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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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kodierte Protokoll eines Einbruchs in ein Rechnersystem, anonymisiert. Das zweite – er hatte den Atem
    angehalten – genau jene Schlagzeile über den Hausbrand nahe dem
    Forum Romanum, die er selbst erst vor kurzem gelesen hatte.
    Ciban hatte sich also schon einen Reim auf den nächtlichen Einbruch in
    das Rechnersystem des Lux Domini und Abels Ermordung gemacht.
    Höchstwahrscheinlich hatte er Bens nächtlichen Einbruch in Benellis
    Villa im Geiste auch gleich addiert.
    Ben hatte von der Akte aufgeblickt, allen Mut zusammen genommen und
    gefragt: »Was ist ›Lukas‹, Eminenz?« Ciban hatte nicht sofort
    geantwortet. Stattdessen hatte er die Akte zurückgefordert und sie in
    einer der schweren Schubladen seines großen Schreibtischs
    verschwinden lassen. Doch Ben hatte nicht lockergelassen. »Was haben
    Schwester Isabella, Pater Darius, Pater Sylvester und Kardinal Benelli
    damit zu tun?«
    »Halten Sie diese Frage für klug?«, hatte der Präfekt schlicht gefragt.
    Einen Moment lang hatte absolute Stille geherrscht. Dann hatte das
    Telefon geklingelt und Ben von einer allzu forschen Erwiderung
    zurückgehalten. Der Erzbischof von Kalkutta höchstpersönlich war am
    Apparat gewesen und hatte von dem bizarren Todesfall in der kleinen
    Kirche in Motijhil berichtet.
    Schwester Bernadette hatte Recht. Die Chance war zwar gering, dass
    Pater Raj Licht ins Dunkel der verschwundenen Toten bringen konnte,
    aber vielleicht wusste er doch noch etwas zu berichten, das ihnen
    weiterhalf. Überdies hatte Ben den Tatort ohnehin als Nächstes
    besichtigen wollen.
    Sie machten sich also auf den Weg zu dem Viertel, in welchem die
    kleine Kirche lag, wobei Ben darum bat, dass sie genau jenen Weg
    nahmen, den Schwester Bernadette und Schwester Silvia am Tag der Tat
    genommen hatten.
    Nun gingen sie mitten durch die Slums, in denen Tausende Menschen
    zur Miete in winzigen, fensterlosen Hütten lebten, ohne fließendes
    Wasser, ohne sanitäre Anlagen oder Kochgelegenheiten. Nur zu
    bestimmten Tageszeiten floss ungefiltertes Wasser aus den öffentlichen
    Leitungen. Das Regen- und Abwasser aus den Zisternen, das die
    Menschen ergänzend zum Waschen und Baden benötigten, nutzte aus
    der Not heraus auch das Vieh.
    Schwester Bernadette berichtete ihm vom Schicksal eines
    Rikschafahrers, der die Miete für sein Gefährt nicht mehr hatte bezahlen können und so seine Arbeit verlor, wodurch er das Geld für die
    medizinische Behandlung seiner erkrankten Frau nicht mehr aufbringen
    konnte. Der Rikschafahrer sei schließlich völlig resigniert in seine
    bescheidene Behausung zurückgekehrt und habe sich das Leben
    genommen. Leider hatte Schwester Bernadette erst nach dem Selbstmord
    vom Schicksal des Mannes erfahren.
    Wie die Missionarin auf dem Weg durch die Slums weiter berichtete,
    lebten viele Menschen hier hauptsächlich von dem, was sie auf den
    Müllhalden fanden und an die Fabriken weiterverkaufen konnten.
    Lederfetzen, Gummi, Schrott, Plastik und so fort. Weniger als zehn
    Prozent der Slumbewohner konnten lesen und schreiben. Viele der
    Männer flüchteten sich in den Alkohol, und so trugen vor allem die
    Frauen die volle Last der Verantwortung für ihre Kinder und ihre
    Männer. Die schlechten Lebensverhältnisse und die durch die
    Unterernährung bedingten Mangelerscheinungen führten wiederum zu
    etlichen Erkrankungen wie Cholera, Malaria oder Tuberkulose. Ein
    wahrer Teufelskreis.
    Ben hatte auf der Taxifahrt nach Shanti Nagar gesehen, wie viele
    Menschen hier auf dem Asphalt lebten. Der Fahrer hatte berichtet, dass
    Stromausfälle von mehreren Stunden in Kalkutta keine Seltenheit waren.
    Die Stadt mit ihren über zwölf Millionen Einwohnern – und täglich
    kämen Tausende dazu – werde der Überbevölkerung und der Folgen
    einfach nicht mehr Herr. Auch zögen sich immer mehr
    Industrieunternehmen aus Kalkutta zurück und, wie Ben sicher
    festgestellt habe, flögen auch immer weniger Fluggesellschaften die
    Stadt an, was nichts anderes bedeutete, als dass diese ihre internationalen Lebensadern verlor. Dennoch sei Kalkutta keine sterbende Stadt, wie
    immer wieder behauptet werde. Das Leben gehe weiter. Überall.
    »Wir sind gleich da«, sagte Schwester Bernadette und deutete geradeaus.
    »Sehen Sie, dort!«
    Ben konnte die kleine, schlichte Kirche vor ihnen erkennen. Sie
    überquerten einen übervollen Markt mit einem reichhaltigen Angebot,
    der sich auf dem Vorplatz des Gotteshauses befand. Noch nie hatte Ben
    so viele

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