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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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was Sie getan
haben.«
    Es folgt ein langer, guter Moment.
    »Also«, sagt Howie, »wonach suchen wir?«
    »Ich brauche eine aktuelle Adresse.«
    »Von wem?«
    Luther sagt es ihr.
    Howie blickt ihn nicht an. Erkennt den Namen nicht. Loggt sich
einfach ein, tippt ihr Passwort ein, öffnet die Datenbank. Ein ungeheuerliches
Universum. Gesichter gespeichert als Binärdaten. Gesichter, die auf
Klassenfotos grinsen, auf Hochzeitsfotos, Gesichter, die in Zeitungen und
Nachrichtensendungen grinsen.
    Sie überprüft noch einmal die Schreibweise und drückt die
Eingabetaste.
    Und da ist sie.
    Und jetzt versteht Howie. Sie dreht sich zu Luther. Auf ihrem
Gesicht ist ein Ausdruck, den Luther schon kennt. Es liegt eine Art Bewunderung
darin. Aber auch eine Art Mitleid.
    »Was meinen Sie?«, fragt Luther.
    Sie nickt.
    »Drucken Sie mir das aus«, sagt er. »Und besorgen Sie mir ein Bild
von Mia.«
    Howie starrt ins Leere. »Heilige Scheiße«, murmelt sie.
    Luther bleibt zögernd in der Tür stehen. Er will etwas Kluges sagen,
etwas über den menschlichen Geist. Aber es gibt nichts zu sagen, und es gibt
keine Lehren, die man ziehen könnte.
    »Beeilen Sie sich«, mahnt er und lässt sie ihre Arbeit machen.
    Henry fährt durch das elektrische Tor und parkt den Wagen.
Er steigt aus und öffnet den Kofferraum.
    Mia liegt zusammengerollt darin.
    Sie steht unter Schock und ist gefügig.
    Sie schaut zu ihm auf. Er denkt an den müden Blick in den Augen
eines Trainingshundes, die Hingabe, und weiß, dass er das Ketamin nicht
brauchen wird.
    Aber er hält es trotzdem bereit für den Fall, dass das ein Trick
ist. Henry wurde schon öfter ausgetrickst. Henry hat seine Lektion auf die
harte Tour gelernt.
    Er löst Mias Fesseln und reicht ihr das Würgehalsband. »Sei ein
braves Mädchen und leg das an.«
    Sie streift sich das Halsband über den Kopf.
    Henry zieht einmal sanft, aber bestimmt daran, nur um zu zeigen,
dass er das kann. Dann lächelt er, damit es so aussieht, als spielte er nur.
    Mias Beine sind steif, und ihr tut alles weh, und sie hat ein
schwummeriges Gefühl, als würde nichts von alldem wirklich geschehen. Sie
klettert aus dem Kofferraum heraus in den Garten.
    Es erscheint ihr unmöglich, dass sie hier sein kann, im ersten
Schimmer des Tageslichts, und dass sie in einem riesigen Garten steht, einem
der größten Gärten, die sie je gesehen hat, mit einem Mann, der ganz mit
getrocknetem Blut bedeckt ist. Er hat Blut in den Haaren, und es ist wie eine
dünne, schwarze Schlammschicht auf seinem ganzen Gesicht festgetrocknet. Er hat
schwarze Blutkrusten in den Ohrmuscheln und unter den Nägeln.
    Als sie das Haus genauer betrachtet, fällt ihr auf, dass es sehr
groß, aber schlecht erhalten ist. Es sieht nicht aus wie das Haus eines reichen
Mannes. Es sieht aus wie ein Spukhaus. Oder ein Hexenhaus.
    »Psssst«, zischt der Mann.
    Mia nickt ergeben. Sie weiß, wenn sie einen Mucks macht, wird er an
der Kette ziehen, und dann kann sie nicht mehr atmen.
    Sie geht neben dem Mann her, folgt ihm dicht an seiner Seite zum
Haus.
    Er fragt: »Magst du Hunde?«
    Mia nickt.
    »Gut«, sagt der Mann. »Wir haben viele Hunde.«
    Er führt sie ins Haus. Drinnen ist es altmodisch. Holztäfelung und
Jagdbilder an den Wänden. Das Glas in den Rahmen ist so verschmiert und
staubig, dass man die Bilder kaum sehen kann. Es riecht komisch, als wären die
Fenster hundert Jahre geschlossen geblieben und niemand hätte je das Bettzeug
gewaschen.
    Der Mann führt sie zu einer Tür unter der Treppe. Er zwingt sie,
daneben stehen zu bleiben. Dann schiebt er ein paar schwere Eisenriegel zurück,
mit denen die Tür verschlossen ist. Er beugt sich in etwas hinein, was Mia für
einen Schrank hält, und zieht an einer Schnur, um das Licht einzuschalten. Eine
nackte Birne geht an, die oben ganz staubig ist. Der Staub beginnt zu riechen,
als die Birne heißer wird.
    »Da hinunter«, sagt er.
    Mia ist unsicher. Aber der Mann reißt an der Kette, und sie tritt
durch die Tür. Es ist kein Schrank. Da sind Treppen, die nach unten führen.
    Hier unten ist alles aus Beton, und es hallt.
    Dann folgt ein Korridor mit Regalen an den Wänden, Wischmopps und
Eimer stehen darin, aber alle Wischmopps sind alt, und ihre grauen Köpfe sind
vertrocknet und steif. Die Eimer sind aus verbeultem Metall. Sie riechen wie
Desinfektionsmittel im Krankenhaus, ein sauberer Geruch, aber auch ein
schmutziger Geruch.
    Am Ende des Korridors ist eine Tür.
    Die Tür ist mit Eisenriegeln und

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