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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Grundriss, ein detaillierter dreidimensionaler Plan der Basilika mit einer einzigen Markierung, einem roten Kreuz. Das Grabmal Kardinal
    Pietro Stefaneschis. Der nächste Treffpunkt?
    Sie faltete den Plan in der Mitte zusammen, stieg die Stufen des
    Brunnens hinab und bewegte sich durch die Menge von Menschen aus
    den unterschiedlichsten Ländern, während sie den Eingang im Blick
    behielt und darauf achtete, dass ihr keiner der lauernden Taschendiebe zu nahe kam. Die Papst-Statuen schienen auf sie herabzuschauen, als
    wüssten sie genau, worum es ging.
    Als Catherine aus dem hellen Tageslicht in die Vorhalle trat, musste sie für einen Moment innehalten, bis sich ihre Augen an die neuen
    Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Das Innere der Kirche war angenehm
    kühl und lag in einem wohltuenden Dämmerlicht. Sie bekreuzigte sich
    mit Weihwasser, dann blickte sie, mehr aus Nervosität als aus der
    Notwendigkeit heraus, auf den Plan. Das Grabmal Kardinal Stefaneschis
    lag im hinteren Teil der Kirche, links von der Apsishalbkuppel mit ihrem aus dem zwölften Jahrhundert stammenden Mosaik. Dort saß die
    Jungfrau Maria, umgeben von Heiligen, zur Rechten Christi.
    Catherine reihte sich in den murmelnden Menschenstrom ein, der sich
    über das prachtvolle Bodenmosaik ergoss, vorbei an den Granitsäulen
    des Hauptschiffs, die aus den Ruinen altrömischer Bauwerke errichtet
    worden waren. Obwohl sie wusste, dass dieser Ort selbst für Rom sehr
    ungewöhnlich war, dass er über die Aura vieler anderer historischer
    Gebäude und Denkmäler hinausstrahlte, ließ die Atmosphäre sie in
    dieser Stunde völlig kalt.
    Die Menge bewegte sich weiter, leise schwatzend, unendlich träge, doch
    Catherine hütete sich davor, aus dem Menschenstrom auszubrechen. Der
    Strom schützte sie, und dennoch fühlte sie sich seltsam verletzlich. Ihr Blick glitt nach oben, über die kostbare, vergoldete Holzdecke, und
    verweilte kurz auf einer der Kameras, die hoch über den Köpfen der
    Besucher an den Wänden hingen und das Innere der Basilika
    überwachten.
    Ob der Alte sie beobachtete?
    Catherine blieb einen Augenblick rechts unter der Apsishalbkuppel
    stehen, direkt vor dem Cavallini-Mosaik, und musterte die Details mit
    den Szenen aus dem Marienleben. Normalerweise fühlte sie, wie die
    Ehrfurcht gebietende Aura der mittelalterlichen Kunst in jedem Molekül
    der Luft geheimnisvoll mitschwang. Doch im Augenblick hätte sie
    ebenso gut die Skizze eines Schaltkreises studieren können. Ob der Alte
    irgendwo in der Menge war?
    Dann endlich stand sie auf dem schmalen Podest vor dem Grabmal, das
    wie aus Purpur und Marmor wirkte, und blickte auf das steinerne
    Ebenbild des Kirchenfürsten. Seine Hände waren über der Brust gefaltet,
    und da waren auch die Insignien seines klerikalen Standes: die Robe und
    der Kardinalshut. Catherine warf einen kurzen Blick auf die lateinische
    Inschrift. Als sie wieder auf das edle, bleiche Gesicht des Kardinals sah, hatte sie das deutliche Gefühl, nicht mehr alleine zu sein.
    »Ist das nicht ein herrlicher Ort?« Die Stimme schien aus dem Grabmal
    zu kommen, gerade so laut, dass die junge Frau sie durch den Lärm der
    klickenden Kameras hindurch hören konnte. »Ich liebe ihn. Hier bin ich
    getauft worden. Hierher kehre ich immer wieder zurück, um meine
    Kräfte zu erneuern.«
    »Wer sind Sie?« Catherine blickte sich um, doch von dem alten Mann
    war weit und breit nichts zu sehen. Was sollte das alles? Was sollte sie hier?
    »Wir brauchen deine Gabe, Catherine. Deine zweite Gabe.«
    Mit einem Male spürte sie die Gegenwart des Alten und wusste, dass er
    nicht alleine gekommen war. Da waren auf einmal noch andere Gestalten
    in der Nähe des Grabs, Schatten, umgeben von einem blendenden
    Lichterkranz.
    »Ich habe keine zweite Gabe«, erklärte sie.
    »Oh doch«, sagte der Mann. »Sie ist dir nur deshalb nicht bewusst, weil
    sie für dich selbstverständlich ist. Ich rede von deiner Energie oder
    vielmehr deiner Fähigkeit, Energie aus deinem Umfeld aufzunehmen,
    ohne anderen damit zu schaden. Ihr will ich nun die meine hinzufügen.«
    Wovon sprach der Alte da? Sie hatte keine übermenschliche Energie.
    Nie gehabt! Seine Antwort klang wie ein Lachen. Sie schaute ihn an und
    plötzlich erkannte sie ihn …
    Benelli!
    »Deine Mission hat begonnen, Catherine. Nun erkläre ich dir den
    nächsten Schritt.«

    25.

    LUKAS …
    Noch bevor Ben Abels Appartement verlassen hatte, war ihm klar
    geworden, dass es lediglich eine

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