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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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das letzte
    Forschungsprojekt von Darius gewesen sein? Und wenn ja, wie passte
    Seine Eminenz Kardinal Benelli da hinein?
    Er dachte über das Opferprofil nach. Darius war vierundsiebzig Jahre alt gewesen, doch er hatte die Konstitution eines Mannes von Ende fünfzig
    gehabt. Aufrichtig. Mit der Fähigkeit zur Selbstlosigkeit. Darius liebte die Menschen. Außerdem war er medial hochbegabt, auch wenn Ben nie
    dahintergekommen war, welche Gabe sein ehemaliger Mentor eigentlich
    besessen hatte. An welchen Forschungsbereichen der Pater im Detail
    gearbeitet hatte, war Ben ebenso wenig bekannt. Doch LUKAS war
    bisher die einzige Verbindung zwischen Darius und Benelli, zumindest
    im Zusammenhang mit dem Lux Domini. Und sowohl Darius als auch
    Benelli waren nun tot.
    Während Ben weiter durch die lautlose Stille der Villa schlich, durch die dunklen Gänge und Kammern des Untergeschosses, unter denen ein
    gewaltiger Keller liegen musste, legte er in Gedanken ein erstes Profil zu dem Kardinal an, obwohl ihm noch einige Daten fehlten.
    Benelli war ein kleiner, dicklicher Mann gewesen, völlig untrainiert, aber dennoch agil und sehr intelligent. Wie Darius hatte er ein gewinnendes
    Wesen, bei einer hohen emotionalen Intelligenz. Seit wann er Mitglied
    beim Lux Domini war, war Ben unbekannt. In jedem Fall war Benelli ein
    Kurienkardinal mit einem gewissen Einfluss gewesen. Und wie
    Catherine gesagt hatte, besaß er eine ähnliche Aura wie Darius!
    Ben blickte sich im Dunkeln um, orientierte sich. Am Ende des dunklen
    Flurs führte eine schmale, elegante Marmortreppe in das etwas hellere
    Erdgeschoss der Villa. Verborgene Leuchten sorgten dort für indirektes
    Licht, das den Raum in ein angenehmes Halbdunkel tauchte. Vorsichtig
    schlich er an einer der römischen Statuen vorbei. Wenn er sich nicht
    irrte, schritt er gerade durch die Stuckgalerie, die Szenen aus den
    Metamorphosen Ovids und ausgesuchte Mythen der Antike darstellte.
    Das Gewölbe umfasste etliche Gemälde, unter anderem eine Darstellung
    des Narziss, der sein Spiegelbild selbstverliebt im Wasser betrachtete.
    Nachdem Ben die Galerie durchquert und zwei weitere prachtvolle
    Räume passiert hatte, befand er sich ganz in der Nähe der Bibliothek, die ein gutes Stück hinter der großen Empfangshalle lag. Er dachte noch
    einmal über das nach, was Catherine während der Autofahrt gesagt hatte,
    dass die Auren von Darius und dem Kardinal wie Zwillingsauren
    gewesen seien, etwas, das sie so noch nie zuvor gesehen habe. Dann
    fragte er sich, ob Benellis Selbstmordmotiv womöglich in Darius’
    Ermordung lag und ob es da einen Zusammenhang gab.
    Einen Augenblick blieb Ben unschlüssig stehen. Hatte er gerade ein
    Geräusch gehört? Sein Blick tastete sich durch den halbdunklen Gang.
    Es war niemand zu sehen, doch was hatte das schon bei all den Nischen,
    Türen und Seitengängen zu sagen? Noch einen weiteren Moment hielt er
    inne, wartete, lauschte, dann setzte er seinen Weg mit einem flauen
    Gefühl im Magen fort. Nein, es gab jetzt kein Zurück mehr. Er hatte
    Benellis Arbeitszimmer hinter der Bibliothek fast erreicht.
    Die Tür zu dem Raum stand offen. Er betrachtete die Regale, geschützt
    hinter Glas, die bis zu zwei Stockwerke hoch waren. Für eine Sekunde
    glaubte er aus dem Augenwinkel etwas wahrzunehmen, ein Funkeln oder
    eine Spiegelung. Doch als er die Stelle direkt fixierte, waren da nur die Goldrücken der dicken Folianten.
    Er huschte weiter, wie auf Zehenspitzen, und lauschte an der halb
    offenen Tür zum Arbeitszimmer. Kein Licht. Kein Geräusch. Nichts.
    Danach schlüpfte er durch die schmale Öffnung in das Büro, ohne die
    Tür zu berühren. Das flaue Gefühl in seinem Magen verstärkte sich.
    Egal. Jetzt war er am Ziel.
    Wieder musste er einen Moment warten, bis die Augen sich an die
    neuen, schlechteren Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Er fand den
    Dimmer an der Wand und regulierte das Licht gerade so, dass er sich
    orientieren konnte. Dann steuerte er auf den Schreibtisch zu, kramte in
    seiner Jackeninnentasche und holte die kleine LED-Punktlampe hervor,
    einer der Ausrüstungsgegenstände, die er in einem geheimen Fach im
    Kofferraum seines Wagens aufbewahrte. Zehn Minuten später hatte er
    den Schreibtisch komplett durchsucht. Ohne Erfolg. Erstaunlicherweise
    war keine der Schubladen verschlossen gewesen. Wie es aussah, hatte
    Benelli nichts Verdächtiges dort aufbewahrt. Andererseits …
    Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas … fehlte.
    Bens

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