitzen geschockt. Die heiße Energie schoss in ihren Bauch. Er steckte ihr den schlichten goldenen Ring an den Finger, und es fühlte sich an, als würde er Wärme, Leben, Kraft in sie gießen. Es fühlte sich an, als hätte die seltsame Anziehungskraft zwischen ihnen sich in greifbares Licht verdichtet.
    »Eine Ehefrau würde vor der Berührung ihres Ehemannes nicht zurückschrecken«, murmelte er. Seine Augen wirkten fast schwarz.
    »Ein Ehemann würde vor einem Priester nicht zu seiner Ehefrau sprechen«, erwiderte sie genauso leise.
    Plötzlich wurde er still. Grace blickte auf und bemerkte, dass die Worte endlich zu ihm durchgedrungen waren. Ehemann.
    Ehefrau.
    Diccan Hilliard war einer der elegantesten Herren seiner Generation. Niemand hatte die Aura von Langeweile und Teilnahmslosigkeit so perfektioniert wie er. Dennoch sah Grace ihm einen winzigen Moment lang an, wie die Wahrheit ihm dämmerte. Sie sah das Entsetzen in seinen grauen Augen aufblitzen, und sie sah, dass er versuchte, es zu verbergen. Sie spürte, wie es sie trotzdem traf – heftiger als der Blitz, der sie durchzuckt hatte, als seine Fingerspitzen sie berührt hatten, kälter als der finstere Blick seines Vaters. Tödlicher als eine Wunde, die einem durch eine rostige Klinge beigebracht worden war.
    So schnell, dass sonst niemandem seine Entgleisung auffiel, hatte er sein für ihn so typisches Lächeln wieder aufgesetzt. Aber nicht so schnell, dass es Grace nicht aufgefallen wäre. Wenn er sie nicht festgehalten hätte, dann hätte sie sich blamiert, indem sie den Mittelgang der Kathedrale entlanggestürmt wäre. Denn in diesem flüchtigen Moment der Ehrlichkeit hatte sie ihre Zukunft gesehen.
    »Diccan und Grace haben den Wunsch, in den heiligen Stand der Ehe zu treten«, verkündete der Erzbischof und hielt seine Hand über die verschlungenen Hände der beiden.
    Nein!, dachte Grace entsetzt. Er wird mich zerstören!
    »Und so erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau – im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    Zu spät. Sie konnte es in Diccans Augen sehen. Sie konnte es an ihrem eigenen Herzschlag hören, der mit Sicherheit das einzige Geräusch in der Stille der Kathedrale war.
    »Amen.«
    Grace wollte ihm ihre Hand entziehen. Sie wollte die Augen schließen, als würde ihr das helfen, dem Unausweichlichen zu entrinnen. Sie wollte alles, außer das freudlose Bekenntnis in den Augen ihres frisch Angetrauten sehen zu müssen.
    Und dann erklang hinter ihr Harrys Stimme. »Jetzt küss sie schon, du Narr!«
    Mit einem schiefen Lächeln in Richtung der Gäste beugte Diccan sich zu ihr vor, um sie zu küssen. Sie wusste, dass er es nicht gern tat. Wieso sollte er? Doch woher sollte er wissen, dass es ihr erster Kuss war? Und, ach, es war ein Kuss, von dem ein junges Mädchen träumte: sanft und langsam und süß. Es war der Kuss, der Grace’ Schicksal besiegelte. Denn die Wärme senkte sich so tief in ihr Herz, dass sie sie niemals wieder aufgeben wollte.
    »Tja, meine Liebe«, flüsterte Diccan ihr ins Ohr, »sollen wir jetzt unsere treuen Unterstützer begrüßen?«
    Sie konnte nichts anderes tun, außer zu nicken. Also verneigte er sich vor den beiden Bischöfen, drehte sich mit Grace am Arm um und wollte sie den Mittelgang entlangführen.
    »Nein«, sagte sie unvermittelt, als sie sah, wie weit sie würde gehen müssen. Sie waren durch einen Seiteneingang in die Kirche gekommen. Jetzt wollte Diccan sie durch die massive Tür geleiten, die am Ende des Hauptschiffes der Kathedrale geöffnet worden war und durch die Licht auf den langen, dunklen Gang fiel. Grace wurde klar, dass sie den ganzen schmerzhaften Weg bis zur Tür würde entlanghumpeln müssen. »Können wir nicht zur Seitentür hinausgehen?«
    Diccan umklammerte ihre Hand noch ein bisschen fester. »Und deine Grenadiere enttäuschen? Ich glaube, sie warten draußen, um dir ihre Ehre zu erweisen.«
    Sie warf einen Blick zum Chor der Kirche hinüber, der inzwischen verlassen war. Nur Kate und ein Mann, der augenscheinlich Diccans Diener war, saßen noch dort. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass all

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