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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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einhundertvierzehn Stimmen hatte er gleich im ersten
    Wahlgang erhalten. Ein gutes Ergebnis. Benelli hatte dreiundzwanzig
    Stimmen erreicht, während Leo, der damals noch Eugenio Kardinal Tore
    hieß, gerade einmal zwölf Stimmen für sich hatte verbuchen können. Die
    restlichen hatten sich auf etwa eineinhalb Dutzend Kardinäle verteilt.
    Unter ihnen auch Ciban. Nach dem zweiten Wahlgang hatte der Meister
    achtunddreißig Stimmen erhalten. Eine gute Verbesserung. Benelli
    neunundzwanzig und Leo gerade mal vierzehn. Alles sah nach einem
    Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Meister und Benelli aus, wobei
    Ersterer sich sicher war, am Ende den Sieg davonzutragen.
    Aber dann war alles ganz anders gekommen. Der Akt hatte sich über
    eine Woche hingezogen, und am Ende war der Meister sogar aus dem
    Rennen geschieden. Schließlich sollte die Wahl sogar durch eine
    einfache Stimmenmehrheit für Benelli entschieden werden. Doch was
    dann geschah, war Geschichte, wie sie in keiner Zeitung, in keinem Buch
    und in keinem Radio- oder Fernsehbericht je an die Öffentlichkeit
    dringen würde. Als der Kardinal-Kämmerer vor Benelli getreten war, um
    ihn zu fragen, ob er die Wahl annehmen wolle, hatte dieser
    Wahnsinnige – der Meister konnte es jetzt noch nicht fassen! – die Wahl
    einfach abgelehnt und sich stattdessen für das Recht entschieden,
    Eugenio Tore zu akklamieren, den jetzigen Papst Leo IV.
    Der Meister hatte in jener Stunde mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
    Was für ein Irrsinn das gewesen war und was für ein geschickter
    Schachzug zugleich. Das alles nur, um eines zu verhindern: dass er, der
    Meister, der beste Kandidat von allen, Papst werden konnte.
    Als Tore die Wahl schließlich annahm und die Kardinäle ihm
    applaudierten, war Benellis Blick von äußerster Zufriedenheit erfüllt
    gewesen. Selbst Cibans Applaus war aufrichtig und aus tiefstem Herzen
    gekommen. Nie zuvor hatte der Meister den schlanken,
    hochgewachsenen Kardinal so ausgelassen erlebt.
    Tore! Ausgerechnet Tore!
    Es war, als hätten die Kardinäle einen zweiten Johannes Paul oder
    Johannes XXIII. gewählt. Ein weiterer Stich in die Seele des Meisters.
    Warum ausgerechnet dieser Möchtegern-Revolutionär! Er hatte nichts
    übrig für Tore. Rein gar nichts. Der Mann war einfach zu unrealistisch,
    zu einfältig. Viel zu naiv!
    Dann, wenige Tage nach dem Konklave, jene vermeintliche Beförderung
    des Meisters zum Staatssekretär. Zunächst hatte er sich geehrt gefühlt,
    wenn auch mit Argwohn, doch allmählich hatte er zu begreifen
    begonnen, wie viel mehr Freiheit und Information ihm das frühere Amt
    des Präfekten der Glaubenskongregation für seine Ziele und Pläne
    eröffnet hatte. Doch diese Quelle war nun abgeschnitten, durch einen
    anderen Kardinal besetzt. Durch Marc Abott Kardinal Ciban!
    Dass ausgerechnet Ciban als künftiger Glaubenswächter von dem
    Geheimnis erfuhr, war für den Meister ein weiterer Schlag gewesen und
    nur schwer zu verkraften, denn dessen Einweihung konnte durchaus das
    Ende der Pläne des Meisters sein. Ausgerechnet der Verräter!
    Der Meister bemerkte, dass er vor Ärger leicht zitterte. Seine Gedanken
    kehrten zu der Nonne zurück. Zu Catherine Bell, die im päpstlichen
    Haushalt ein Doppelleben führte. Wie es schien, hatte Benelli sie
    genauestens instruiert. Ganz sicher wusste sie nun ebenfalls um das
    Geheimnis. Wie sonst hätte sie Leo schützen können? Damit war es nun
    vorbei! Der Schlüssel zur Lösung des Problems war ihr Tod.

77.

    Es hatte angefangen zu regnen. Catherine stand, ihre Jacke über den
    Kopf gezogen, auf dem Platz vor der Grotta di Lourdes und blickte sich
    um. Der Regen hatte überall flache Pfützen gebildet, und auch auf den
    schwarzen Kunststoffplanen, die man zum Schutz über die Nachbildung
    der Lourdes-Grotte gespannt hatte, lagen kleine Wasserlachen. Ihr Blick
    glitt über den verhüllten Tatort und die Umgebung, doch von Ben fehlte
    jede Spur.
    »Ben?«
    Langsam trat sie näher an das vermeintliche Baugerüst und schaute sich
    um. Die Jacke über ihrem Kopf schränkte ihr Sichtfeld jedoch so weit
    ein, dass sie den Stoff ein kleines Stück zurückschob, um besser sehen zu können. Die verhüllte Grotta wirkte in der regennassen Dunkelheit wie
    ein übersinnliches Ungetüm.
    »Ben?«
    Keine Antwort. Ihm war doch nichts passiert?
    Plötzlich beschlich sie das vage Empfinden, dass jemand sie
    beobachtete. Sie sah über die Schulter. Der Platz vor der Grotta war
    dunkel und

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