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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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und ruft »hey!« , um die
Aufmerksamkeit eines jungen Detective Constable auf sich zu lenken. »Schmeißen
Sie das in den Müll, Sherlock.« Sie wirft ihm den leeren Becher zu.
    Luther setzt sich neben sie, verkriecht sich in seinen Mantel. Als
er auf ihren Scheitel hinunterschaut, überkommt ihn eine Welle der
Zärtlichkeit. Er liebt Rose Teller dafür, wie tapfer sie durch die Welt
marschiert.
    Sie sagt: »Also, was wollten Sie mich fragen?«
    »Nichts.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Es hat Zeit.«
    »Gut.«
    Sie steht auf, bohrt sich eine Faust ins Kreuz. Dann führt sie ihn
zum Gerichtsmediziner.
    Fred Penman ist ein Hüne von Mann in einem dreiteiligen
Nadelstreifenanzug. Breite, graue Koteletten, das weiße Haar zu einem
Pferdeschwanz gebunden.
    Er würde gerne eine Rothmans paffen, aber er darf nicht, nicht mehr.
Stattdessen kaut er auf einer Plastikzigarette herum, dreht sie im Mund wie
einen Zahnstocher.
    Luther spürt die Kälte, als er Penman die Hand schüttelt und ihn mit
einem Nicken begrüßt. Das Adrenalin lässt nach. Er muss bald etwas essen, sonst
wird er anfangen zu zittern.
    Er fragt: »Also, wie stehen die Chancen des Babys? Im schlimmsten
Fall.«
    Penman nimmt die Ersatzzigarette aus dem Mund. »Was heißt ›im
schlimmsten Fall‹ in solch einer Situation?«
    Luther zuckt mit den Schultern. Er weiß es nicht.
    »Sie haben da einen gesunden Fötus im fortgeschrittenen Stadium«,
sagt Penman. »Und Sie haben einen Irren, der Ahnung davon hat, was er oder sie
tut: Er hat Mrs Lamberts Bauch Schicht für Schicht aufgeschnitten. Er hat
saubere, scharfe Instrumente benutzt. Also würde ich sagen, das Baby könnte
erfolgreich herausgeholt worden sein.«
    »Mit ›erfolgreich‹ …«
    »Meine ich ›lebend‹, jawohl.«
    »Und wie lange wird es leben?«
    »Angenommen, es bekommt angemessene Nahrung und Wärme. Aber das ist
nur meine ganz persönliche Meinung, das ist Ihnen klar?«
    Luther nickt.
    Penman sieht niedergeschlagen aus. Er ist Großvater. »Wir halten
Babys für schwach«, sagt er. »Wegen der Instinkte, die sie in uns wecken,
unbewusst, sehr stark. In Wirklichkeit können sie zähe Scheißerchen sein.
Kämpferische kleine Überlebensmaschinen. Viel zäher, als man denkt.«
    Luther wartet. Schließlich sagt Penman: »Geben wir ihm achtzig
Prozent.«
    Luther steht stumm und regungslos da.
    »Ding dong. Jemand zu Hause?«, fragt Penman.
    »Ja. Tut mir leid.«
    »Ich dachte einen Moment lang, wir hätten Sie verloren.«
    »Ich überlege nur gerade, was ich von Ihrer Antwort halten soll.«
    »Beten Sie zu Gott, dass das Kind von einer Frau entführt wurde.«
    »Und wieso das?«
    »Wenn eine Frau es entführt hat, dann wenigstens in der Absicht,
sich darum zu kümmern.«
    Er verstummt. Kann nicht weitersprechen.
    »Das war keine Frau«, entgegnet Luther. »Frauen attackieren andere
Frauen nicht zu Hause im Bett mit ihren Ehemännern.«
    Penman stößt ein lang gezogenes, dumpfes Pfeifen aus. »Wir haben
schon zu viel gesehen«, sagt er. »Für solche Gedanken dürften wir gar keinen
Platz in unseren Köpfen haben.«
    Dann steckt er sich die Plastikzigarette wieder in den Mund, kaut
darauf herum, schiebt sie von einer Seite zur anderen. Er klopft Luther auf den
Arm und sagt: »Ich werde an Sie denken.«
    Luther dankt ihm, dann geht er zurück zu DS Howie.
    Sie wartet beim Absperrband auf ihn.
    Sie gehen durch die sich langsam auflösende Menge, die Leute hinten
müssen sich auf die Zehenspitzen stellen.
    Sie erreichen den schmuddeligen Volvo. Luther wirft Howie seinen
Schlüssel zu.
    Im Auto ist es kalt, es riecht ein bisschen nach Fast Food und
verrotteter Polsterung.
    Howie lässt den Motor an, guckt, wie die Heizung funktioniert. Dreht
sie voll auf. Sie ist laut.
    Luther schnallt sich an. »Haben die Opfer irgendwelchen Dreck am
Stecken?«
    »Es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber ich denke nicht. Soweit
uns bekannt ist, haben sie sich wirklich geliebt. Die einzige Trübsal war
anscheinend ein Fruchtbarkeitsproblem.«
    »Und? Haben sie eine künstliche Befruchtung machen lassen?«
    »Das ist ja das Komische, Chef.«
    »Boss.«
    »Das ist ja das Komische, Boss. Fünf Jahre lang künstliche Befruchtungen.
Kein Glück. Dann geben sie auf, weil sie es für aussichtslos halten, fangen an,
über Adoption nachzudenken. Mrs Lambert hört vor zwölf oder dreizehn Monaten
mit den künstlichen Befruchtungen auf. Und dann – bingo. Sie ist schwanger.«
    »Sind sie gläubig?«
    »Mrs Lambert ist in der

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