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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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leuchtender,
    fremder Sterne. Sie saß im Kreise von Männern und Frauen um ein
    wärmendes Lagerfeuer. Einige andere lagen im Gras und schliefen
    schon. Catherine dagegen war nicht nach Schlafen zumute. Sie spürte,
    dass dies eine ganz besondere Nacht war.
    Einer der Männer ließ sich neben ihr nieder und legte ihr einen
    wärmenden Umhang um den Leib. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie
    schwanger war.
    »Du solltest dich ausruhen. Zu viel Anstrengung ist nicht gut für dich
    und das Kind. Eigentlich solltest du gar nicht hier sein.«
    »Ich bin schwanger, nicht krank«, gab Catherine mit einem Anflug von
    Humor zurück, während sie begriff, dass es nicht sie war, die hier sprach, sondern dass dieses Gespräch bereits zweitausend Jahre zurücklag.
    Der Mann deutete auf eine Gruppe, die ein Stück entfernt ebenfalls um
    ein Feuer saß. »Das sind sie, die Auserwählten.«
    »Wer von ihnen ist nun der – Gesalbte?«
    Ihr Begleiter deutete auf eine einsame Gestalt, die nachdenklich etwas
    abseits von den anderen stand und zu der sich nun eine zweite, kleinere
    und zierlichere Person hinzugesellte. Die beiden umarmten sich und
    standen dann still beieinander, als blickten sie auf ein verheißungsvolles Jerusalem.
    »Dieser Mann hat Lazarus in Bethanien von den Toten auferweckt«,
    sagte er ehrfürchtig. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Dieser Mann hat viele Wunder vollbracht«, sagte eine Stimme hinter
    ihnen. »Und jedes dieser Wunder hatte seinen Preis.«
    Catherine drehte sich um. Derjenige, der zu ihnen gesprochen hatte,
    stellte sich als Judas Ischariot vor, doch die junge Frau glaubte, noch
    jemand anderen in ihm zu erkennen. Eine rötliche Aura umgab ihn, an
    einigen wenigen Stellen von Blau und Weiß durchdrungen. Es schien, als
    fechte er einen inneren Kampf aus. Sie sah den Untergang des Gesalbten
    in seinen schmerzerfüllten Augen.
    Just in dem Moment erwachte Catherine in einem schweißdurchtränkten
    Nachthemd, schaltete rasch den Wecker aus und brauchte noch eine
    ganze Weile, um sich zu orientieren. Sie lag ganz allein in dem dunklen
    Zimmer. Ein feuchter Film bedeckte ihr Gesicht, als hätte sie Fieber.
    Dann erinnerte sie sich wieder daran, wo sie wirklich war. Sie befand
    sich im Apostolischen Palast, war Teil des päpstlichen Haushaltes und
    beschützte mit ihrer mentalen Energie den Papst. Doch der Traum wollte
    sie nicht loslassen, lag wie eine reale Erinnerung in ihrem Geist und in diesem Zimmer.
    Sie sah noch immer die Menschen an den Lagerfeuern, spürte die Wärme
    des Feuers auf dem Ölberg, sah die Angst und den Schmerz in den
    Augen von Judas, der zugleich irgendwo auch Kardinal Benelli war.
    Sie musste raus aus dieser Welt. Raus aus diesem Irrsinn. Catherine
    sprang auf, eilte ins Bad und unter die Dusche. Nachdem sie
    minutenlang unter dem heißen Wasserstrahl gestanden hatte, drehte sie
    den Hahn zu, nahm ein großes Handtuch und trocknete sich ab. Das
    ganze Badezimmer war voller Nebel, alles mit Dunst beschlagen. Sie
    blickte zum Spiegel und erstarrte.
    Eine gekrümmte Linie bildete auf dem beschlagenen Spiegelglas das
    halbe Ichthys-Symbol, das geheime Erkennungszeichen der frühen
    Christen. Eine Person zeichnete einen Bogen in den Sand, die andere
    vollendete das Fischsymbol mit dem Gegenbogen und gab sich damit als
    Bruder oder Schwester in Christus vor zweitausend Jahren zu erkennen.
    Hatte Benelli ihr etwa dieses Zeichen gesandt? Um ihr Mut zu machen?
    Um sie an den tieferen Sinn ihrer Mission zu erinnern?
    Wie hypnotisiert trat Catherine an den Spiegel und vollendete das
    Symbol.

46.
    Ben erinnerte sich, dass das Apostolische Vikariat Bengalen 1834
    errichtet und 1886 von Papst Leo XIII. zum Erzbistum Kalkutta erhoben
    worden war. Als Kardinalssitz standen dem Erzbischof zur
    Unterstützung seiner Arbeit drei Weihbischöfe zur Seite. Die
    Kirchenprovinz umfasste die Suffraganbistümer Asanol, Bagdogra,
    Baruipur, Darjiling, Jalpaiguri, Krishnagar und Raiganj. Doch für die
    meisten Menschen in den Slums existierte die katholische Kirche erst
    durch das selbstlose Wirken von Mutter Teresa. Weniger als ein Prozent
    der indischen Bevölkerung waren Christen.
    Ben hatte sich am Flughafen eines der Taxis genommen und sich direkt
    nach Shanti Nagar bringen lassen. Schwester Bernadette, eine der
    »Missionarinnen der Nächstenliebe«, nahm ihn am Haupteingang, einem
    schweren Eisentor, in Empfang. Vor fast einem ganzen Tag war er von
    Rom aus nach Kalkutta aufgebrochen,

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