Lux Aeterna (German Edition)
zum Gehen. „Bis morgen dann.“
Welsch wartete noch, bis der Gerichtsmediziner die Leiche zum Abtransport freigab. Dann ging auch er nach Hause.
* * *
Am nächsten Vormittag hatte Harald Welsch den Bericht des Pathologen auf dem Schreibtisch.
„Die Kleine war gerade mal neunzehn Jahre alt und offenbar noch unschuldig. Sie kommt aus gutbürgerlichem Hause, war Studentin und ein ganz normales Mädchen. Ihr Name war Marita van Dijk.“
Rita Hold blickte von ihrem Schreibtisch auf. „Vielleicht zu normal?“, fragte sie.
„Wie meinen Sie das?“
„Na ja, Triebtäter werden von solchen Mädchen manchmal magisch angezogen. Und dass sie noch unschuldig war, beweist ja nur, dass sie wenig Kontakt zu Männern hatte.“
Welsch betrachtete das Foto, das die Leiche wie eine Schlafende zeigte. „Und dabei war sie wirklich hübsch!“, meinte er.
Rita trat näher und blickte über seine Schulter. „Da haben Sie Recht. Und viel zu jung, um so zu sterben.“ Dabei wies sie auf die Rubrik Todesursache, „übermäßiger Blutverlust“ stand da. „Sie scheint sich nicht einmal gewehrt zu haben. Es gibt keinerlei Hinweise auf einen Kampf. Irgendwie sieht die Wunde aus, wie von einem kleinen Raubtier.“
„Ich tippe auf einen Ritualmord“, sagte Welsch plötzlich.
„Wie kommen Sie darauf? Es gibt keinerlei Hinweise auf Satanismus oder ähnliches.“
Der Kommissar sah kurz auf. „Wenn es ein Tier gewesen wäre, wäre sie weggelaufen oder hätte sich gewehrt. Es gibt aber keine Fußspuren um die Statue herum. Außerdem sehe ich noch kein klassisches Motiv, und Sie wissen doch, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die es eigentlich nicht geben dürfte.“
Rita lächelte in sich hinein. „Leider konnten Sie mir das nicht beweisen. Erinnern Sie sich?“
Welsch nickte. „Aber ich weiß, was ich gesehen habe.“
„Wir könnten zunächst mal mit den Eltern reden“, schlug Rita vor.
„Machen Sie das, ich werde in die Universität fahren und mich mal bei ihren Kommilitonen umhören.“
Damit war die Arbeitsteilung festgelegt.
Rita Hold blickte sich in dem Jungmädchenzimmer des Opfers um, doch sie konnte nichts entdecken, was ihr bei den Ermittlungen weiterhelfen konnte. ‚Hoffentlich hat Kommissar Welsch mehr Glück’ , dachte sie.
Dieser unterhielt sich gerade mit Maritas Ethnologie-Professor. „Marita hat bei uns Europäische Kulturgeschichte studiert, und sie hatte ein besonderes Interesse an der klassischen Archäologie“, sagte der Professor. „Ansonsten ein sehr stilles und fleißiges Mädchen.“
„Hatte Sie Freunde hier an der Uni?“, fragte Welsch.
„Nur eine, von der ich weiß. Karin Sandmann. Die beiden besuchten die gleichen Vorlesungen.“
„Danke, Professor Heffner. Ich werde mich mal mit der jungen Dame unterhalten.“ Damit machte sich Welsch auf den Weg zum Sekretariat der Uni, um die Daten dieser Karin Sandmann einzuholen.
Karin blickte den Kommissar erschrocken an, als dieser ihr die Mitteilung vom Tod ihrer besten Freundin machte. Sie saßen zusammen mit ihren Eltern, die genauso betroffen waren, im Wohnzimmer und tranken eine Tasse Kaffee.
„Und Sie sind sicher, dass es nichts gibt, was ich erfahren sollte?“, fragte er die kleine Studentin geradeheraus.
Diese wirkte wie eine schüchterne graue Maus mit ihrem jungenhaften Kurzhaarschnitt und der übergroßen Brille. Sie schüttelte bloß den Kopf.
„Gut. Falls Ihnen doch noch etwas einfallen sollte, hier ist meine Karte.“
Zurück im Büro stellten die beiden Ermittler fest, dass ihre Ergebnisse doch recht mager waren.
„Alles, was ich noch herausgefunden habe, war, dass Marita wohl ein Fan der Band ‚The Damned’ war. Sie hatte eine Menge Plakate in ihrem Zimmer.“
„Eine Boygroup?“, fragte der Kommissar ohne sonderliches Interesse.
Rita grinste. „Wohl eher eine Gothic Rockband und recht erfolgreich, wie ich gehört habe. Die Jungs kommen aus England und haben gerade eine neue CD herausgebracht. Ich glaube, die sind im Augenblick auf Promotour in Deutschland. Maritas Mutter sagte mir, dass ihre Tochter mit ihrer Freundin Karin an dem Abend ihres Todes auf einem Konzert war. Die beiden standen wohl auf den Leadsänger und wollten unbedingt ein Autogramm ergattern. Offenbar hatten Sie schon mehrfach erfolglos an die Plattenfirma geschrieben.“
„Nicht schon wieder Künstler!“, stöhnte Welsch und sank auf seinem Stuhl zusammen.
Rita lachte laut. „Ich
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