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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Blick wanderte vom Schreibtisch zu den Regalen und
    Aktenschränken hinüber. Er wollte sich gerade zu einem der Borde
    begeben, als ihm auffiel, dass das Rollschubfach eines der
    Aktenschränke nicht ganz geschlossen war, sondern einen guten
    Zentimeter weit offen stand. Leise ging er auf den Aktenschrank zu, zog
    die Schublade auf und leuchtete mit der Punktlampe hinein.
    Mist!
    Jemand musste das Fach in aller Eile vor ihm durchwühlt und dann keine
    Zeit mehr gehabt haben, es richtig zuzuschieben. Ein Teil der Akten
    fehlte. Das Fach unter »L« war komplett leer, und »L« konnte sowohl für
    »Lux« als auch für »Lukas« stehen.
    Das flaue Gefühl in Bens Magengegend kehrte schlagartig zurück.
    Womöglich hatte er sich das Geräusch vorhin im Gang doch nicht
    eingebildet. Womöglich befand sich dieser jemand, der das Fach gerade
    durchwühlt hatte, mit ihm noch hier, in diesem Raum?
    Ben atmete tief ein, schloss die Lade und entschied, so zu tun, als habe er nichts dergleichen bemerkt. Doch dann sah er noch einmal zum
    Schreibtisch – und plötzlich dämmerte ihm, was ihn so irritiert hatte. Ein Kabelstrang hing seitlich von der Tischplatte herunter und wand sich bis zum schweren Teppich, doch nirgends war ein Computer zu sehen.
    Genau in dem Moment, als ihm diese zweite Erkenntnis kam, nahm er
    aus dem Augenwinkel wahr, wie jemand auf ihn zuraste. Etwas traf ihn
    an der Schläfe – und er ging zu Boden.

26.

    Es war stockdunkel, muffig, nasskalt und feucht. Bens Schädel brummte,
    als wäre eine Horde Büffel darüber hinweggerannt. Er schmeckte
    verkrustetes Blut. Als er die Hände zu den pochenden Schläfen heben
    wollte, gelang es ihm nicht, weil er feststellen musste, dass seine Arme über dem Kopf in einer Schlinge gefesselt waren. Ebenso waren die Füße
    zusammengebunden. Doch die Fesseln waren nicht alles. Er hatte das
    dumpfe Gefühl, als läge er flach auf einer Folterbank.
    Das flaue Gefühl im Magen schlug fast in Panik um, und er hatte Mühe,
    den jähen Brechreiz zu unterdrücken. Dann erinnerte er sich wieder.
    Benelli, die Villa, Benellis Büro …
    Verdammt, er musste noch immer in der Villa sein. Vermutlich irgendwo
    in den weitläufigen labyrinthischen Kellergewölben und Stollen, tief
    unter dem Wohnbereich. Das Gebäude war auf den Grundmauern eines
    weit älteren Anwesens errichtet worden. Ein einziges Mal hatte Ben mit
    Ciban diesen Bereich während einer Recherche aufgesucht und war
    dabei sogar über einige menschliche Knochenreste gestolpert wie in
    einem unterirdischen Friedhof. Bei Gott, hier unten gab es in weiten
    Teilen nicht einmal elektrisches Licht, geschweige denn, dass er nach
    Hilfe hätte rufen können. Kein Mensch würde ihn hier unten hören.
    Mit einem Male begriff Ben noch etwas ganz anderes: Er war in dieser
    schieren Dunkelheit und Kälte nicht allein. Wie wild zerrte er an seinen Ketten.
    »Sinnlos«, sagte eine dünne, eisige Männerstimme, und ein Hauch von
    Licht erfüllte den Raum. »Wie Ihnen sicher bekannt ist, leitet sich das
    Wort ›Tortur‹ aus dem Lateinischen ab. Es ist ursprünglich ein
    medizinischer Begriff, ein Ausdruck für Schmerz und Qual. Die
    Streckbank gilt dabei nur als eines der Mittel zur Wahrheitsfindung. In
    Europa war sie vom Mittelalter bis zum beginnenden neunzehnten
    Jahrhundert im Gebrauch. Diese Villa kann ein Lied davon singen.«
    »Was wollen Sie von mir?« Bens Herz schlug wie wild, doch irgendwie
    gelang es ihm, das Zittern aus seiner Stimme herauszuhalten.
    Die dünne, eiskalte Stimme trat näher, aber nicht so nahe, dass sie ein
    Gesicht bekam. »Was haben Sie in Kardinal Benellis Arbeitszimmer
    gesucht, Monsignore?«
    »Was ist, wenn ich mit ›Nichts!‹ antworte?«, sagte Ben. Er fühlte sich
    dabei nicht annähernd so heroisch, wie er tat.
    Der Fremde trat hinter die Folterbank und zog mit dem Handhebelrad
    das Seil leicht an. Ben spürte die Dehnung sofort im ganzen Körper, vor
    allem aber in den Armen. »Ich wiederhole mich nur ungern: Was haben
    Sie in Benellis Büro gesucht?«
    Ben beschloss mit einer Gegenfrage Zeit zu gewinnen. »Warum haben
    Sie den Computer Seiner Eminenz und die Akten entfernt?«
    Der Fremde ließ sich mit seiner Antwort Zeit, wenn er überhaupt darauf
    einzugehen gedachte. Doch schließlich erklärte er: »Können Sie sich
    diese Frage nicht selbst beantworten?«
    »Entweder Sie suchen etwas oder Sie wollen etwas vertuschen. Wer sind Sie?«
    »Na, sehen Sie, da hätten wir doch gleich zwei

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