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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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geküsst.
    In seiner Begleitung bewunderte sie die Marmorflure, die Bilder und
    Skulpturen im Staatssekretariat, ebenso wie den einmaligen Blick durch
    die hohen Glasfenster auf den Damasus-Hof und den Petersplatz. Es war
    atemberaubend. Schließlich hatten sie die Sixtinische Kapelle besucht,
    Catherines erklärten Lieblingsort im Vatikan. Es war einfach
    unglaublich, in welcher Farbenpracht die Fresken an den Seitenwänden
    von Perugino, Botticelli oder Signorelli nach der Restaurierung
    erstrahlten, ganz zu schweigen von Michelangelos Altarfresko »Das
    Jüngste Gericht«.
    »Du strahlst wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum«, meinte Ben
    amüsiert. »Vielleicht solltest du öfters nach Rom kommen.«
    »Zu einem weniger förmlichen Anlass gerne.« Dann fügte sie mit einem
    Zwinkern hinzu: »Ich frage mich jedoch, inwieweit ich einem
    Mitarbeiter des Palazzo del Sant’Uffizio trauen kann.«
    »Nun, ich bin kein Spion, und ich bin auch nicht Ben der Rächer.«
    Catherine lachte leise. »Verzeih mir. Das war dumm von mir
    dahergesagt.« Sie wusste nur zu gut, Bens Aura war ohne List und Arg.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht nach allem, was du gerade durchmachst.«
    Nach einer kurzen Pause ergänzte er nachdenklich: »Was meinst du, wir
    könnten das alles hier auch mal für ein paar Stunden hinter uns lassen.
    Was hältst du von einem gemeinsamen Stadtrundgang? Natürlich nur,
    um dich gründlich auszuspionieren.«
    Trotz des erhabenen Ortes konnte sie ein Grinsen nicht gänzlich
    unterdrücken. Ein Stadtrundgang, der sie die letzten Tage ein klein
    wenig vergessen ließ, war tatsächlich genau das Richtige. Also
    verbrachten sie den Nachmittag in der Stadt mit ihren Kuppeln, Türmen
    und alten Fassaden und ließen sich als Fußgänger kreuz und quer von
    Autos und pfeilschnellen Vespas durch das römische Chaos jagen, vorbei
    an Polizisten mit weißen Stulpen und Handschuhen, die vergebens
    versuchten, das unkontrollierbare Gewirr der Blechlawinen zu regeln.
    Für den nächsten Abend verabredeten sie sich schließlich in den
    gemütlich-rustikalen Räumen des Lokals Matricianella nahe dem
    Palazzo Borghese zum Essen. Catherine hatte schon die frittierten
    Steinpilze, Sardellen, das Gemüse und den Mozzarella auf der Zunge
    geschmeckt, doch dann hatte Ben leider absagen müssen. Eine dringende
    berufliche Angelegenheit erforderte eine Auslandsreise. Mehr hatte er
    dazu nicht sagen dürfen. Doch die junge Nonne war sich sicher gewesen,
    dass sein Vorgesetzter Kardinal Ciban hinter dem plötzlichen Auftrag
    steckte.
    Ciban …
    Als Catherine am heutigen Tag den Vatikan betrat, machte sie einen
    großen Bogen um das kühle Dienstgebäude der Heiligen Inquisition, das
    links vom Petersplatz vor der Nervi-Halle lag.
    In den letzten Wochen hatte sie ihren Standpunkt als Frau und Theologin
    während zahlreicher Sitzungen vor den klügsten Köpfen der Inquisition
    dargelegt und verteidigt, ebenso vor etlichen Glaubenswächtern,
    einschließlich dem gestrengen obersten Glaubenswächter Marc Abott
    Kardinal Ciban. Auch wenn es im einundzwanzigsten Jahrhundert keine
    Scheiterhaufen mehr gab, konnten diese Männer ihre Opfer immer noch
    seelisch zu Asche verbrennen.
    In den ersten Sitzungen hatten sie alles abgehakt, was Catherine je zu
    Empfängnisverhütung, Zölibat, Sterbehilfe, Abtreibung, Unfehlbarkeit
    des Papstes oder Ehe und Scheidung geäußert hatte. Sie war selbst ein
    wenig überrascht gewesen, zu so vielen Themen Stellung genommen zu
    haben. Dann war das Tribunal zu ihren Äußerungen hinsichtlich der
    Evangelien übergegangen, wobei Catherines Zweifel an der
    Jungfrauengeburt Jesu Christi der willkommenste kritische Punkt war.
    Marias Biografie war eine der unglaublichsten der Weltgeschichte. Eine
    analphabetische Jüdin wurde die Mutter des Gottessohnes und blieb
    darüber hinaus eine immerwährende Jungfrau!
    Nicht einmal dem Präfekten der Glaubenskongregation schien das
    geheuer zu sein, denn Kardinal Ciban hatte in seinem Buch Christentum geschrieben, dass Jesu Gottsein nicht einmal dann angetastet würde,
    wenn er aus einer normalen Eheverbindung zwischen Mann und Frau
    hervorgegangen wäre. Seiner Ansicht nach war die Sohnschaft Gottes
    keine biologische, sondern eine ontologische Realität, ein Geschehnis in Gottes Ewigkeit. Catherine hatte exakt diese Passage aus Cibans Buch
    gewählt, um ihren eigenen Standpunkt zu untermauern. Und genau
    dieses verwegene Zitieren veränderte schließlich den weiteren

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