Lustvolles Erwachen
um sie am Leben zu lassen.«
Der Chirurg blickte ihn finster an. »Sie wäre nicht meine erste Wahl. Sie ist makelbehaftet.«
»Ich denke, Sie werden einen Weg finden, um Ihre Abneigung zu überwinden.«
Nun lächelte der Chirurg. »Ich werde mir größte Mühe geben, um das perfekte Zitat zu finden, das ich auf ihre Brust ritzen werde.«
Der Vorgesetzte nickte. »Gut. In der Zwischenzeit …« Wieder waren seine langen Finger in Bewegung. Diesmal klopfte er auf einen ungeöffneten Umschlag. »… holen Sie noch mehr Informationen über Hilliard ein. Er scheint seltsam gut gekleidet zu sein für jemanden, der von seinem Vater verstoßen worden ist und keine Unterstützung bekommt. Ich habe Gerüchte gehört, dass er nicht abgeneigt ist, Informationen gegen Gold zu tauschen.«
Der Chirurg drehte das Messer, um zu beobachten, wie das Licht sich auf der Klinge brach. »Was die Frage aufwirft, warum er die Chance, eine reiche Erbin zu heiraten, in den Wind geschrieben hat, um diese Vogelscheuche zu ehelichen. Ich wette, sie wird als Jungfrau sterben.«
»Das will ich nicht hoffen«, erwiderte der Vorgesetzte, »denn sonst können wir sie nicht benutzen.«
Der Chirurg seufzte ungeduldig. »Sind Sie sicher, dass wir ihn nicht einfach töten und weitermachen können?«
»Noch nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir ihn nicht zerstören können.«
Kapitel 9
Am nächsten Morgen erwachte Diccan und wusste noch immer nicht, wie er sich seiner Frau gegenüber verhalten sollte. Er wusste, dass er nach ihr sehen sollte, ehe er aufbrach, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Er musste ihr seine Entscheidung bezüglich ihrer Ehe mitteilen. Aber er war sich sicher, dass sie noch zu verletzt war, um mit ihm zu sprechen. Es war besser, ihr etwas Zeit zu geben. Er schlüpfte gerade aus seinem Zimmer, als er über eine Überraschung stolperte, die seine Laune hob. Barbara Schroeder räumte den Salon auf.
»Tja, Babs«, begrüßte er sie lächelnd, »wie es aussieht, warst du erfolgreich.«
Beim Klang seiner Stimme richtete Babs sich auf und drehte sich mit einem erfreuten Lächeln zu ihm um. »Tja, wenn das nicht Diccan, der unverbesserliche Dandy, ist«, erwiderte sie in einem Ton, der sanft und geheimnisvoll war.
Diccan konnte nicht anders – er verglich sie mit Grace. Grace war kantig und sachlich. Babs war kurvig, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und die richtige Körpergröße, um sich perfekt in den Arm eines Mannes zu schmiegen.
»Du hattest recht«, sagte sie und trat so nahe an ihn heran, dass niemand anders sie hören konnte, »ich musste nur die tragische Geschichte erzählen, eine Kriegswitwe zu sein, und schon hatte ich die Anstellung. Ich fürchte, sie ist wirklich eine nette Lady.«
»Das habe ich auch gehört.«
Er war überrascht, wie finster sie ihn anblickte. »Ich meine es ernst.«
Er konnte das Zitronenkrautöl riechen, das Babs als Parfum trug, und es beruhigte ihn. »Ich weiß. War die Nummer von gestern Nacht deine Idee?«
Ihr Lächeln war abgeklärt, als sie den Kopf schüttelte. »Wirst du ihr die Wahrheit über mich erzählen?«
Er runzelte die Stirn. »Himmel, nein. Warum sollte ich?«
Babs sah ihn an, als wäre er der größte Narr der Welt. »Sie wird es herausfinden.«
»Nicht, wenn du es ihr nicht verrätst. Und jetzt sei ein braves Mädchen und kümmere dich um deine Herrin.« Mit einem leichten Klaps auf ihren Po ging er pfeifend davon.
Grace war schließlich doch noch eingeschlafen. Warm zugedeckt und zusammengerollt, lag sie in einem Sessel am langsam erlöschenden Kaminfeuer. Das Murmeln von Stimmen, das aus dem Salon drang, weckte sie. Sie rieb sich die Augen, reckte sich und stand auf.
Das Aufstehen allein reichte, um ihr zu zeigen, wie dumm es gewesen war, in dieser Stellung zu schlafen. Ihr Knie verkrampfte sich, und Schmerz schoss durch ihr Bein. Einen Moment lang konnte sie nur dort stehen bleiben, wo sie war, und sich mit den Händen an der Rückenlehne des Sessels festklammern.
Wie immer ging der Krampf irgendwann vorbei. Dieses Mal konnte sie allerdings nicht so tun, als würde das alles keine Rolle spielen. Es war eine Mahnung, was für einen Preis Diccan zahlen musste, weil er sie geheiratet hatte. Er war nicht nur mit einer gewöhnlichen, unattraktiven Frau belastet, sondern mit einem Krüppel.
Der Krampf hatte sich schon lange gelöst, bevor sie endlich den Tag beginnen konnte.
Als Schroeder an die Tür klopfte und eintrat, wusch Grace sich, als
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