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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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unterwegs in den OP.«
    »Wird er es schaffen?«
    »Ich bin nicht auf dem neusten Stand. Hier geht alles ziemlich drunter
und drüber. Das letzte Wort ist anscheinend noch nicht gesprochen.«
    »Also kann ich ihn unmöglich verhören?«
    »Nicht jetzt.«
    »Kein Ausweis?«
    »Nein. Brieftasche, Bargeld, Prepaid-Kreditkarte.«
    »Woher hat er die Karte?«
    »Das überprüfen wir gerade.«
    »Sie wird nicht zurückzuverfolgen sein«, sagt er. »Dafür sind sie zu
vorsichtig. Solche Karten kann man überall mit Bargeld kaufen. Oder noch
besser, man steckt irgendeinem Gangster ein paar Mäuse zu, damit der für einen
reingeht und eine kauft. Wird seine DNA untersucht?«
    »Im Expressverfahren.«
    Er kurbelt das Fenster herunter, stellt die magnetische Warnleuchte
aufs Dach. Er programmiert das Navigationsgerät und biegt unbemerkt in den
Fieldway Crescent ein.
    Abgesehen vielleicht von Schenk, der sich in seine Richtung dreht,
eine Hand an seine Stirn hält, als wollte er die Sonne abschirmen, und durch
den dunklen Park späht.
    Als der Abstand zwischen Luther und Schenk groß genug ist, schaltet
er Blaulicht und Martinshorn ein. Er folgt seinem Klagelied den ganzen Weg bis
nach Chiswick.
    Er ist der letzte Clown, der beim Zirkus ankommt. Er zeigt
dem Einsatzleiter seine Dienstmarke und taucht unter dem Absperrband durch und
hinein in grelles Licht, das die Nacht in unerwartet harter, hoher Auflösung
darstellt.
    Alle sehen aus, als hätten sie seit einer Woche nicht geschlafen.
    Teller sagt nichts. Nickt nur.
    Luther vergräbt die Hände in den Taschen. Er denkt an seine Frau,
fragt sich, was sie wohl macht.
    Er tritt über die Schwelle und in die Diele.
    Er riecht es.
    Die Spurensicherung ist hier, Männer und Frauen mit Schutzanzügen,
Atemmasken, blauen Überschuhen. Sie haben Kameras und Lineale und Absperrband
bei sich.
    Bevor Luther die Leichen erblickt, sieht er die umgeworfenen Möbel,
das Blut an den Wänden. Das Wort.
    Er starrt darauf. Er starrt auf das Wort an der Wand, von
menschlicher Hand mit Blut dort hingeschmiert, dick wie Ölfarbe.
     
    BULLENSCHWEINE
     
    Luther blickt zu Teller. Er sieht Mitleid in ihren Augen,
und das Mitleid macht ihm Angst, weil es eine Reaktion auf seinen Gesichtsausdruck
ist.
    Als er aus dem Haus stolpert, weiß er, dass alle auf ihn schauen,
sich Seitenblicke zuwerfen.
    Draußen ist die Luft nicht kalt genug. Er will in Eiswasser
eintauchen. Er will den Atem anhalten, bis es wehtut.
    Teller nimmt ihn am Ellbogen, nickt mit dem Kopf.
    Sie übertreten jene Zeitschwelle, wenn die Nacht in den Tag
übergeht.
    Sie fragt: »Wollen Sie raus aus der Sache?«
    »Ja«, antwortet er. »Ich will raus.«
    »Dann sind Sie draußen.« Sie lässt ihn einen Moment darüber
nachdenken, dann spricht sie weiter: »Aber Sie müssen wissen: Wenn Sie den Fall
abgeben, dann war’s das, dann müssen Sie dazu stehen. Es zählt nicht, was Sie
vorher getan haben oder was Sie in Zukunft tun. In den Köpfen der Leute werden
Sie der Bulle sein, der das hat geschehen lassen und sich dann aus dem Staub
gemacht hat. Ich weiß, dass das nicht fair ist. Und ich weiß, dass es nicht
stimmt. Aber dieser Bastard hat angekündigt, das hier zu tun, wenn Sie sich
nicht bei ihm entschuldigen. Und obwohl das unmöglich war, werden die Medien
die Geschichte nicht so darstellen. In dieser Geschichte geht es um Sie und
ihn. Wir haben
es so gedreht , dass es um Sie und ihn geht. Es ist unsere Schuld.
Und wenn Sie jetzt aussteigen – was ich an Ihrer Stelle tun würde, weiß Gott –,
aber wenn Sie das tun, werden Sie dazu stehen müssen. Dann sind Sie der Mann,
der das, was da drinnen passiert ist, hat geschehen lassen.«
    Am Himmel schweben Hubschrauber. Ihre Scheinwerfer suchen die
Straßen ab.
    »Es ist nicht …« beginnt er nach einer langen Pause. Sie hört ihn
nicht, seine Stimme ist weg. Er hustet in seine Faust, um die Kehle
freizubekommen, fängt noch einmal an. »Es ist nicht ungewöhnlich für einen
solchen Menschen, seine Opfer nach ihrem Tod zu demütigen. Wir haben das alle
schon gesehen. So jemand lässt eine Frau mit gespreizten Beinen liegen, steckt
ihr irgendwas in die Vagina. Er verstümmelt ihre Brüste und ihr Gesicht. Er
wirft eine Nutte neben ein Schild mit ›Keine Müllentsorgung‹. Aber etwas
Derartiges habe ich noch nie gesehen.«
    Pete Black hat seinen Opfern die Köpfe abgeschnitten und sie
vertauscht.
    Der Kopf des Sohnes grinst auf dem Körper der Mutter.
    Das Au-pair posiert im

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